Information on identification |
Ref. code: | 622-1/214 |
Title: | Salzberg |
Laufzeit: | 1914-1984 |
Level: | Bestand |
Information on extent |
Number: | 80 |
Running meters: | 4.00 |
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Information on context |
Name of the creator / provenance: | Dr. Max Salzberg (geb. 06.12.1882, gest. 03.04.1954); Frieda Salzberg-Heins (geb. 26.08.1893, gest. 28.09.1993); Irma Heins |
Administration history: | Zum Provenienzbildner:
Max Salzberg war Jude; er wurde in Kaunas (Kowno) in Litauen geboren und ist dort aufgewachsen. Mit 19 Jahren erblindete er, wurde er in Königsberg, dann in Hamburg ohne Erfolg behandelt, hat - nach einem längerem Aufenthalt in Frankreich - am Johanneum das Abitur abgelegt, dann Fremdsprachen studiert und promoviert. Er erwarb die Lehrbefähigung für Französisch, Deutsch (für die Oberstufe) und Englisch (für die Mittelstufe), wurde aber nicht zum Referendariat zugelassen. Kurzfristig ist er kaufmännisch tätig gewesen, hat dann aber vorwiegend Iwrith (modernes Hebräisch) unterrichtet, in geringem Ausmaß während der Nazi-Zeit, verstärkt nach dem Kriege. Frieda Heins wurde in Waldheim (jetzt Hannover-Döhren) geboren, studierte in Marburg und Freiburg, erwarb die Lehrbefähigung in Deutsch, Philosophie und Englisch. Sie unterrichtete seit 1926 an der Privatschule von Henkel-Berblinger in Hamburg. Am 10. April 1922 heiratete sie ihren Kommilitonen Max Salzberg. Diese Ehe ist von manchen Freunden auf beiden Seiten abgelehnt worden, hat zur Entfremdung zwischen Frau Salzberg und ihrer Mutter geführt (sie hatte sie enterbt, wohl um das Haus vor dem Zugriff der Gestapo zu sichern) und in der Nazi-Zeit das Schicksal dieser beiden Menschen bestimmt. Frau Salzberg wurde 1939 aus dem Schuldienst entlassen; sie unterrichtete seitdem Jugendliche und Erwachsene privat, zunächst in ihrer Wohnung; später musste sie ihre Schüler aufsuchen. Im April 1942 mussten die Salzbergs ihre Wohnung verlassen; sie mussten seitdem Wohnungen mit anderen teilen, zunächst in der Grindelallee, dann in der Dillstraße, wo es unangenehme Auseinandersetzungen mit den Mitbewohnern gab. Dort erlebten sie die Bombenangriffe auf Hamburg. Ihre Versuche, in die USA auszuwandern, scheiterten, obgleich Max Salzberg Verwandte und weitere Freunde sich sehr darum bemühten und auch Bürgschaften stellten. Sie erlebten, wie jüdische Freunde sich verabschiedeten, weil sie zum Transport in den Osten eingeteilt waren, und wie andere Freunde sich stattdessen das Leben nahmen. Die Angst vor einem ähnlichem Schicksal begleitete sie die ganze Zeit. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges konnten sie wieder in ihre alte Wohnung einziehen. Frau Salzberg trat in den Schuldienst in Hamburg ein; sie unterrichtete in der Oberschule für Mädchen in Altona und wurde dort schließlich stellvertretende Schulleiterin. Der Tod ihres Mannes 1954 traf sie sehr hart. 1959 wurde sie pensioniert. Sie blieb in der Wohnung bis zu ihrem Todde, nur mit der Hilfe eines Krankendienstes, trotz körperlicher Leiden. Stets war sie für die Sorgen und Freunden anderer Menschen aufgeschlossen und hat wenig von sich und ihrem Leben erzählt. Ihre täglichen Notizen, die sie vor allem während der Kriegsjahre gemacht hat, geben Aufschluss über das, was das Ehepaar in der damaligen Zeit erlebt hat. Sie sind aber nur stichprobenartig und drücken selten Gefühle aus. Außerdem ist ein Teil ihrer Korrespondenz erhalten. Vorstehend wurden aus diesen Unterlagen die Ereignisse aufgelistet, die ihr besonderes Schicksal wiederspiegeln, vor allem die Verfolgung duch die Nazis; ihre Bemühungen um Auswanderung, aber auch einige Ereignisse von den Terrorangriffen, die sie noch härter trafen als andere, da sie keine Schutzräume aufsuchen durften, und einige Hinweise auf ihre Schwierigkeiten, Lebensmittel zu erhalten.
gez. Inge Dorn, August 1995 |
Archival history: | Die Unterlagen wurden im November 1995 an das Staatsarchiv abgeliefert; eine abschließende Bearbeitung des Bestandes erfolgte erst im Juni 2020.
Bereits im Jahre 2018/2019 wurde der Bestand von einer Arbeitsgrupe des Instituts für die Geschichte der deutschen Juden an der Universität Hamburg wissenschaftlich ausgewertet; die Ergebnisse können im Internet auf der Homepage der Stiftung Hamburgische Museen unten dem Link abgerufen werden.
Volker Reißmann, Juni 2020
Jede Archivguteinheit ist wie folgt zu zitieren: Staatsarchiv Hamburg, 622-1/214 Salzberg, Nr. ... |
Kommentierte Beständeübersicht: | Max: Verfolgter des NS-Regimes (Jude), Dozent; Frieda: Lehrerin |
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Conditions of access and use |
Access regulations: | Benutzung nach HmbArchG. Keine weiteren Spezialvorschriften oder Genehmigungsvorbehalte. |
Finding aids: | Ablieferungsliste; Findmittel |
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Information on related materials |
Publications: | Online-Publikation siehe: https://shmh.de/de/hamburgwissen/dossiers/lebensgeschichte-zwischen-vier-waenden-salzberg/
Hinrichsen, Nils: Dr. Max Salzberg und seine Ehefrau Frieda : Porträt einer deutsch-jüdischen Ehe / In: Schatten : jüdische Kultur in Altona und Hamburg. - Hamburg : Dölling und Galitz, 1998, ISBN 3-930802-85-6 - 1998, S. 99-105
Hinrichsen, Nils: Salzberg, Max - In: Hamburgische Biografie; Bd. 3: . - Göttingen : Wallstein-Verl., 2006, S. 326-327 |
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Containers |
Number: | 1 |
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Usage |
End of term of protection: | 12/31/2014 |
Permission required: | Keine |
Physical Usability: | Uneingeschränkt |
Accessibility: | Öffentlich |
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URL for this unit of description |
URL: | https://recherche.staatsarchiv.hamburg.de/ScopeQuery5.2/detail.aspx?Id=6269 |
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