213-12__ Rosenbaum, Wilhelm Karl Johannes, u.a., Massen- und Einzeltötungen durch Erschießen und Erhängen von jüdischen Zwangsarbeitern und von Juden, die sich der Deportation in ein KZ hatten entziehen können, sowie einer jüdischen Familie, die den selben Namen trug wie der Angeklagte in Bad Rabk

Archive plan context


Ref. code:213-12__
Title:Rosenbaum, Wilhelm Karl Johannes, u.a., Massen- und Einzeltötungen durch Erschießen und Erhängen von jüdischen Zwangsarbeitern und von Juden, die sich der Deportation in ein KZ hatten entziehen können, sowie einer jüdischen Familie, die den selben Namen trug wie der Angeklagte in Bad Rabka von Mai 1942 bis Januar 1943 (Staatsanwaltschaft Hamburg 141 Js 856/61)
Laufzeit:(1942-1943) 1961-1977
Contains also:Enthält u.a.: Umfang / Inhalt: 45 Bde. Hauptakten 7990 Bl., teils unblattiert, Fotos in Bd. 22, 24; 15 Bde. Handakten 2920 Bl., 1 Bd. Nothandakten, 2 Bde. Vollstreckungs-, 4 Bde. Gnadenhefte; Sonderbd. Fotos u. Pläne (Täter, Tatort, jüd. Angestellte, Sipo-Schule, Treppe aus jüd. Grabsteinen); Sonderbd. Beweisanträge, Schriftwechsel, Zeugen, Presse zu Mauer-Prozeß und Krüger-Prozeß in Münster; 8 Kostenhefte, Sonderbde. Terminladungen, 2 Sonderbde. nicht ermittelte Besch., Sonderbde. Zeugenaussagen; beschlagnahmte Dok. bei Angekl., 7 Beiakten, Parallelverf., Briefe/Gedichte/Einleitungen zu Bibelstunden des Angekl., Dok. aus BA Koblenz; 10 Bde. Beiakten österr. Verfahren Salzburg 4 St 3128/56, Wien 15 St 33434/48, Linz 3 St 699/49, Salzburg 15 St 25723/47, zahlreiche Beiakten israelische Zeugenvernehmungen, Entschädigungsakten.-
Straftatbestand: Der Angeklagte war seit 1936 Angestellter des Hauptamts Sipo im Reichsministerium des Inneren, oberster Vorgesetzter war SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich. Der Angeklagte hatte sich 1939 freiwillig zur Wehrmacht gemeldet. Da alle Angehörigen des Hauptamts Sicherheitspolizei (später RSHA genannt) uk gestellt waren, wurde er nicht für den Kriegsdienst verwendet. Anfang September 1939 wurde er nach Oppeln zum Inspekteur der Sipo abgeordnet, wo sein Vorgesetzter der SS-Hauptsturmführer Hans Krüger war. Der Angeklagte nahm an Erschießungen von kriegsgerichtlich abgeurteilten "Insurgenten" teil. Ende Oktober/Anfang November kam er zur Dienststelle BdS in Krakau unter SS-Brigadeführer Bruno Streckenbach. Der Angeklagte war u.a. damit beauftragt, in jüdische Wohnungen einzudringen und von der jüdischen Bevölkerung Gelder zu erpressen. Ende 1939 wurde er von Krüger mit dem Aufbau einer BdS- Schule in Zakopane beauftragt, der Angeklagte fungierte als Wirtschaftsführer. Im Juli 1940 wurde die Schule von Zakopane nach Bad Rabka verlegt. Von April bis Oktober/November 1941 war der Angeklagte dem BdS Krakau zugeordnet, wo er dem dortigen BdS Dr. Schöngarth (Nachfolger Streckenbachs) durch seine Tüchtigkeit auffiel. Im Juni 1941 wurde der Angeklagte mit einem Einsatzkommando z.b.V. des BdS nach Lemberg versetzt. Dr. Schöngarth ließ ihn in Lemberg als Beobachter einer "Musterexekution" teilnehmen. Im Spätherbst 1941 kehrte er als Wirtschaftsführer an die SD-Schule Bad Rabka zurück und blieb dort bis Frühjahr 1943. Der Angeklagte unterwarf sich völlig dem Einfluß Dr. Schöngarths, eines fanatischen Antisemiten, der auch als SS- und Polizeifunktionär an der Wannsee-Konferenz teilnahm. Nach 1943 war der Angeklagte beim KdS Krakau tätig. Die Schule in Zakopane am Fuß der Hohen Tatra diente der Ausbildung ukrainischer Hilfswilliger, die u.a. von den Brüdern Wilhelm und Johann Mauer (siehe Prozesse in Salzburg und Wien, Salzburg 1 St 632/62 (23 Vr 792/62)) "unterrichtet" wurden. Für Reinigungs- und Instandsetzungsarbeiten zog der Angeklagte örtlich ansässige Juden heran. 1940 wurde die Schule nach Bad Rabka, Kreis Neumarkt, Distrikt Krakau, verlegt. Zunächst war die Schule in einem jüdischen Kinderstift, dann im Theresianeum, einer Mädchenschule, untergebracht. Die Lehrgänge auf der Schule dienten der Ausbildung österreichischer und polnischer Polizeianwärter, Dozenten waren reichsdeutsche und polnische Polizeioffiziere. Für die Kurse wurden Lehrgangsleiter bestellt, im Übrigen war der Angeklagte für die Schule verantwortlich. Zum Stammpersonal gehörten auch die Beschuldigten. Mit jüdischen Handwerkern richtete der Angeklagte das Gebäude in Bad Rabka her. Der Mittelsmann zwischen SS und jüdischen Zwangsarbeitern war der Jude Beck. Die Juden waren zunächst nicht ghettoisiert, sondern konnten in ihren Wohnungen bleiben. Am 20.08.1942 wurden die Juden Bad Rabkas deportiert mit Ausnahme von 200 Arbeitern, die nun in einem ZAL Bad Rabka untergebracht waren. Ein Teil wurde Ende 1943, der Rest im September 1943 nach Krakau oder Plaszow verbracht. Gegenüber den jüdischen Zwangsarbeitern trat der Angeklagte als Despot auf. Er schlug oft aus nichtigem Anlaß mit der Peitsche auf die Augenpartie des Opfers. Zahlreiche Mißhandlungen sind belegt. Zusätzlich verletzte er die Juden in ihren religiösen Empfindungen, indem er von benachbarten jüdischen Friedhöfen Grabplatten herbeischaffen ließ und sie zum Bau einer Treppe vor der Front des Schulgebäudes verwendete. (Foto vorhanden).
Folgende Straftaten waren Grundlage des Urteils:
1) Allgemeiner Ablauf der Exekutionen. Der Angeklagte traf die Anordnungen für die Exekution und war anwesend. Die Opfer wurden in einem Schuppen oder im Bunker (einem Kellerraum) untergebracht und von Ukrainern bewacht. Jüdische Zwangsarbeiter mußten Gräber ausheben. Der Beschuldgte Bohnert, Alois überwachte diese Arbeiten. Die Opfer hatten sich zu entkleiden und wurden durch Genickschuß ermordet. Auf die Leichen wurde Kalk gestreut, die Kleider wurden im Magazin der Schule sortiert und verwertet. 2) Im Frühjahr 1942 (vermutlich Ende April/Anfang Mai) befahl der Angeklagte die Juden Rabkas zur Schule, wobei etwa 100 meist ältere Juden erschienen. Der Angeklagte notierte sich ihre Namen. Am 20.05.1942 befahl er durch den Judenrat mindestens 45 Rabkaer Juden zur Schule und wurden in den Schuppen gesperrt. Gegen Abend wurden sie zu einem Grab geführt, sie mußten sich entkleiden und wurden erschossen. Der Angeklagte erschoß mindestens 6 Personen eigenhändig. Für seine Bauvorhaben hatte der Angeklagte Juden aus Alt-Sandez angefordert. Mindestens 60 bis 80 arbeitsfähige Männer wurden am 09.05.1942 nach Bad Rabka gebracht. Der Angeklagte inspizierte sie und schrieb sich die Namen von mindestens 8 Personen auf, die sich nicht besonders geschickt bei der Arbeit anstellten oder Brillenträger waren. Sie wurden am frühen Abend erschossen. 3) Ende Juli 1942 kam ein Transport von Juden aus Neu-Sandez mit etwa 100 Personen, einige waren orthodoxe Juden. Einige der älteren Juden - 5 bis 10 Personen - wurden bereits auf dem Weg zur Schule von SS-Leuten und Ukrainern erschossen, da sie angeblich zu langsam gingen. Auf dem Schulgelände mußten die älteren Juden sich in Schubkarren setzen, die von jüngeren Juden durch Dreck und Wasserlachen gefahren werden mußten, bis die Karren umstürzten. Hunde wurden auf die Menschen gehetzt. Der Angeklagte schlug mit der Peitsche zu und rief: "Wo ist Euer Gott, Ihr verfluchten Juden?". 55 Juden wurden am späten Nachmittag von SS und Ukrainern erschossen, ob und wieviele der Angeklagte erschoß, war nicht zu klären. 4) Im Juli 1942 wurde eine jüdische Familie - Vater, Mutter, 20 Jahre alte Tochter und ihr Kleinkind - aufgegriffen, die entweder gefälschte arische Papiere hatten, denunziert worden waren, oder außerhalb ihres Wohnbezirks gefaßt wurden. Der Angeklagte erschoß die vier Personen. 5) Im September 1942 wurde die jüdische Witwe Ivar Zollman - ihr Mann war wenige Tage zuvor erhängt worden - zusammen mit einem ihrer Söhne aufgegriffen. Sie hatte sich der "Aussiedlung" entzogen. Der Angeklagte erschoß zunächst das Kind und dann die Mutter. 6) Im Herbst 1942 wurde eine Familie aufgegriffen und unter der Leitung des Angeklagten exekutiert. 7) Ende 1942 wurden mindestens 15 Juden aufgegriffen, darunter eine Familie mit zwei kleinen Kindern. Der Angeklagte war bei der folgenden Exekution zugegen, ob er teilnahm, war nicht feststellbar. 8) In Bad Rabka lebte eine jüdische Familie mit dem Namen Rosenbaum. Der Angeklagte, der sich des jüdischen Klanges seines eigenen Namens bewußt war, wurde diesbezüglich von seinen Kameraden oft geärgert, die gerne vom SS-Untersturmführer Beck und dem Juden Rosenbaum sprachen. Er war besonders erbost, daß seine jüdische Herkunft durch das Auftauchen der Familie Rosenbaum bestätigt wurde. Er ließ sie daher im Sommer 1942 töten. Zuvor schrie er den Vater an: "Du verfluchter Jude, mit welchem Recht trägst Du meinen guten Namen?" 9) Erhängung von 10 Juden im August 1942.
Alte Aktenzeichen staatsanw. Ermittlungsverfahren:141 Js 856/61 (Staatsanwaltschaft Hamburg).- Parallelverfahren: Mauer-Prozeß Salzburg 1 St 632/62 (23 Vr 792/62), Freiburg 1 Ks 1/64, Mosbach Ks 2/61, Flensburg 2 Js 486/60, Bochum 16 Js 84/60, Stuttgart 19 Js 1301/60, Memmingen 1 Js 3/61, Dortmund 45 Js 18/61.
Alte Aktenzeichen Eröffnung Hauptverfahren:147 Ks 3/67; (50) 21/67; 5 StR 43/69 (Landgericht Hamburg, Bundesgerichtshof).
Former reference codes:213-12_12
213-12_00012
213-12_0012
Angeklagte / Beklagte:Rosenbaum, Wilhelm Karl Johannes, geb. 27.04.1915 in Berlin-Prenzlauer Berg, gest. 04.04.1984 in Hamburg
Schüppler, Hermann, geb, 09.02.1908 in Brotterode/Thüringen
Badura, Wilhelm, geb. 22.12.1910 in Groß-Patschin/Kreis Gleiwitz, seit 15.05.1942 vermißt in Rosina
Richter, Hans (?)
Bohnert, Alois, geb. 06.10.1917 in Erlach/Baden-Württemberg, vermutlich gefallen
Date of birth:10/6/1917
 

Usage

End of term of protection:12/31/2007
Permission required:Keine
Physical Usability:Uneingeschränkt
Accessibility:Öffentlich
 

URL for this unit of description

URL:https://recherche.staatsarchiv.hamburg.de/ScopeQuery5.2/detail.aspx?Id=1191606
 

Social Media

Share
 
Home|Login|de en fr
Online queries – Staatsarchiv Hamburg