622-1/119 Lüth, 1924-1989 (Bestand)

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Ref. code:622-1/119
Title:Lüth
Laufzeit:1924-1989
Level:Bestand

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Number:336
Running meters:12.50

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Name of the creator / provenance:Erich Lüth (geb. am 1.02.1902, gest. am 01.04.1989), Schriftsteller, Journalist, Direktor der Staatlichen Pressestelle Hamburg
Administration history:Zum Provenienzbildner:

Erich Lüth wurde am 1. Februar 1902 als Kaufmanns-Sohn in Hamburg geboren. Er besuchte in der Hansestadt diverse Schulen und schloss mit der Oberrealschule (Oberprima). Erste journalistische Erfahrungen sammelte Lüth ab 1919 als Mitarbeiter von "Stimmen der Jugennd", einer Schülerzeitung, anschließend war er Redaktionsvolontär der von Walter Hammer herausgegebenen Zeitschriften "Junge Menschen" und "Junge Gemeinde". Ab 1922 volontierte er bei hamburgischen Redaktionen des Ullstein-Verlags. Während der Inflation führte Lüth im Auftrage des hamburgischen Lebensmitteleinzelhandels die Pressearbeit im Kampf um die Gewährung des Wiederbeschaffungs preises durch, ohne den die Lebensmittelversorgung gefährdet gewesen wäre. Danach ging er als Redakteur zum "Hamburger Anzeiger", wo er u.a. als Parlamentsberichterstatter tätig war und bei Einführung einer regelmäßigen Filmkritik mitwirkte.

Bereits in jungen Jahren betätigte er sich politisch, so übernahm er für die Hamburger Jungdemokraten 1928/29 einen Sitz in der Bürgerschaft und war von 1929 bis 1931 Parteisekretär der Deutschen Demokratischen Partei (DDP), wobei er auch am Wahlkampf für Bürgermeister Petersen mitwirkte und die Schriftleitung des Partei-Mitteilungsblattes "Freie Stadt" übernahm. In diese Zeit fallen auch erste Rundfunkarbeiten für die NORAG. Von 1931 bis 1935 Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Nähmaschinenhändler, daneben verfasste er weiterhin Feuilletons, Reiseberichte und Kritiken in Tageszeitungen. Von 1933 bis 1935 führte er auch den Hamburger Händlerverband und arbeitete danach bei der Nähmaschinenfirma Pfaff in Kaiserslautern als "literarischer Mitarbeiter". 1943 wurde er zur Wehrmacht eingezogen, zuletzt im Range eines Gefreiten und war bis 1946 als Kriegsgefangener in Italien interniert. Nach seiner Rückkehr nach Hamburg wurde er als einer der engsten Mitarbeiter von Bürgermeister Max Brauer alsbald zum Leiter der Staatlichen Pressestelle berufen. Erich Lüth übernahm in dieser Funktion die Unterrichtung der Hamburger in der Nachkriegs- und Wiederaufbauzeit mit den wichtigsten Direktiven des Senats. Mit Ausnahme der Regierungszeit des bürgerlichen "Hamburg-Blocks" 1953 bis 1957 hatte er diesen Posten bis 1964 inne. Seinen Rücktritt (im Alter von 62 Jahren) begründete er mit dem Umstand, dass er zufällig erfahren habe, dass der Senat bereits einen Nachfolger für ihn suche, da er in den Jahren zuvor bereits krankheitsbedingt einige Zeit pausieren musste.

Als langjähriger Direktor der Staatl. Pressestelle hat er diese Einrichtung zu einer objektiven Mittlerin zwischen Senat und Medien werden lassen. Zahlreiche Auslandsreisen nutzte er, um sich als "Botschafter des guten Willens" für Hamburg und die Bundesrepublik einzusetzen. Ein besonderes Anliegen war ihm die Versöhnung mit Israel, mit der Aktion "Friede mit Israel" war er Wegbereiter dieser Aussöhnung, 1964 wurde ein "Erich-Lüth-Wald" in Israel geschaffen. Ausgezeichnet wurde Lüth 1969 mit dem Alexander-Zinn-Preis und 1984 mit der Bürgermeister-Stolten-Medaille. Seit 1962 war er zudem Ehrenmitglied der Hamburger Gesellschaft für deutsch-jüdische Zusammenarbeit und Mitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg. Einen wichtigen Beitrag zur deutschen Medien- und Rechtsgeschichte schrieb ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das Erich Lüth 1958 attestierte, er habe im Zuge der freien Meinungsäußerung das Recht gehabt, zum Boykott des Films "Unsterbliche Geliebte" des "Jud-Süß"-Regisseurs Veit Harlan aufzurufen.

Lüths jüngerer Bruder Herbert Wilhelm (geb. 1908) starb am 31.07.1972. Lüth gab 1986 seinen Wohnsitz an der Alster 67 aus gesundheitlichen Gründen auf und zog ins Hospital zum Heiiligen Geist, wo er am 1.04.1989 verstarb. Er war mit Anneliese Poley verheiratet, die am 2.05.1975 starb; seine Tochter Marion (verheiratete Hoberg) wanderte bereits in den 1950er Jahren nach Südafrika aus.
Archival history:Lüth stellte ab 1967 dem Staatsarchiv sukzessive die Hergabe seines Archivs in Aussicht. Nachstehend ist das seit 1967 - zumeist direkt dem Direktor des Staatsarchivs persönlich - übergebene Schriftgut vorläufig vorzeichnet.
Im November/Dezember 1986 wurden anläßlich des Umzugs von Lüth von seiner Wohnung An der Alster 67 ins Hospital zum Heiligen Geist, Hinsbleek, weitere Unterlagen abgeliefert (ca. 40 Leitzordner und 60 Pappschachteln mit losen Unterlagen = ca. 12,5 lfd. Meter). Sie sind derzeit (Stand: 1986) noch unbearbeitet.

November 1986, Dr. Hans Wilhelm Eckardt

In den Bestand wurden die Archivalien mit den vorläufigen Signaturen 40 bis 58 genommen, die von der Staatlichen Pressestelle angeliefert wurden. Sie stellen Handakten überwiegend persönlichen Inhalts dar, die mit der Funktion Erich Lüths als Direktor der Staatlichen Pressestelle nur in sehr entferntem Zusammenhang stehen.

September 2004, Dr. Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt

Aufgrund mehrerer aktueller Benutzungswünsche wurde im Juli 2011 damit begonnen, auch den restlichen Teil des Bestandes (Nachlieferungen 1986-1989) in SCOPE einzugeben. Zunächst wurden ca. 40 Aktenordner nacherfasst. Diese wurden mit den Nrn. 59 bis 125 an den bereits verzeichneten Teil angehängt [Ausnahmen: Nr. 27/1 Band 8 (Korrespondenzen zum Harlan-Prozess), Nr. 27/2 Band 10 (Zeitungsausschnitte zum Harlan-Prozess) und 27/4 Band 2 (Verfassungsbeschwerde in Sachen Boykottaufruf gegen Harlan) - in diesen Fällen schlossen die Akten an bereits verzeichnete Serien an und wurden dementsprechend nachgeordnet, um eine Übersichtlichkeit zu gewährleisten].
Kassationen wurden - mit Ausnahme einiger Dubletten und überzähliger Durchschriften von Briefen - nicht vorgenommen. Auf eine Umsignierung der Unterlagen wurde verzichtet, da der Bestand in den vorangegangen Jahren bereits mehrfach für Publikationsvorhaben aller Art benutzt und ausgewertet wurde und somit die Zitierung von Aktentiteln und Signaturen nicht mehr stimmig bzw. nur noch mit Hilfe einer umfangreichen Signaturen-Konkordanz möglich gewesen wäre. Mit Unterstützung zweier externer Hilfskräfte (Herr Marienfeld, Herr Baier) konnten von Januar bis Mai 2012 auch die restlichen ca. 60 Archivschachteln mit losen Unterlagen geordnet und anschließend verzeichnet werden. Es sollte aber generell bei Benutzungen berücksichtigt werden, dass der Nachlassgeber nicht selten sich zeitlich und inhaltlich durchaus teilweise überschneidende Akten gleichen Inhalts - z.B. bei Korrespondenzserien - angelegt hat und dieser Umstand auch bei der Erschließungsarbeit mit zeitlich vertretbarem Aufwand leider nicht mehr korrigiert werden konnte.

Juni 2012, Volker Reißmann
Kommentierte Beständeübersicht:Erich: Journalist, Direktor der Staatlichen Pressestelle, Schriftsteller;
Ehrenamt (1957-1973); Tagebücher (1948); Korrespondenzen (1828, 1939, 1952-1973)

Conditions of access and use

Access regulations:Benutzung nach HmbArchG. Keine weiteren Spezialvorschriften oder Genehmigungsvorbehalte.
Finding aids:Findbuch (Papier)
Signierung:Numerus currens

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Related material:622-1 Alexander Zinn
Publications:Kirsten Heinsohn: Erich Lüth. - in: Hamburgische Biographie, Band 6, 2012, S. 199-201

Hamburgs Juden in der Heine-Zeit / Erich Lüth. - Hamburg : Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky, [2019] (Original: 1961)
1 Online-Ressource (27 Seiten)

Diverse weitere Publikationen von Erich Lüth selbst finden sich in der Bibliothek des Staatsarchivs.
 

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