Information on identification |
Ref. code: | 622-1/226 |
Title: | Stahl |
Laufzeit: | (1854) 1900-1991 |
Level: | Bestand |
Information on extent |
Number: | 64 |
Running meters: | 0.50 |
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Information on context |
Name of the creator / provenance: | Stahl, Erna (geb. 15. Februar 1900 in Hamburg; gest. 13. Juni 1980 in Hamburg) |
Administration history: | Zur Provenienzbildnerin:
Erna Stahl wurde am 15. Februar 1900 in Hamburg geboren, lebte, wirkte und starb schließlich in ihrer Vaterstadt am 13. Juni 1980. Sie arbeitete mit Leib und Seele als Lehrerin und galt als eine der profiliertesten Reformpädagoginnen Hamburgs. Dabei war sie bei weitem nicht unumstritten, bei weitem haben andere Entwicklungen sie auch nicht widerlegt.
Zudem bleibt die Erinnerung an sie verknüpft mit dem Schicksal, während der nationalsozialistischen Herrschaft auf Grund ihrer Beziehungen zu Mitgliedern des Widerstandes um die "Weiße Rose" wegen Hochverrats verhaftet gewesen und nur mit viel Glück ihrer Hinrichtung entronnen zu sein.
Erna Stahl hatte in Hamburg auch studiert: Germanistik und Geschichte sowie im Werkstudium dazu Kunstgeschichte, welches letztere in den greifbaren biographischen Quellen allerdings etwas undeutlich bleibt. Anschließend trat sie in den Schuldienst und unterrichtete vom 01.04.1931 bis zum 31.05.1935 als wissenschaftliche Hilfslehrerin an der LichtwarkSchule, der Modellschule Hamburgs für Reformpädagogik mit bis heute legendärem Ruf.
Zeit ihres Lebens blieb Erna Stahl in ihrem pädagogischen Wirken, ihrer Denkweise und ihren persönlichen Bindungen dem Beispiel der Lichtwarkschule verpflichtet. Der weitere Lauf ihrer Karriere wurde jedoch bestimmt von ihrer Versetzung an die Oberschule Alstertal, wo man sie 1942 zur Studienrätin beförderte.
Die Verbundenheit mit der Lichtwarkschule geriet ihr in dieser Zeit zum Verhängnis. Letzten Endes wegen privater Leseabende für ihre ehemaligen Lichtwarkschüler in den Jahren 1935/36, an denen auch Personen aus dem Umfeld der späteren "Weißen Rose" teilgenommen hatten, wurde sie am 04.12.1943 von der Gestapo verhaftet, am 11.11.1944 als Untersuchungsgefangene dem Volksgerichtshof überstellt und dazu in das Frauenzuchthaus Cottbus verlegt.
Durch das Kriegsgeschehen verzögerten sich der Prozeß wegen Hochverrats und das zu erwartende Todesurteil. Vor den anrückenden Russen brachte man sie Anfang 1945 über Leipzig nach Bayreuth, wo amerikanische Truppen sie befreiten. Nach Hamburg zurückgekehrt übernahm Erna Stahl bereits im Sommer 1945 die Leitung der Oberschule Alstertal. Zunächst war sie geschäftsführende Direktorin, ab 1947 ordentliche Oberstudiendirektorin. Durch Wesensart, kämpferische Hingabe an ihre reformpädagogischen Ziele und vielleicht auch durch die im "Dritten Reich" erlittenen Strapazen galt sie als eine Persönlichkeit, in der neben menschliche Wärme und Zuwendung auch Härte und Ungeduld, neben einem gewissen Überziehen ihrer Überzeugung stets auch Mut und Zivilcourage traten, wie selbst ihre Gegner hervorheben. Ihrem Beruf galten Liebe und Kraft, dabei war sie stets bewußt reformerisch. Die Förderung, Entwicklung und Pflege persönlicher, geistiger und nicht zuletzt musischer Kräfte und Begabungen ihrer Schüler waren ihr Anliegen, nicht die Produktion funktionsgerechter Schnelleister für die Zwecke der Industrie- und Technikgesellschaft.
1948 führte sie in Alstertal, bis dahin eine Oberschule für Mädchen, die Koedukation ein. Nachdem bereits 1950 ein besonderer Versuchszweig an der Oberschule Alstertal eingerichtet worden war, entstand 1954 eine eigene Versuchsschule, deren Leitung Erna Stahl übernahm. Aus dieser Versuchsschule ging die Albert-Schweitzer-Schule hervor, die erste Gesamtschule Hamburgs, die bis zur Pensionierung gewissermaßen Erna Stahls besonderer Aug- und Zankapfel blieb. |
Archival history: | Privat scharte sich um Erna Stahl ein Freundeskreis ehemaliger Schüler besonders aus der Zeit der Lichtwarkschule, der über den Tod von Erna Stahl hinaus erhalten blieb und ihr Andenken bewahrte. Aus diesem Kreis und den weiteren Zirkeln ehemaliger Lichtwark-Schüler kommen die hier versammelten Unterlagen von und über Erna Stahl. Der Maler und Grafiker Herbert Meinke, einst sowohl Lichtwark- als auch Stahl-Schüler und lebenslang eng mit Erna Stahl befreundet, pflegte und hielt Papiere über Erna Stahl und speziell die Weiße Rose zusammen. Als Meinke 1993 starb - auch sein eigener künstlerischer und schriftlicher Nachlaß steht zur Abgabe an das Staatsarchiv in der Erörterung -, gingen die Unterlagen an Marianne Schmidt selbst ehemalige Direktorin einer Volks- und Realschule sowie ein Mittelpunkt von Traditionen der Lichtwarkschule. Marianne Schmidt ergänzte das Schrift- und Bildgut um weiteres Material und lernte schließlich Ursula Meier kennen. Auf ihre Initiative kamen der Kontakt zum Staatsarchiv und die Hergabe der Papiere zustande.
Frau Schmidt und Frau Meier hatten die Unterlagen bereits vorgeordnet. Diese Vorordnung ist im Prinzip übernommen worden. Dabei erfolgte die Unterteilung nach Schriftgut und Fotos, wurden archivgerechte Signaturen vergeben sowie Konkretisierungen und andere geeignet erscheinende Änderungen bei den Titeln vorgenommen.
Hervorzuheben sind die Unterlagen über die Weiße Rose, die Inhaftierung und deren Nachwirken fast bis zum Lebensende von Erna Stahl. Ferner zeigen einige Mappen Erna Stahls Qualitäten als Fotografin speziell von Landschaften und Architektur in Schwarzweiß auf Bildungs- und Urlaubsreisen.
Jede Archivguteinheit ist wie folgt zu zitieren: Staatsarchiv Hamburg, 622-1/226 Stahl, Nr. ...
Hinweise auf sonstige Quellen und Literatur: - Im Staatsarchiv vorhanden und wie folgt aufzufinden ist die Personalakte von Erna Stahl: Schulwesen - Personalakten. A 1588 - Ebenfalls archiviert ist inzwischen eine akribisch ausgearbeitete und sorgfältig angelegte Dokumentation von Ursula Meier: Erna Stahl - Zeugnisse ihres Wirkens im Hamburger Schulwesen nach 1945 ( Handschriftensammlung Nr. 2939 ).
gez. Heino Rose, Januar 2003
Zwischenzeitlich erfolgte eine weitere Nachlieferung.
gez. Volker Reißmann, April 2023 |
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Conditions of access and use |
Access regulations: | Benutzung nach HmbArchG. Keine weiteren Spezialvorschriften oder Genehmigungsvorbehalte. |
Finding aids: | Findbuch (Papier) |
Signierung: | Numerus currens |
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Containers |
Number: | 1 |
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Related units of description |
Related units of description: | siehe auch: 622-1/551 Staudacher-Rothe, 1987-2004 (Bestand)
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Usage |
End of term of protection: | 12/31/2021 |
Permission required: | Keine |
Physical Usability: | Uneingeschränkt |
Accessibility: | Öffentlich |
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URL for this unit of description |
URL: | https://recherche.staatsarchiv.hamburg.de/ScopeQuery5.2/detail.aspx?Id=6302 |
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