622-1/207 Luther, Willi, 1934-1994 (Bestand)

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Ref. code:622-1/207
Title:Luther, Willi
Laufzeit:1934-1994
Level:Bestand

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Number:1214
Running meters:0.05

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Administration history:Zum Provenienzbildner:

Willi Luther, geboren am 9. August 1909 in Magdeburg-Westerhüsen, erlernte 1924-1927 in seiner Heimat das Handwerk eines Stellmachers. Eine anschließende Wanderzeit endete 1929 in Hamburg, wo er auf der Deutschen Werft in Finkenwerder Arbeit fand. 1930 wurde er zum E-schweißer ausgebildet. In Hamburg-Finkenwerder gewann Willi Luther auch seinen familiären Lebensmittelpunkt, wie die 1934 erfolgte Heirat mit Toni Wegener, Tochter eines örtlichen Schiffszimmermeisters, verdeutlicht. 1940-1943 zum Techniker der Fachrichtung Schiffbau weitergeschult, blieb er 1942-1953 als Kalkulator und Arbeitsvorbereiter des Bereiches Schweißerei auf der Deutschen Werft tätig.
In den 1930er Jahren hatte Willi Luther sein Interesse für die Fotografie entdeckt, das allmählich über den Rahmen einer bloßen Freizeitbeschäftigung hinauswachsen und schließlich den zweiten Teil seines beruflichen Werdegangs einnehmen sollte. 1937/38 besuchte er Kurse der Fotoschule Schwörer in Hamburg, wo der bekannte Fotograf Willi Beutler ihn förderte. Insbesondere in den Jahren 1950 bis 1956 waren seine fotografischen Arbeiten in zahlreichen regionalen und überregionalen Ausstellungen zu sehen. Mehrfach wurde er auf der Photokina in Köln ausgezeichnet. 1953 ehrte ihn auch der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg für seine Serie vom Thunfischfang der Finkenwerder Hochseefischer in der Nordsee (siehe F 237 bis F 252) mit Urkunde und Medaille.
Zu dieser Zeit hatte willi Luther bereits den Übergang vom Amateur zum professionellen Fotografen vollzogen. 1952 lieferte er als nebenberuflicher Mitarbeiter Illustrationen für Zeitschriften wie "Hamburger Hafen-Nachrichten" und "Ship via Hamburg".
Als die von dem legendären Professor Heinrich Nordhoff geleiteten VW-Werke in Wolfsburg einen Werksfotografen suchten, bewarb auch Luther sich und wurde aus einer Vielzahl von Bewerbern ausgewählt. Anfang Januar 1953 zog er mit seiner Familie nach Wolfsburg, war weltweit für VW im fotografischen Einsatz und trat am 31. Juli 1974 als Leiter der Fotoabteilung von VW-Wolfsburg in den Ruhestand. Seither lebte er in Fallersleben, jetzt einem Stadtteil von Wolfsburg. Am 24.06.1996 verstarb Willi Luther.

Bedeutung des Fotoarchivs:

In seiner ersten fotografischen Phase, die etwa von Mitte der 1930er Jahre bis in die Nachkriegszeit um 1950 reicht, bestimmt das als frühere Fischerinsel bekannt gewordene Finkenwerder an der Elbe bei Hamburg mit seiner Landschaft, seinen Menschen und deren Verrichtungen den thematischen Schwerpunkt. Das bildliche Umsetzen seiner eigenen Arbeitswelt dieser Zeit, die besondere Industrielandschaft einer Großwerft, sowie - wie zu vermuten ist - die zwangsläufige Anziehungskraft der nahen Hansestadt Hamburg mit ihrem Welthafen leiten zu einem zweiten Schaffensschwerpunkt über: der Hamburger Hafen und sein Umfeld.
Die über zwanzigjährige Berufsfotografie (1953-1974) für die Automobilproduktion des Wolfsburger VW-Konzerns, weltweit wie das Arbeitsfeld des Unternehmens, versteht sich von selbst.
Daneben nutzte Willi Luther seine Zeit, die Entwicklung Wolfsburgs von den Barackenlagern des Provisoriums der Nachkriegszeit bis zu vom VW-Konzern städtebaulich so geförderten wie bestimmten kleinen Großstadt festzuhalten.
Seit dem Übertritt in den Ruhestand sind vor allem Farbdiaserien von Urlaubsreisen, nach Süd- und Südwestafrika zumal, entstanden. Mit nachlassender Gesundheit findet Willi Luther in der von ihm in allen Winkeln intensiv bearbeiteten kleinen Welt seines großen Gartens auch weitere Anregungen und Motive zum Fotografieren.
Über sämtliche Stadien des Schaffens erstreckt sich indes ein Themenkreis, den er immer wieder behandelt hat: die Finkenwerder Hochseefischerei in Nord- und Ostsee. Über vierzig Jahre hin hat Luther die Fischer und ihre Schiffe im Hafen und unterwegs, beim Fang und bei der Auktion, bei ruhiger See und im Sturm begleitet und mit Kennerschaft ins Bild gesetzt. Der größte Teil der Bilder von der Seefischerei läßt sich nicht trennen von einem angeheirateten Neffen des Fotografen, dem Finkenwerder Seefischer Heinrich Fock, seit 1949 auch Eigner und Führer des Hochseefischkutters HF 526 "Niederelbe". An und von Bord dieses Schiffes hat Luther hauptsächlich fotografiert. Auf diese Weise dürfte Heinrich Fock die in den Bildbeständen des Staatsarchivs meistdargestellte Persönlichkeit der Seefahrt, die "Niederelbe" das meistabgebildete Schiff geworden sein.
Das thematische Spektrum Willi Luthers reicht somit von der Landschafts- über die Porträt- und Industrie- bis zur Marinefotografie. Zu den Aussagen gehören die lyrische Landschaftsstimmung ebenso wie die Charakterstudie. Deutlich ist auch die Neigung zur bilderzählung, die zum Teil in Serien behandelt wird. Zum andern Teil scheinen aber auch einzelne Fotos regelrechte Erzählungen zu enthalten, werden an sich abstrakte Begriffe in die Bilderzählung eines Fotos umgesetzt.
Archival history:Übernahme des Fotoarchivs:

Im Sommer 1983 sah der Unterzeichnete erstmals Aufnahmen von Willi Luther, die ihn durch ihre fotografische wie dokumetarische Qualität beeindruckten. Über Ewald Goltz (zur Person siehe Handschriftensammlung und Bibliothek) als Mittler ergab sich ein erster brieflicher Kontakt. Da rasch feststand, daß beim Fotografen Interesse vorhanden war, die Hamburg, Finkenwerder und die Seefischerei umfassenden Teile seines Werkes im Staatsarchiv zu hinterlegen, wurden die Kontakte im Zusammenwirken mit Herrn Rüdiger Wagner als damaligen Leiter der Plankammer in mehreren Besuchen in Fallersleben fortgesetzt. Von 1983 bis 1985 fertigte Willi Luther Papierkopien der Fotos an, die er dem Staatsarchiv zum Selbstkostenpreis überließ. Als Gegenleistung wurde die katalogmäßige Erschließung durch den Unterzeichneten vereinbart.
Luthers Arbeiten für das VW-Werk befinden sich im dortigen Werksarchiv, seine Serien über Wolfsburg und Umgebung sind vom Stadtarchiv Wolfsburg angekauft worden.
Nachlieferungen 1992/93.
Nach Abschluß der Ordnung des Bestandes sind 1992 und 1993 noch zwei Nachlieferungen von ca. 200 Fotos erfolgt. Diese sind z.Zt. nicht bearbeitet sondern dem Bestand wie folgt angeschlossen worden: als Verzeichnis dienen die Fotolisten mit Zählnummern, die W. Luther den Nachlieferungen beigefügt hat. Zur Unterscheidung vom systematisierten Teit mit den F-Signaturen erhalten die Zählnummern ein L vorweg. Die L-Nummern können als Behelfs- bzw. Bestellsignaturen verwendet werden. Im Rahmen dieser Maßgabe ist der nachgelieferte Teil ausheb- und damit benutzbar.

Erschließung:

Das Fotomaterial besteht zur Zeit aus ca. 800 Aufnahmen. Etwa 700 davon sind Schwarzweiß-Abzüge im Format 18 x 24 (zugrundeliegende Filme: in der Regel 6 x 6, nur ausnahmsweise Kleinbild) sowie 100 Farbdias. Die Negative befinden sich beim Fotografen (näheres siehe Benutzungsbedingungen). Daneben haben einige Dokumente zum Verständnis von Leben und Werk, vor allem auch über das hier erfasste Fotomaterial den Weg ins Staatsarchiv gefunden.
In Abwägung der innerarchivischen bestandsbildenden Strukturen von Schriftgut- und Plankammerbeständen mit den besonderen Merkmalen der zu erschließenden Unterlagen ist ein Familienarchiv gebildet worden, dessen hauptsächlicher Inhalt, nämlich die Fotosammlung als beständegebundenes Plankammergut in die Plankammer unter der Bezeichnung "388-42 Fotoarchiv Willi Luther" eingelagert worden ist.
Bei der Ordnung des Bestandes haben weniger die Systematisierung Mühe bereitet, als die Gewinnung zuverlässiger Angaben zu Inhalt und Datierung jedes einzelnen Fotos. Für den Fotografen haben letztere nicht den Stellenwert, den das Archiv ihnen beimessen muß. Willi Luther und Mitglieder seiner Familie haben hierbei vielfältige Hilfe geleistet.
Eine Besonderheit bei den Ergebnissen der Erschließung stellen die indexartigen "thematischen Hinweislisten" dar. Gerade bei bildlichem Archivgut ergeben sich aus dem Gebot der eindeutigen Zuordnung, dem tatsächlichen Bildinhalt und den denkbaren Fragestellungen einer Benutzung unbefriedigende Situationen. So zeigt beispielsweise eine bei dem üblichen topographischen Prinzip eindeutig als Hafenansicht zu verzeichnende Darstellung eine Mehrzahl von markanten Einzelheiten: Großwerften, Kontorhäuser, Kirchen, Bahnanlagen, Schiffe in Porträtqualität, Bombenschäden und dergl. Dieser Vielfalt versuchen die Listen gerecht zu werden.
Benutzungshinweise:

1. Kartei in der Plankammer. Für jedes im Bestandsverzeichnis mit einer Signatur erfaßte Foto besteht in der Plankammer eine Karteikarte. Ein Heranziehen der Kartei lohnt im Einzelfall durchaus, da dort Informationen vermerkt sind, die über die gezwungenermaßen kurze Titulatur im Bestandsverzeichnis hinausgehen.
2. Bestellung: Unterlagen der Gruppe S (Signatur S 1 ff.) sind unter dem Bestand 622-1/207 Luther, Willi, Fotos hingegen (Signatur F 1 ff.) bei der Plankammer unter dem Plankammerbestand 388-42 Fotoarchiv Willi Luther zu bestellen.
3. Inhaltsangabe und Datierung der Fotos: Ausgegangen wurde jeweils von den Vorgaben des Fotografen. Insbesondere die Datierung ist nach dessen eigenem Bekunden häufig aus der Erinnerung nach Jahrzehnten vorgenommen worden und dementsprechend nicht immer genau. Wo im Ordnungsverfahren konkrete Merkmale eine Korrektur ermöglichten, ist dies geschehen. Im Zweifel und in allen anderen Fällen ist die Datierung übernommen worden.
4. Straßen- und Hausnummern: entsprechen dem Zustand zur Zeit der Aufnahme. Auf den Karteikarten in der Plankammer sind zusätzliche spätere Änderungen bzw. der augenblickliche Stand wiedergegeben.

Gez. Heino Rose, August 1996
Kommentierte Beständeübersicht:Willi: Fotograf;
Fotoarchiv (1930-1977)

Conditions of access and use

Access regulations:Benutzung nach HmbArchG. Reproduktionen und Veröffentlichungen der Fotos nur mit Genehmigung des Deponenten.
Finding aids:Findbuch (Papier)
Signierung:Alte AE-Nr.
 

Containers

Number:2
 

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Usage

End of term of protection:12/31/1994
Permission required:Keine
Physical Usability:Uneingeschränkt
Accessibility:Öffentlich
 

URL for this unit of description

URL:https://recherche.staatsarchiv.hamburg.de/ScopeQuery5.2/detail.aspx?Id=6248
 

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