213-12__ Hoffmann, Wolfgang Hermann Robert, u.a., wegen Beteiligung an der Ermordung von jüdischen Bürgern durch Angehörige des Reserve-Polizeibataillons 101 (Polizeiregiment 25) im Distrikt Lublin, Zamosc, Bilgoraj, Radzyn, Pulawy in den Jahren 1942 und 1943 (Staatsanwaltschaft Hamburg 141 Js 195

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Ref. code:213-12__
Title:Hoffmann, Wolfgang Hermann Robert, u.a., wegen Beteiligung an der Ermordung von jüdischen Bürgern durch Angehörige des Reserve-Polizeibataillons 101 (Polizeiregiment 25) im Distrikt Lublin, Zamosc, Bilgoraj, Radzyn, Pulawy in den Jahren 1942 und 1943 (Staatsanwaltschaft Hamburg 141 Js 1957/62)
Laufzeit:(1942-1943) 1960-1975
Contains also:Enthält u.a.: Umfang / Inhalt: 39 Bde. Hauptakten 6647 Bl., 4 Bde. Anklageschrift 579 Bl. (fehlt in Hauptakten), Vollstreckungsheft, 20 Bde. Handakten 3496 Bl., Lichtbildmappe (Täter, Opfer, Tatorte, Erschießungen).-
Straftatbestand: Das Polizeibataillon 101 wurde im September 1939 aufgestellt und bestand aus aktiven Beamten der Schutzpolizei. Bald wurde ein Großteil der Beamten zu den Reserve-Polizeibataillonen 102, 103, 104 abgeordnet, das Polizeibataillon 101 personalmäßig mit Reservisten aufgefüllt und in Reserve- Polizeibataillon 101 umbenannt. Das Bataillon bestand aus drei Kompanien zu je 100 bis 150 Mann. Die Kompanien bestanden aus drei Zügen von etwa 30 bis 40 Mann. Züge waren unterteilt in Gruppen von 10 Mann. 1939 und 1940/41 kam es zu ersten Einsätzen in Polen, darunter einmal der Bewachung des Ghettos Litzmannstadt. Am 20. Juni 1942 erhielt das Reservepolizeibataillon 101 den Marschbefehl für den Einsatz in Polen. Es wurde für den Einsatz dem BdO Krakau unterstellt. Zu diesem Zweck wurde das Bataillon in das SS-Polizeiregiment 25 in Lublin eingegliedert. Bataillonskommandeur war Major Trapp, der nach dem Krieg in einem Kriegsverbrecherprozeß in Polen zum Tod verurteilt und hingerichtet wurde. Führer der ersten Kompanie und stellvertr. Bataillonskommandeur war der Angeklagte Julius Franz Wohlauf. Führer der 3. Kompanie war der Angeklagte Wolfgang Hermann Robert Hoffmann. Führer der 2. Kompanie der Angeklagte Kurt Dreyer. Tatvorwürfe: 1) Am 13. 07.1942 waren alle der hier Angeklagten an der Erschießung von 1000 Juden in Jozefow beteiligt. Der Befehl zum Einsatz kam vom SSPF Lublin, Globocnik. Die Räumkommandos der 1. und 2. Kompanie trieben die Bewohner des jüdischen Ghettos auf den Marktplatz von Jozefow. Nicht gehfähige Juden wurden sofort erschossen. 100 arbeitsfähige junge Männer wurden selektiert und nach Lublin gebracht. Je 30 Juden wurden auf Lkw geladen und zum Exekutionsgelände gebracht, wo beispielsweise der 2. Zug des Angeklagten Kurt Dreyer mindestens 200 Juden erschoß. Die Opfer waren Polen, aber auch aus Norddeutschland ausgesiedelte Juden. Eine Jüdin hielt den Tätern entgegen: "Das könnt Ihr doch nicht machen, ich bin auch Hamburgerin!" Die Leichen wurden auf Befehl des Bataillonsadjutanten Haalck (verstorben) von der polnischen Stadtverwaltung bestattet. 2) Mitte oder Ende August 1942 wurden in Lomazy mindestens 800 Juden ermordet. Die Häuser wurden durchsucht, wobei viele Juden, die von den Erschießungen bereits gehört hatten, sich zu verstecken suchten. Es kam zu Schießereien. Auf dem Schulhof wurden die Juden gesammelt und anschließend in den Wald getrieben. Sie mußten sich bis auf die Unterwäsche entkleiden. Eine Formation russischer Hilfswilliger ("Trawnikis") trieb die Opfer zu den Gruben, wo sie von ihnen erschossen wurden. In der Grube stand Grundwasser, das vom Blut rot gefärbt war, schwimmende Leichen trieben darin herum. Wer nicht sofort tödlich getroffen war, ertrank. Die später gekommenen Juden mußten sich auf die Leichen legen, um erschossen zu werden. Aufgrund des Alkoholkonsums konnten die Hilfswilligen bald nicht mehr schießen, die Juden wurden nicht mehr tödlich getroffen, sondern nur angeschlossen. Daher setzte die Schutzpolizei die Exekution fort, bis sich die Hilfswilligen wieder erholt hatten. Ein Arbeitskommando männlicher Juden schloß die Erschießungsgrube und wurde ebenfalls erschossen. 3) In Serokomla nahe Radzyn wurden um den 10.09.1942 mindestens 200 Juden am Rande einer Kiesgrube von hinten mit Genickschuß erschossen. 4) In Konskowola/Pulawy wurden im Herbst 1942 mindestens 800 Juden erschossen. Konskowola war ein Sammelplatz für Juden aus der Umgebung, es befanden sich dort aber auch Juden aus dem Reichsgebiet. Einer der Zeugen unterhielt sich während der Aktion mit einem Josef Rosenbaum, der früher einmal in München ein Textilgeschäft betrieb. Bei der Räumung des Ortes wurden viele Menschen erschossen, da die meisten bereits in schlechtem Gesundheitszustand (Ruhrerkrankungen) waren. Die anderen Juden - etwa 800 - wurden vom Marktplatz in den Wald gebracht und dort erschossen.
5) Teilnahme an der "Aussiedlung" von 3000 bis 5000 Juden in Parczew im August 1942, bei der die Juden zu einem Sammelplatz gebracht, sich der Ergreifung erwehrende oder nicht gehfähige Menschen sofort erschossen wurden . Vom Sammelplatz wurden sie zum Bahnhof gebracht, wo sie in Güterzüge steigen mußten, die in ein Vernichtungslager führten. 6) Am 25. und 26.08.1942 wurden mindestens 8000 Juden in Miedzyrzec unter Beteiligung des Angeklagten Julius Franz Wohlauf erschossen. Miedzyrzec war ein Sammelghetto, das von dem Reservepolizeibataillon 101 in regelmäßigen Abständen geräumt wurde, sobald es "überbevölkert" war. Dies fand erstmals am 25./26.08.42 statt. Die Hilfswilligen hatten schon mit der Räumung begonnen, als die 1. Kompanie und der 1. Zug der 3. Kompanie eintrafen, und waren mit besonderer Brutalität vorgegangen. Auf dem Marktplatz mußten sich die Juden hinhocken. Die Juden wurden in die Waggons getrieben, die am Bahnhof warteten. Insgesamt wurden mindestens 8000 Menschen an zwei Tagen in den Tod in Treblinka geschickt. 7) Im Spätherbst 1942, vermutlich Oktober, kam es zu einer erneuten Räumung des Ghettos Miedzyrzec. Wieder wurden die Juden zum Bahnhof getrieben. Mindestens 80 ließen sich aber aufgrund der Überfüllung nicht mehr in den Güterwagen unterbringen, worauf der Kompanieführer Gnade dem Angeklagten Kurt Dreyer befahl, die Juden am Friedhof zu erschießen. 8) Zahlreiche Einzelerschießungen an verschiedenen Orten, darunter Erschießung von 10 Juden nahe Pulawy im Herbst 1942, Erschießung von 20 Juden in einem Waldversteck im Herbst 1942, Erschießung von sieben Juden in Komarowka im Herbst 1942, Erschießung zweier jüdischer Hilfskräfte namens Jutta und Harry in der Küche des Zuges im Herbst 1942, Erschießung von acht Juden anläßlich einer Feldstreife nahe Lomazy im Herbst 1942.
Vorsitzender Richter:Zimmermann; Quellhorst (24.03.72); Dr. von Gerkan (18.01.72; 05.09.73); Dr. Sarstedt (BGH).
Staatsanwalt:Danker; Fehse (Bec 24.03.72; Grü 31.01.72); Hofmann (BGH)
Alte Aktenzeichen staatsanw. Ermittlungsverfahren:141 Js 1957/62 (Staatsanwaltschaft Hamburg).- Parallelverfahren: Stuttgart 12 Js 194/63 (früher Ellwangen 1 Js 6525/60).
Alte Aktenzeichen Eröffnung Hauptverfahren:47 Ks 1/67; (50) 20/66; (50) 34/70; 5 StR 688/72.
Former reference codes:213-12_21
213-12_00021
213-12_0021
Angeklagte / Beklagte:Hoffmann, Wolfgang Hermann Robert, geb. 25.04.1914 in Schmiedeberg/Schlesien
Wohlauf, Julius Franz, geb. 03.06.1913 in Dresden
Dreyer, Kurt, geb. 16.01.1909 in Hamburg
Becker, Anton, geb. 22.10.1909 in Ratingen
Grüll, Rudolf, geb. 04.04.1914 in Freundorf/Kreis Rohrbach/Linz/Österreich
Starke, Heinrich August Albin Bernhard, geb. 05.11.1905 in Buxtehude in 01.08.1969
Bräutigam, Alfred Max Emil, geb. 04.06.1900 in Hannover
Bockelmann, Friedrich Rudolf Heinrich, geb. 07.06.1903 in Barenburg/Hannover, gest. 18.06.1968
Becker, Heinrich Theodor, geb. 27.01.1914 in Hamburg
Doose, Bruno John Christian, geb. 21.10.1905 in Lübeck
Dost, Max Emil, geb. 25.06.1892 in Oberlungwitz/Sachsen
Krauße, Georg Johann, geb. 31.03.1905 in Grandenborn, bei/Eschwege, gest. 04.06.1965 in Hamburg-Harburg
Gathmann, Erwin August Willy, geb. 18.08.1909 Hamburg
Giebel, Wilhelm, geb. 26.08.1903 in Hamburg
Marquardsen, Conrad Karl Emil, geb. 09.05.1908 in Altona
Date of birth:4/25/1914
 

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End of term of protection:12/31/2005
Permission required:Keine
Physical Usability:Uneingeschränkt
Accessibility:Öffentlich
 

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