213-12__ Mohwinkel, Wolfgang Karl Heinrich, u.a., wegen Deportation von Juden aus dem ZAL Lublin (Distrikt Lublin) ins KZ Majdanek im März/April 1942, sowie Tötung von Insassen der ZAL Lublin und Krasnik durch Erhängen und Erschiessen (Staatsanwaltschaft Hamburg 147 Js 32/70), 1941-1977 (Serie)

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Ref. code:213-12__
Title:Mohwinkel, Wolfgang Karl Heinrich, u.a., wegen Deportation von Juden aus dem ZAL Lublin (Distrikt Lublin) ins KZ Majdanek im März/April 1942, sowie Tötung von Insassen der ZAL Lublin und Krasnik durch Erhängen und Erschiessen (Staatsanwaltschaft Hamburg 147 Js 32/70)
Laufzeit:(1941-1944) 1970-1977
Contains also:Enthält u.a.: Umfang / Inhalt: Bd 1-40 fehlt, Bde. 41-135: (7863-23187 Bl.) Hauptakten, bis Bd. 119 ident. mit Hamburg 141 Js 573/60; 7 Bde. Handakten (ca. 1000 Bl.), 3 Sonderbde. Ermittl. zu einzelnen Arbeitskommandos, 18 Bde. Zeugenvernehmungen (Juden, Besch.) und Lichtbildmappe; 11 Bde BDC-Unterlagen, Dok.-
Straftatbestand: Das Verfahren entstand aus dem Sammelverfahren Hamburg 141 Js 573/60. Gegenstand des vorliegenden Verfahrens war die Judenverfolgung im Distrikt Lublin, und zwar insbesondere die von SSPF Globocnik und seinem Nachfolger Sporrenberg errichteten Zwangsarbeitslager (ZAL) Lipowa-Lublin und Krasnik.
Der Angeklagte Wolfgang Karl Heinrich Mohwinkel war Leiter des ZAL Lublin, der Angeklagte Alois Josef Gröger war Leiter des ZAL Krasnik. Der Angeklagte Johann Wendelinus Kornelius Offermann war der Vorgesetzter des Angeklagten Alois Josef Gröger und als Dezernent im Stab des SSPF für die von dem Angeklagten Alois Josef Gröger befehligten ZAL zuständig. Das ZAL an der Lipowastraße in Lublin bestand aus Werkstattbaracken und Unterkunftsbaracken für die Zwangsarbeiter. Zunächst war der Selbstschutz für dieses Lager verantwortlich, hier die Lagerführer Gunst, von Alvensleben und Dolp. Globocnik ließ Dolp ablösen und setzte einen ausgebildeten Kaufmann als Lagerleiter ein, was das wirtschaftliche Interesse Globocniks an den Lagern deutlich macht. Auch ein Zweigwerk der Deutschen Ausrüstungswerke (DAW), einem SS-Betrieb, wurde 1941 eingerichtet. Ab 1941 waren etwa 2000 Juden im ZAL Lipowastraße-Lublin inhaftiert, von denen November 1942 über 700 in den Werkstätten, die anderen in Außenkommandos arbeiteten. Harte Arbeit, Hunger, beengte und primitive Unterbringung und Prügel kennzeichneten die Arbeits- und Lebensbedingungen. Im Dezember 1941 brach eine Fleckfieber- und Typhusepidemie aus, die Todesopfer forderte. Die Kranken war in einer unbeheizbaren Synagoge in Lublin untergebracht. Im März/April 1942 kam es zur Liquidierung des Ghettos Lublin.
Der Angeklagte Wolfgang Karl Heinrich Mohwinkel gab zu, Häftlinge geschlagen zu haben. Von den Juden wurde er gefürchtet. Die Anklage warf ihm vor, den Befehl zur Erhängung von mindestens 16 Juden gegeben zu haben. 1942 wurden drei jüdisch-polnische Kriegsgefangene erhängt. Einem von ihnen war vorgeworfen worden, sich als Schuster in einer Werkstatt des ZAL Leder angeeignet zu haben. Die Erhängung erfolgte auf der Lagerstraße. Möglicherweise lag ein Befehl des SSPF Lublin zur Erhängung vor. Zwei weitere Opfer wurden 1942 ebenfalls in der Lagerstraße erhängt. Weitere Erhängungen auf Befehl des Angeklagten Wolfgang Karl Heinrich Mohwinkel zur Abschreckung gegen Fluchtversuche von Dezember 1941 bis September 1943. Kein sicherer Beweis. Ferner Erhängungen im Jahr 1943, keine Klärung möglich. Abgabe von 9 Juden aus dem ZAL Lipowa-Lager an das KZ Lublin-Majdanek. Aussonderung von "Überflüssigen" Juden nach der Liquidierung des Ghettos in Lublin. Sie wurden ins KZ Lublin-Majdanek gebracht. Dies geschah auf Anweisung des SSPF Lublin, Globocnik, keine weiblichen Arbeitskräfte mehr im ZAL zu beschäftigen.
Der Angeklagte Wolfgang Karl Heinrich Mohwinkel wurde schließlich wegen der Erhängung der drei polnisch-jüdischen Kriegsgefangenen, der Erhängung von zwei Häftlingen 1943 und einer Einzelerhängung 1943 zu 10 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.
Das ZAL Krasnik in der etwa 45 km von Lublin entfernten Kleinstadt entstand 1942 nach der "Aussiedlung" des Großteils der etwa 6000 bis 7000 Krasniker Juden in ein Vernichtungslager sowie der Ermordung der nicht zu den Fachkräften zählenden jüdischen Bevölkerung im Herbst 1942. Während der "Aussiedlungen" wurden Arbeitskräfte selektiert und in der Synagoge untergebracht. Zunächst gab es noch keine Umzäunungen und Lagerwachen. Einige Krasniker Juden arbeiteten in dem Nebenlager Wifo, wo reichsdeutsche Firmen eine Benzinabfüllstation errichteten. Ab 1942 wohnten die Juden in zwei Baracken auf der Baustelle. Das Lager Krasnik in der Synagoge sollte zunächst Schulmöbel produzieren, es entstanden aber auch zahlreiche andere Werkstätten. Es wurde ein beträchtliches Einkommen erzielt, das die Dienststelle des SSPF Lublin an sich nahm. Himmler hatte im Juli 1942 befohlen, das GG bis Dezember 1942 "judenfrei" zu machen. Globocnik führte das Lager daher illegal, was sich auch in der Lagerbezeichnung "Der Beauftragte des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums - Arbeitslager Krasnik" niederschlug, da es das ZAL Krasnik offiziell nicht mehr geben durfte. Der Angeklagte Alois Josef Gröger wurde im November 1944 Lagerführer bzw. Betriebsleiter.
Der Angeklagte Johann Wendelinus Kornelius Offermann, Dezernent für das Lager, inspizierte das Lager ständig. Die Bewachung des Lagers erfolgte durch Ukrainer. Inventar des aufgelösten Arbeitslagers Trawniki wurde von dem dortigen früheren Lagerführer Bartetzko ans ZAL Krasnik gegeben, möglicherweise war auch Bartetzko zeitweise Lagerführer. Die Belegungsstärke betrug zwischen 200 und 300 Mann, am 15.09.1943 251 Personen, davon 19 Frauen. Bereits ab Sommer 1943 war das Wifo-Lager dem Angeklagten Alois Josef Gröger unterstellt. Im Frühjahr 1944 waren etwa 100 Personen dort inhaftiert.
An Straftaten wurden dem Angeklagten Alois Josef Gröger die Erschießung des Juden Schiff Anfang oder Mitte 1943 vorgehalten. Der Angeklagte Alois Josef Gröger behauptete, lediglich einen Schreckschuß auf Schiff abgegeben zu haben, ohne ihn töten zu wollen. Außerdem Erschießung des Juden Graf Mitte oder Herbst 1943, weil dieser sich angeblich eines Vergehens gegenüber den Kutschpferden des Angeklagten Alois Josef Gröger hatte zu schulden kommen lassen. Erschießung von 20 Juden wegen eines Fluchtversuchs im Wifo-Lager am 17.02.1944. Erhängungen im Wifo-Lager aufgrund von Fluchtversuchen nach dem 17.02.1944. Die Erschießung von 28 Juden aus dem Hauptlager Krasnik konnte den Angeklagten Alois Josef Gröger und Offermann dagegen nicht nachgewiesen werden. Der Angeklagte Alois Josef Gröger war schuldig des Mordes in einem Fall und der Beihilfe zum Mord in zwei Fällen. Der Angeklagte Johann Wendelinus Kornelius Offermann nur der Beihilfe zum Mord in einem Fall. Dem Angeklagten Dornberger waren als Arbeitseinsatzführer im ZAL Lipowastraße-Lublin die Erschießung, das Erschlagen und Erdrosseln von 5 Häftlingen zur Last gelegt. Durch den Tod des Angeklagten Dornberger kam es zu keiner Verhandlung.
Gegen sechs der Beschuldigten wurde das Verfahren abgetrennt, da ihnen im wesentlichen Straftaten vorgeworfen wurden, die im Zusammenhang mit den Ghettoräumungsaktionen in Warschau und Bialystok stehen.
Weitere Richter:Gerkan, Dr., von (26.07.74); Sarstedt
Staatsanwalt:Taube, Dr. (28.01.72; 26.07.74)
Alte Aktenzeichen staatsanw. Ermittlungsverfahren:Staatsanwaltschaft Hamburg 147 Js 32/70, auch 147 Js 24/72.- Parallelverfahren: Hamburg 141 Js 573/60.
Former reference codes:213-12_0037
Angeklagte / Beklagte:Mohwinkel, Wolfgang Karl Heinrich, geb. am 25.12.1911, in Celle, Leiter des SS-Zwangslagers Lipowa-Lager, SS-Obersturmführer
Gröger, Alois Josef, geb. am 30.10.1905, in Saubsdorf/Sudetenland, Lagerleiter des Zwangsarbeitslagers Krasnik, SS-Unterscharführer
Offermann, Johann Wendelinus Kornelius, geb. am 20.09.1907, in Cornelimünster/Kreis Aachen, Dezernent für das ZAL Krasnik im Stab SSuPF, SS-Obersturmführer
Dornberger, Georg Johann, geb. am 01.02.1913, in Ochsenfurt, 05.10.1971 in Ochsenfurt verstorben, Arbeitseinsatzführer im Lipowa-Lager, SS-Scharführer
Michalsen, Georg, geb. am 13.09.1906, in Wendrin/Oberschlesien
Hantke, Otto, geb. am 21.01.1907, in Katscher/Oberschlesien
Lehnert, Eugen, geb. am 04.01.1910, in Hindenburg
Seichter, Walter, geb. am 28.08.1911, in Hotzenplotz/Oberschlesien, SS-Unterscharführer
Zucht, Adolf, geb. am 28.09.1911, in Helenow/Polen, SS-Scharführer
Hanelt, Gustav Hermann Heinrich, geb. am 21.09.1914, in Schmachthagen/Stormarn
Date of birth:9/21/1914
 

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End of term of protection:12/31/2007
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