242-2/1 Frauenstrafanstalt Fuhlsbüttel, 1927-1956 (Bestand)

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Ref. code:242-2/1
Title:Frauenstrafanstalt Fuhlsbüttel
Laufzeit:1927-1956
Level:Bestand

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Number:198
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Name of the creator / provenance:Frauenstrafanstalt Fuhlsbüttel
Administration history:Die Frauenstrafanstalt ist Teil der Abteilung "Vollzugsanstalten" der Gefängnisbehörde. Diese untersteht der Aufsicht durch die Gefängnisdeputation und des Justizsenators. (Gennat, Georg: Das Gefängniswesen Hamburgs: Kurze Mitteilungen, Hamburg 1905, S. 1f.)
Während der Zeit des Zweiten Weltkriegs wurde auch die hamburgische Verwaltung in die Reichsorganisation eingefasst. Die Strafanstalten wurden dem Generalstaatsanwalt beim Hanseatischen Oberlandesgericht und dem Reichsjustizministerium unterstellt.
Nach dem Krieg unterstanden die Strafanstalten zeitweilig der britischen Militärbehörde, bis sie bereits 1948 wieder der Gefängnisbehörde unterstellt wurden (Organigramm in: Staatsarchiv Hamburg, 242-2/1 Frauenstrafanstalt Fuhlsbüttel, Nr. 85).
Gesetzliche Regelungen über den Strafvollzug gab es lange Zeit nicht. Nach zahlreichen Dienst- und Vollzugsordnungen wurde letztendlich 1933 mit dem "Preußischen Strafvollstreckungs- und Gnadenrecht" das erste Gesetz erlassen. (Schultze-Klosterfelde, Horst: Entwicklungstendenzen im Strafvollzug seit 1918, Hamburg 1934)
Verordnungen und Verfügung waren allerdings auch danach noch von großer Bedeutung für die Arbeit in den Vollzugsanstalten.
Bereits 1865 wurde in Fuhlsbüttel mit dem Bau der Korrektionsanstalt begonnen, welcher 1869 abgeschlossen war. Zwischen 1876 und 1879 wurde auf dem insgesamt 64 ha großen Areal der Komplex Gefängnis I erbaut, zwischen 1901 und 1905 folgte der Bau des Komplexes Gefängnis II.
Der Komplex Gefängnis I umschließt die Frauenstrafanstalt, das Männergefängnis mit Verwaltungsgebäude, das Jugendgefängnis, eine Kirche, ein Treibhaus, Arbeitsbaracken, ein Krankenhaus, eine Apotheke, ein Leichenhaus, ein Maschinenhaus und ein Wohnhaus für weibliche Beamte. Er bietet für Männer 806 Plätze, 173 Einzelzellen und 151 Schlafkojen und für Frauen 350 Plätze, 115 Einzelzellen und 20 Schlafkojen. Hinzu kommen für das 1877 erbaute Untersuchungsgefängnis für Männer 674 Plätze, 242 Einzelzellen und 180 Schlafkojen sowie für die Frauen 93 Plätze, 45 Einzelzellen, 19 Schlafkojen und 7 Krankenbetten. (Gennat, Georg: Das Gefängniswesen Hamburgs: Kurze Mitteilungen, Hamburg 1905, S. 8ff.)
Die Frauenstrafanstalt, wie sie in den Akten abgebildet ist, wurde im Dezember 1935 gegründet. (Staatsarchiv Hamburg, 242-2/1 Frauenstrafanstalt Fuhlsbüttel, Nr. 42 "Belegung der Vollzugsanstalten" und Nr. 261 "Tätigkeitsberichte, Gefangenenbücherei und Statistiken") Schon davor existierte ein Frauengefängnis mit Zuchthaus, von dem allerdings keine Überlieferung in diesem Bestand vorhanden ist.
In den 1930er Jahren wurde die Selbstverwaltung der Frauenabteilungen in Hamburg und Lübeck aufgehoben. Beide unterstanden nun organisatorisch dem Leiter der gesamten Anstalt Lübeck-Lauerhof. Praktisch aber führten Marie Drude (Fuhlsbüttel) und Elisabeth Ellering (Lauerhof) die Leitung der Anstalten weitestgehend selbstständig fort. Lediglich die Bezeichnung als "Anstaltsvorsteherin" wurde durch "1. Oberin" ersetzt. (Rothmaler, Christiane: Volksschädlinge und Gemeinschaftsfremde: Frauenstrafvollzug im Nationalsozialismus; in: "Der Stand der Frauen, wahrlich, ist ein harter Stand." Frauenleben im Spiegel der Landesgeschichte, hrsg. v. Elke Imberger, Schleswig 1994, S. 143-185, S. 151)
Die Frauenstrafanstalt bestand aus mehreren Abteilungen: Untersuchungsgefängnis, Gefängnis, Zuchthaus, Lazarett und Jugendgefängnis. In allen Bereichen durften nur weibliche Beamte arbeiten.
Im Rahmen des Stufenvollzugs wurden auch die Gefangenen nach Eignung schrittweise an der Arbeit in der Anstalt beteiligt.
Während der Bombenangriffe im Juli und August 1943 wurde die Anstalt Fuhlsbüttel stark zerstört, sodass viele Inhaftierte vorzeitig oder vorübergehend entlassen wurden. Die verbliebenen 242 Frauen wurden in das Frauenzuchthaus Lübeck-Lauerhof verbracht.
Die Frauenanstalt Fuhlsbüttel wurde vorübergehend aufgelöst. (Rothmaler, Christiane: Volksschädlinge und Gemeinschaftsfremde: Frauenstrafvollzug im Nationalsozialismus, in: "Der Stand der Frauen, wahrlich, ist ein harter Stand." Frauenleben im Spiegel der Landesgeschichte, hrsg. v. Elke Imberger, Schleswig 1994, S. 143-185, S. 173f.)
Bereits 1945 wurde die Anstalt in Fuhlsbüttel jedoch wieder in Betrieb genommen, als im März weibliche Gefangenen-Flüchtlingstransporte aus Cottbus und Ziegenhain eintrafen. Von diesen wurde ein Großteil noch 1945 durch die britische Militärregierung entlassen. Schrittweise füllte sich die Anstalt wieder mit Gefangenen aus dem Oberlandesgerichtsbezirk Hamburg.
1947 wurden neben Gefängnis- und Zuchthausgefangenen auch wieder Untersuchungs-häftlinge in Fuhlsbüttel verwahrt. Seit Januar 1947 ist der Frauenanstalt eine Schule zur Ausbildung der weiblichen Aufsichtskräfte für die britische Zone angegliedert. (Staatsarchiv Hamburg, 242-2/1 Frauenstrafanstalt Fuhlsbüttel Nr. 261 "Tätigkeitsberichte, Gefangenenbücherei und Statistiken")
Die endgültige Schließung folgte dann 1956 mit dem Staatsvertrag über die Bildung einer Strafvollzugsgemeinschaft zwischen dem Land Schleswig-Holstein und der Freien und Hansestadt Hamburg.
Archival history:Den quantitativen Überlieferungsschwerpunkt des vorliegenden Bestandes bildet der Bereich Strafvollzug und Gefangene. Aber auch in den Bereichen Beamte und Angestellte und Verwaltung ist die Überlieferung gut. Die Laufzeit erstreckt sich von 1927 bis 1956.
Der Bestand umfasste bei seiner Anlieferung 4,6 lfm und wurde 1968 übernommen.
Der Bestand ist wie folgt zu zitieren: Staatsarchiv Hamburg, 242-2/1 Frauenstrafanstalt Fuhlsbüttel, Nr. ...

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Signierung:Numerus currens

Information on related materials

Publications:- FHH Justizbehörde: Der Hamburgische Strafvollzug, Hamburg 1969.
- Gennat, Georg: Das Gefängniswesen Hamburgs: Kurze Mitteilungen; Hamburg 1905.
- Rothmaler, Christiane: Volksschädlinge und Gemeinschaftsfremde: Frauenstrafvollzug im Nationalsozialismus, in: Der Stand der Frauen, wahrlich, ist ein harter Stand. Frauenleben im Spiegel der Landesgeschichte, hrsg. v. Elke Imberger, Schleswig 1994.
- Schultze-Klosterfeld, Horst: Entwicklungstendenzen im Strafvollzug seit 1918, Hamburg 1934.
- Sengelmann, Manfred: Hamburg Fuhlsbüttel Zeitsprünge, Erfurt 2004.
- Westphalen, Johanna Gräfin von: Das hamburgische Frauengefängnis, Münster 1926.
 

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