Ref. code: | 213-12__ |
Title: | Bischoff, Helmut Hermann Wilhelm, u.a., wegen Massen- und Einzeltötungen von Polen und Juden in Lagern oder unter Mitwirkung der Stapoleitstelle Posen und Umgebung, u.a. in der Strafanstalt Fort VII - Posen/Warthegau, sowie Erschießung von Häftlingen in den Wäldern bei den Dörfern Paledzie (Brandrode ) und Dabrowa (Pappelrode) (Staatsanwaltschaft Hamburg 147 Js 13/72) |
Laufzeit: | (1939-1941) 1972-1978 |
Contains also: | Enthält u.a.: Umfang/Inhalt: 34 Bde. Hauptakten 4738 Bl.; 3 Ordner Zeugenvernehmungen und Ermittlungsberichte; 1 Karteikasten Karteikarten (Index) zu Verfahren; 2 Bde. Handakten 450 Bl.; Kostenhefte, isr. Vernehmungsprotokolle; Dok., Sonderbd. Gutachten Besch. Alfred Hoffmann; Abschlußbericht ZSt Ludwigsburg zu Fort VII.- Straftatbestand: Hauptbeschuldigter war der Beschuldigte Helmut Hermann Wilhelm Bischoff, der von Oktober 1939 bis 29.09.1941 Leiter der Stapoleitstelle Posen war. A. Tötungsverbrechen an Polen und polnischen Häftlingen des Arbeitserziehungslagers Fort VII. Zu Beginn der deutschen Besetzung kam es zu zahlreichen Massenerschießungen von Polen, denen Ausschreitungen gegen Volksdeutsche vorgeworfen wurden, aber auch gegen die polnische Intelligenz. Die Erschießungswelle ebbte im Frühjahr 1940 ab. Als die Widerstands- und Partisanentätigkeit wuchs, nahm auch die Zahl der Erschießungen im Fort VII zu. Außerdem kam es zu willkürlichen Erschießungen und Folterungen. Im einzelnen u.a. folgende Delikte: 1. Massenerschießungen von Polen in den Wäldern Paledzie und Dobrowa durch Angehörige der Gestapo Posen unter Mitwirkung von Volksdeutschen; 2. Erschießen einer unbekannten Anzahl von polnischen Häftlingen aus dem Fort VII nach Standgerichtsurteil durch Angehörige der Gestapo Posen; Von Oktober 1939 bis Anfang Januar 1940 sollen ca. 1000 bis 2000 Polen nach Todesurteilen erschossen worden sein. 3. Erschießung von 25 Polen am 22.05.1941 in Kleinberg, Kreis Schroda; Die Polen wurden der Brandstiftung bei den Stallungen eines Deutschen am 17.05.1941 verdächtigt. Die Hinrichtung wurde von dem Beschuldigten Bischoff geleitet. 4. Erschießung einer unbekannten Anzahl von Polen in der Försterei Wypalanki durch Angehörige der Gestapo Posen; Es sollen hunderte von Polen im Gebiet der Försterei Wypalanki hingerichtet worden sein. 5. Tötung einer unbekannten Anzahl polnischer Häftlinge im Fort VII durch den Lagerkommandanaten, den Beschuldigten Hans Walter; Der Beschuldigte Walter hatte vor seinem Selbstmord 1944 angegeben, er habe von der Gestapo Posen den Befehl erhalten, bestimmte polnische Häftlinge zu töten. 6. Tötung von Polen im AEL Fort VII durch Wachleute auf Anordnung der Gestapo Posen; 7. Tötung von polnischen Geistlichen und Intellektuellen im Fort VII durch einen SS-Mann unter Mitwirkung von Angehörigen der Gestapo Posen; 8. Tötung und Mißhandlung von polnischen Häftlingen im Fort VII unter Beteiligung eines SS-Rottenführers; 9. Tötung eines polnischen Häftlings durch den Beschuldigten Herbert Lange; 10. Tötung polnischer Häftlinge durch den Beschuldigten Hans Walter; |
| B. Tötungsverbrechen an Juden des ZAL Posen. Im Regierungsbezirk Posen wurden 1940 einige ZAL für Juden eingerichtet. Sie unterstanden im Gegensatz zu dem AEL Fort VII nicht der Stapoleitstelle Posen, sondern dem Reichsstatthalter Greiser. Wegen Fluchtversuchs oder Diebstahls wurden ab Sommer 1941 zahlreiche jüdische Häftlinge öffentlich hingerichtet. Außerdem kam es zu zwei großen Selektionen im Zeitraum 1941 bis 1943, wobei arbeitsunfähige, kranke oder alte Häftlinge ausgesondert und anschließend erschossen unbekannt oder nach Kulmhof (Chelmno) oder Auschwitz gebracht, wo sie vergast wurden. Außerdem wurden Juden willkürlich getötet. Im einzelnen u.a. folgende Delikte: 1. Tötung von drei jüdischen Häftlingen aus dem Lager Swarzedz durch einen Aufseher; 2. Tötung jüdischer Häftlinge aus dem Lager Swarzedz durch einen Aufseher (durch Erschlagen mit der Spitzhacke und Ertränken); 3. Tötung dreier jüdischer Häftlinge aus dem Lager Swarzedz durch den Beschuldigten Emil Heinrich Jung; 4. Tötung jüdischer Häftlinge durch den Lagerleiter; 5. Tötung jüdischer Häftlinge im Lager Kicin durch einen Aufseher; 6. Tötung von Juden im Lager Fürstenfelde durch den Lagerleiter; 7. Erhängung dreier jüdischer Häftlinge aus dem ZAL Schlesingen am 04.09.1941 unter Beteiligung des Beschuldigten Bischoff 8. Aussonderung und Erschießung kranker jüdischer Häftlinge der ZAL Eichenwald und Remu; 9. Erschießung von kranken jüdischen Häftlingen der ZAL Eichenwald und Remu durch den Lagerführer; 10. Aussonderung und Vernichtung jüdischer Häftlinge des Lagers Fort Radziwill unter Beteiligung des Lagerführers; 11. Tötung jüdischer Häftlinge des Lager Kreising durch Aufseher; 12. Erhängung jüdischer Häftlinge im Lager Posen-Stadion; 13. Erhängung und Erschießung von fünf Juden am 05.02.1942 in Lissa (Leszno) wegen versuchten Diebstahls von Lebensmitteln in einem Zwangsarbeitslager; Bezüglich der Tötung von Juden wurde das Verfahren abgetrennt und unter Hamburg 147 Js 21/75 weitergeführt. - Die Ermittlungen konnten zu keiner Aufklärung der Verbrechen führen; ermittelte Beschuldigte bestritten die Teilnahme an Verbrechen. Verbunden 2100 Js 1/84: Tötungsverbrechen, die im ZAL Zabikowo (auch Posen-Lenzingen und Fort VII), Krs. Posen begangen worden sind. |
| Von Zeugen wurden folgende Taten genannt: 1. Erschießung dreier Kommunisten aus Lubone im Lager Zabikowo. 2. Töten eines tschechischen Architekten durch einen Gestapoangehörigen. 3. Mißhandlung mit Todesfolge bei einem Mann namens Michalak, der einen Fluchtversuch unternommen hatte. 4. Tötung zweier ins Lager Zabikowo gebrachter Männer, die vielleicht Fallschirmspringer waren. 5. Tötung von Häftlingen durch den Lagerkommandanten Walter. 6. Erschießen eines Häftlings durch einen SS-Offizier. 7. Erschießen des Leon Zarnowiecki am 20.08.1944 im Lager Zabikowo. 8. Erschießung der drei Polen Roman Krobska, Zygmunt Kozlowski und Tadeusz Kaczmarek am 16.08.1944 im Lager Zabikowo. 9. Erschlagen eines Häftlings durch einen SS-Mann, weil der Häftling Suppe verschüttet hatte. Das Lager Zabikowo war identisch mit Posen-Lenzingen und Fort VII. In Hamburg 147 Js 13/72 wurden die Ermittlungsmöglichkeiten erschöpft. Der namentlich beschuldigte SS-Obersturmführer Hans Walter erhängte sich nach Beginn einer disziplinarischen Unterusuchung in Posen. Sein Nachfolger ist ebenfalls verstorben. Erneute Befragungen der ermittelten Gestapo-Angehörigen würden erfolglos bleiben, da keine individuellen Beschuldigungen (Zuordnung der Taten zu bestimmten Tätern) möglich sind. |
Staatsanwalt: | Duhn; Müller-Praefcke; Nachtigall-Marten |
Alte Aktenzeichen staatsanw. Ermittlungsverfahren: | Staatsanwaltschaft Hamburg 147 Js 13/72, verbunden mit Köln (Z) 24 Js 5/70, verbunden 2100 Js 1/84.- Parallelverfahren: Hamburg 2100 Js 1/84; Hamburg 2100 Js 4/84; Stuttgart 85 Js 110/72. |
Angeklagte / Beklagte: | Achterberg (oder: Achtenberg), Oskar, geb. am 16.12.1895 in Posen, gest. am 23.02.1945/Posen |
| Artus, Walter, geb. am 23.05.1895 in Eberswalde |
| Bauer, Johann, geb. am 15.04.1919 in Grabatz/Rumänien, für tot erklärt |
| Bischoff, Helmut Hermann Wilhelm, geb. am 01.03.1908 in Glogau/Schlesien, Leiter Gestapoleitstelle Posen bis 29.09.1941, SS-Obersturmbannführer; Oberregierungsrat |
| Bolze, Wilhelm, unbekannt |
| Brotscheid, unbekannt, unbekannt |
| Ertel, Herbert, geb. am 19.07.1906 in Breslau, zum 13.02.1945 für tot erklärt, SS-Obersturmführer, Kriminalkommissar |
| Fink, Heinrich, geb. am 23.02.1913 in Darmstadt, Angeh. Stapoleitstelle Posen |
| Hoffmann, Alfred, geb. am 04.09.1917 in Lekno/Kreis Eichenbrück |
| Jung, Emil Heinrich, geb. am 25.10.1908 in Lichtenroth |
| Klosmeyer, unbekannt, unbekannt |
| Kramer, unbekannt, unbekannt |
| Lange, Ernst, geb. am 08.01.1910 in Stralsund, gest. am 16.12.1969 in Berlin, SS-Rottenführer |
| Lange, Herbert, geb. am 29.09.1909 in Menzlin/Vorpommern, am 20.04.1945 in Bernau/Berlin gefallen, Lagerführer Arbeitslager Fort VII bis 15.10.1939, SS-Hauptsturmführer, Kriminalkommissar |
| Legath, unbekannt, unbekannt |
| Müller, Walter, unbekannt |
| Neumann, Kurt, unbekannt |
| Rippke, Ernst, unbekannt |
| Schäfer, unbekannt, unbekannt |
| Schiffer, Paul, geb. am 30.10.1904 in Dortmund-Deme, am 07.10.1944 Selbstmord begangen, Angeh. Stapoleitstelle Posen, SS-Obersturmführer, Kriminalkommissar |
| Schimanski, Kurt, geb. am 11.10.1914 in Freystadt/Westpreußen, gest. am 18.06.1969 in Wallensen |
| Schleicher, Hans, geb. am 16.04.1914 in Bad Salzungen |
| Schmalz, unbekannt, unbekannt |
| Scholl, Willi, geb. am 08.02.1909 in Mainz |
| Schulze, unbekannt, unbekannt |
| Semmler, unbekannt, unbekannt |
| Siebert, unbekannt, Dr., unbekannt |
| Teschendorf, unbekannt, unbekannt |
| Tröder, Robert, geb. am 05.11.1891 in Fedorwalde/Ostpreußen, vermutlich Januar/Februar 1945 in Posen gefallen |
| unbekannt, Frieda, unbekannt, Aufseherin |
| unbekannt, unbekannt, unbekannt |
| Walter, Hans, geb. am 01.05.1911 in Graefenheim, am 09.10.1944 Selbstmord begangen, Führer Arbeitslager Fort VII vom 28.06.43-09.10.44, SS-Hauptsturmführer, Polizeiinspektor |
| Wapner, unbekannt, unbekannt |
| Weber, unbekannt, unbekannt |
| Wegier, unbekannt, unbekannt |
| Werner, Hugo, unbekannt, Ortsbauernführer in Zakrzewo bei Posen |
| Willi, Theo, unbekannt |
| Witte, Siegfried, geb. am 06.07.1909 in Kock-Estland SS-Hauptscharführer, Kriminalangestellter |
| Wolf, Franz, unbekannt |
| Würz, unbekannt, unbekannt |
| Zappe, Fritz, unbekannt |
Date of birth: | 4/15/1919 |
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Usage |
End of term of protection: | 12/31/2009 |
Permission required: | Keine |
Physical Usability: | Uneingeschränkt |
Accessibility: | Öffentlich |
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URL for this unit of description |
URL: | https://recherche.staatsarchiv.hamburg.de/ScopeQuery5.2/detail.aspx?Id=1364863 |
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