213-12__ Schulz, Harry Walter Richard, u.a., wegen Deportationen der jüdischen Bevölkerung aus Zawiercie (Warthenau) in das Konzentrationslager Auschwitz in vier "Aussiedlungsaktionen" mit insgesamt 3500 bis 5000 Opfern. Erschießung von Juden während der Durchführung der 3. und 4. Aktion sowie Ein

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Ref. code:213-12__
Title:Schulz, Harry Walter Richard, u.a., wegen Deportationen der jüdischen Bevölkerung aus Zawiercie (Warthenau) in das Konzentrationslager Auschwitz in vier "Aussiedlungsaktionen" mit insgesamt 3500 bis 5000 Opfern. Erschießung von Juden während der Durchführung der 3. und 4. Aktion sowie Einzelerschießungen von Juden in zwei Fällen (Staatsanwaltschaft Hamburg 2200 Js 2/80)
Laufzeit:(1943) 1965-1987
Contains also:"Freispruch im NS-Prozeß trotz ernstlichen Verdachts" in: Hamburger Abendblatt, 30.07.1985, "Nur noch Warten auf den Sankt Nimmerleinstag. Der Freispurch im NS-Prozeß gegen Harri Schulz wirft neue Schatten auf die Nachkriegs-Justiz" in: Hamburger Abendblatt, 30.07.1985, "Freispruch für Gestapo-Schulz: Beweise fehlten" in: Hamburger Morgenpost, 30.07.1985, "Schreckliche Klarheit" in: Die Welt, 30.07.1985, "Ehemaliger SS-Mann wurde von Gericht freigesprochen", in: Frankfurter Rundschau, 30.07.1985, "Freispruch im Hamburger NS-Prozeß" in: Süddeutsche Zeitung, 30.07.1985, "Das Harakiri der Justiz oder Schulz und Sühne" in: taz, ohne Datumsangabe, (vor 14.08.1985), "Sachliche Distanz zur Schuld" in: Hamburger Rundschau, 25.07.1985, "German court acquits Nazi suspect" in: The Jewish Week, 02.08.1985, "Freispruch nach 40 Jahren" in: Die Zeit, 01.08.1985, "Freispruch für Ex-Nazi" in: taz, 30.07.1985.
Enthält u.a.: Umfang / Inhalt: 54 Bde. Hauptakten (9178 Bl.), 3 Bde Handakten (ca 580 Bl.) (mit Pressesammlung), 72 Leitzordner Beiakten (Ermittlungen, Parallelverf., BDC-/WASt-Auskünfte, isr. Zeugenvernehmungen), Lichtbildmappen (Täter, Ortsaufnahmen, mögl.w. Opfer).-
Straftatbestand: Der Angeklagte soll laut Anklageschrift 1) bei der ersten großen "Aussiedlung" im Frühjahr 1942 mitgewirkt haben, wobei mindestens 1000 Juden aus Zawiercie ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und ermordet wurden. 2) Unterstützung der zweiten großen Deportation im Frühjahr 1943, bei der mindestens 400 Juden nach Auschwitz verbracht wurden. 3) Mitwirkung an der dritten großen Deportation am 25./26.08.1943, bei der mindestens 3500, möglicherweise sogar 5000 Juden nach Auschwitz gebracht und dort größtenteils getötet wurden. 4) Mitwirkung bei der letzten "Aussiedlungsaktion" am 17.10.1943, der mindestens 350 Juden zum Opfer fielen, die in Auschwitz ermordet wurden. Ferner soll er 5) während der dritten Deportation am 25.08.1943 4 Juden namens Slomnitzki, Schwarzbaum, Turner und ein Mädchen unbekannten Namens erschossen haben und einen Mann namens Karpi schwer verletzt haben. 6) Erschießung des Juden Neufeld im Krankenhaus im Herbst 1943, als Neufeld zu fliehen versuchte 7) Erschießung des Tischlers Schichtenberg am 17.10.1943, da dieser sich weigerte, sein Bett zu verlassen. 8) Erschießung des Ghettobewohners Jurek Perlmutter im Jahr 1942 oder 1943, da dieser versucht hatte, in die frühere Wohnung einer ihm befreundeten Familie einzusteigen.
In den Jahren 1941 und 1942 wurden die etwa 5000 ortsansässigen Juden gezwungen, in einen Teil der Stadt zu ziehen, wo sie unter sehr beengten Verhältnissen lebten. Das jüdische Viertel wurde im Frühjahr oder Sommer 1942 in ein geschlossenes Ghetto umgewandelt. Der Grenzpolizeiposten war in sicherheitspolizeilicher Hinsicht zuständig für die Juden und das Ghetto, indem sie beispielsweise Passierscheine für die Ghettobewohner anfertigten. Leiter des Grenzpolizeipostens Warthenau war der Beschuldigte Hans-Heinz Rother, der stellvertretende Leiter der Dienststelle war Rudolf Emanuel Schneider, der wegen der in Zawiercie begangenen Verbrechen von einem polnischen Gericht zum Tod verurteilt und hingerichtet wurde. Die Aktion im Mai oder Juni 1942 betraf die Juden in der Stadt und dem Kreis Warthenau, die teils mit Fuhrwerken herangeschafft worden waren und schließlich etwa 7000 zählten. Beamte der Organisation Schmelt und des Luftwaffenbekleidungsamtes wählten einige hundert Juden für Arbeitslager aus, ältere und gebrechliche Menschen sowie Familien mit Kindern wurden von der Gestapo selektiert und nach Auschwitz gebracht und dort getötet. Die Zahl der Opfer schwankt zwischen 400 und rund 2000, vermutlich wurden 1500 bis 1600 selektiert und ermordet. Bei der Aussiedlungsaktion im Frühjahr 1943 riegelte deutsche Polizei das Ghetto ab. Auf dem Markt fand eine Selektion statt, Personen, die keine Arbeitspapiere hatten, wurden ausgewählt und in die Vernichtung geschickt. Am 23. oder 24.08.1943 wurde das Ghetto in Zawiercie erneut von Polizei- und SS abgeriegelt. Offiziere des Luftwaffenbekleidungsamtes versuchten, ihre Arbeiter zu retten. Als das Gerücht aufkam, die Luftwaffe dürfe eine Liste mit Personen zusammenstellen, drängte eine Menge zum Tor zum Luftwaffengelände, woraufhin Gestapoangehörige in die Menge schossen. Am 26.08.1943 wurden die Juden brutal aus dem Ghetto getrieben. Luftwaffe und Stadtverwaltung wählten einige hundert Arbeiter aus. Wieder kam es zu einer Schießerei durch die Gestapo. Mindestens 3500, möglicherweise bis 5000 Menschen wurden nach Auschwitz deportiert. 437 Männer, 501 Frauen des ersten Transportes, 387 Männer und 418 Frauen, insgesamt 1743 Menschen wurden KZ-Häftlinge in Auschwitz-Birkenau, die restlichen Juden starben in den Gaskammern.
Nach der Räumung des Ghettos blieben 400 bis 500 jüdische Zwangsarbeiter zurück, die teils in einem Aufräumungskommando der Stadtverwaltung, teils im Feldbekleidungsamt arbeiteten. Vermutlich am 17./18.10.1943 wurde die Fabrikhalle umstellt, die Gestapo brachte alle bis auf 7 von dem Offizier des Luftwaffenbekleidungsamts, Oberleutnant Garbrecht, als Schlüsselkäfte bezeichnete Juden zu einem Personenzug, der diese nach Auschwitz bracht, wo sie am 18.10.1943 eintrafen. Einige von ihnen wurden vergast, 401 kamen als Arbeitskräfte ins Lager. Einer der Deportierten floh aus Auschwitz und wurde von Garbrecht versteckt.
Der Angeklagte bestritt sämtliche Taten. Wissen über Auschwitz als Vernichtungslager konnte ihm nicht nachgewiesen werden. Freispruch mangels Beweises.
Das Gericht hatte zwar ernstlichen Verdacht hinsichtlich der Schuld des Angeklagten, vermochte ihn aber aufgrund Beweismangels nicht schuldig zu sprechen und bemängelte stattdessen die israelischen Vernehmungsprotokolle, die polnischen Übersetzungen, die Niederschriften früherer Vernehmungen, die Lichtbildmappen und listete alle Verwechslungen und Widersprüche der Zeugen auf.
Vorsitzender Richter:Bertram
Staatsanwalt:Schaper (Aurich); Grabitz-Scheffler; Kuhlmann
Alte Aktenzeichen staatsanw. Ermittlungsverfahren:2200 Js 2/80 (Staatsanwaltschaft Hamburg).- aus StA Oldenburg 1 Js 1/77 - 1 Ks 1/78.- Parallelverfahren: Stuttgart 17 Js 249/64, Nürnberg-Fürth Ks 12/49, München I 116 Js 19/64, Kiel 2 Js 427/50, Bielefeld 5 Js 216/60, Marburg 2 AR 64/67, Köln 24 Js 162/62, Augsburg 7 Js 10/65, Hamburg 141 Js 1583/63.
Alte Aktenzeichen Eröffnung Hauptverfahren:(89) 2/83 Ks.
Former reference codes:213-12_20
213-12_00020
213-12_0020
Angeklagte / Beklagte:Schulz, Harry Walter Richard, geb. 05.10.1914 in Stolp/Pommern
Rother, Hans-Heinz, geb. 01.09.1909 in Glatz/Schlesien
Folta, Georg, geb. 31.07.1909 in Langendorf, bei/Gleiwitz
Schneider, Rudolf, geb. 26.03.1910 in Sosnowitz
Frick, Wilhelm, Dr. iur., geb. 22.03.1903 in Stettin
Janik, Franz, geb. 23.09.1908 in Königshütte
Ocylok, Paul Josef, geb. 11.10.1906 in Königshütte/Oberschlesien, gest. 06.10.1974 (vermutlich in Bierfeld in der Saar)
Hawlicki
Schlawik (oder: Slawik)
Dreier, Hans, geb. 16.09.1907 in Königsberg, gest. 05.05.1945 in Ketzin gefallen
Freytag, Karl Paul Gustav, geb. 22.11.1907 in Berlin, gest. 25.07.1955 in Kiel
Polten (oder: Poltin)
Neumayer, Maximilian, geb. 01.01.1900 in Gurahumora (sic)
Ullrich, Emil, geb. 07.12.1885 in Breslau
Krauß, Rudolf, geb. 07.08.1907 in Nürnberg
Watolla, Joseph, geb. 09.03.1909 in Neu-Repten/Oberschlesien
Erber
Lucia, Richard, geb. 05.01.1902 in Keßlern/Gleiwitz
Hipper, Alois, geb. 21.06.1895 in Groß Patschin, gest. vermutlich 20.01.1945 bei Poremba gefallen
Schatti (oder: Schatte), soll gefallen sein
Dembinski, Maximilian
Dieterl
Vock
Fuchs, Wilhelm, geb. 06.01.1894 in Düsseldorf, gest. 13.11.1974
"Schießer"
Frytz
Date of birth:3/26/1910
 

Usage

End of term of protection:12/31/2017
Permission required:Keine
Physical Usability:Uneingeschränkt
Accessibility:Öffentlich
 

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