622-1/27 Godeffroy, 1669-1906 (Bestand)

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Ref. code:622-1/27
Title:Godeffroy
Laufzeit:(1557-) 1669-1906
Level:Bestand

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Number:410
Running meters:4.40

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Name of the creator / provenance:Godeffroy, Carl (1787 - 1848); Hamburgischer Ministerresident in St. Petersburg und Berlin
Administration history:Zur französischen Hugenottenfamilie:

Die Wurzeln der Tuchhändler- und Kaufmanns-Familie Godeffroy liegen im französischen Orléans und La Rochelle. Ihr Wappen zeigt auf blauem Schild einen goldenen Falken, ursprünglich ein Sperber. In der gedruckten Genealogie der Familie ist Etienne Godeffroy, geboren um 1500 in Orléans, der mit einem Fräulein de la Marre bzw. Desfrichos verheiratet war und einen Sohn namens Jean Godeffroy hatte, als der Familiengründer aufgeführt. Jean Godeffroy (ca.1530-1591) hing der neuen Religionslehre an und sah sich deshalb gezwungen, nach La Rochelle zu ziehen. Mehrere Generationen Godeffroy betrieben schon von La Rochelle aus neben ihrem Handel eine Reederei mit Frachtverkehr nach Havanna, den Antillen- und Bahama-Inseln. Jean Godeffroys Enkel Cesar Godeffroy I. (1640-1720) war das jüngste unter 24 Kindern. Da auch seine Familie der reformierten Religion treu blieb, musste sie in Folge der Aufhebung des Edicts von Nantes durch Ludwig XIV. 1685 Frankreich verlassen. Über Amsterdam, wo er in den Kirchenbüchern der dortigen Französisch-reformierten Gemeinde zu Amsterdam nachweisbar ist, wanderte er weiter nach Frankfurt an der Oder und Müncheberg in Preußen. Er setzte dort den Leinenhandel unter Ausnutzung der ihm bekannten Vertriebswege fort. Sein Sohn wiederum, Cesar Godeffroy II. (1671-1723) starb als angesehener Kaufmann in Berlin. Der Enkel Cesar Godeffroy III. (1703-1758) wiederum ging nach Hamburg und brachte es hier ebenfalls als Kaufmann zu Wohlstand. In einer Schrift über die Familie Godeffroy (Maria Möring, 1990) wird die Vermutung geäußert, dass die Umsiedlung von Berlin nach Hamburg wohl auf Veranlassung von Pierré Boue erfolgte. Wie seine Vorfahren in La Rochelle, Müncheberg und Berlin betätigte sich Cesar III. als Armenpfleger, Diakon, Kassierer und Ältester in der Altonaer französisch-reformierten Gemeinde. 1737 in Hamburg angekommen, übernahm Cesar III. eine Stellung als Commis in der Firma von Pierre Boué et fils; 1745 erwarb er das Hamburger Bürgerrecht. Bei seinem Tode hinterließ er bereits ein stattliches Vermögen. Ihre französische Sprache behielten die Godeffroys wie die meisten Hugenottenfamilien bei und beherrschten das Deutsche offenbar nur unvollkommen. Sein Sohn Cesar IV. (1742-1818) heiratete die Tochter seines ehemaligen Prinzipals Boué und gründete mit 24 Jahren die Firma „J.C. Godeffroy Co.“. Auch er wurde 1769 Hamburger Bürger. Er setzte den von seinem Vater begonnenen Weinhandel fort und führte in bescheidenerem Umfange auch das Leinen-Exportgeschäft weiter. Als 1806 sein Sohn Cesar V. als Teilhaber aufgenommen wurde, änderte er den Firmennamen in „J.C. Godeffroy Sohn“. Dessen Bruder Peter gründete ebenfalls mit 24 Jahren eine eigene Firma. Beide, Peter und Cesar V., brachten ihre Firmen zu wirtschaftlicher Bedeutung, litten aber wie ihre Hamburger Mitbürger unter den Drangsal der napoleonischen Besetzung. Cesar V. flüchtete schließlich nach Kiel, wo seine Söhne Cesar VI (1813- 1885) und Adolph (1814-1893) geboren wurden. Cesar VI wiederum sollte es durch die ihm zugeschriebene „Begeisterungsfähigkeit, Einsatzbereitschaft und ein überschäumendes Temperament“ zu größerem Ruhm bringen: Nach einer kaufmännischen Lehre und Aufenthalten in Frankreich und England soll er eine „gewisse Weltläufigkeit besessen haben“. Noch keine 24 Jahre alt, wurde er 1837 Teilhaber von „J.C. Godeffroy Sohn“.
Dessen Bruder Peter gründete ebenfalls mit 24 Jahren eine eigene Firma. Beide, Peter und Cesar V., brachten ihre Firmen zu wirtschaftlicher Bedeutung, litten aber wie ihre Hamburger Mitbürger unter den Drangsal der napoleonischen Besetzung. Cesar V. flüchtete schließlich nach Kiel, wo seine Söhne Cesar VI (1813- 1885) und Adolph (1814-1893) geboren wurden. Cesar VI wiederum sollte es durch die ihm zugeschriebene „Begeisterungsfähigkeit, Einsatzbereitschaft und ein überschäumendes Temperament“ zu größerem Ruhm bringen: Nach einer kaufmännischen Lehre und Aufenthalten in Frankreich und England soll er eine „gewisse Weltläufigkeit besessen haben“. Noch keine 24 Jahre alt, wurde er 1837 Teilhaber von „J.C. Godeffroy Sohn“. 1847 gründete sein Bruder Adolph die „Hamburg-Amerika-Packetfahrt-Actien-Gesellschaft' (Hapag). Sie begann mit Segelschiffen, stieg aber schnell auf Dampfschiffe um und überflügelte gegen Ende des Jahrhunderts die Rivalin Norddeutscher Lloyd. Ein dritter Bruder namens Gustav wurde Senator. Unter Cesar VI schließlich stieg die Firma zu einem bedeutenden Handelsunternehmen auf, zu denen zahllose Plantagen und Handelsstationen auf den Samoa-Inseln gehörten, was ihm den Beinamen „König der Südsee“ einbrachte. Die stilvolle Villa an der Elbchaussee wurde Familiensitz und ein Wahrzeichen des Wohlstands. Cesar VI. zeigte sich besonders an der Naturforschung interessiert und richtete das erste naturkundliche Museum (1861-1881) in Hamburg ein. Nach Fehlspekulationen musste die Firma 1879 Konkurs anmelden, ging aber in einer „Deutschen Handels- und Plantagengesellschaft“ auf, deren Direktor Cesar VII (1839-1912) wurde. Letzterer trat später durch seine Aktivitäten in der Jaluit-Gesellschaft und in der ebenfalls in Hamburg ansässigen „Sociéte commerciale de l´Océanie“ hervor. Auch wenn der Firmenname Godeffroy inzwischen schon länger nicht mehr existiert, verzeichnet das aktuelle Hamburger Telefonbuch immer noch diverse Träger dieses Familiennamens, die gegenwärtig in der Hansestadt leben.
Archival history:Die Unterlagen wurden dem Staatsarchiv am 28. Juni 1923 vom Testamentsvollstrecker des verstorbenen Dr. Wilhelm Martin von Godeffroy überwiesen, ein erstes Findmittel in Papierform wurde bereits im April 1907 erstellt. Bei den Signaturen müssen alle Teile der Untergliederung angeführt werden. Der in der Anlage aufgeführte Nachlassteil von Peter Godeffroy ist gegenwärtig nicht bestellbar.

gez. (?)

Im Jahre 1999 fand im Foyer des Staatsarchivs eine Ausstellung zu den Beziehungen Hamburgs mit Frankreich (Titel: "Hambourg et la France : gemeinsame Vergangenheit und Zukunft") statt, bei der auch einige Archivalien aus diesem Familienarchiv in Vitrinen gezeigt wurden.

gez. Volker Reißmann und Joachim W. Frank, Oktober 1999.

Jede Archivguteinheit ist wie folgt zu zitieren: Staatsarchiv Hamburg, 622-1/27 Carl v. Godeffroy, Nr. ...
Kommentierte Beständeübersicht:Kaufleute, Advokat, Diplomat, Gutsbesitzer; Beruf (ca.1810-1910); Ehrenamt (1854-1870, 1893-1906); Haushalt und Vermögen (1770-1906); Tagebücher (1823-1826, 1840-1848); Reisetagebücher (1804-1864); Erinnerungen (ca.1830); Korrespondenzen (1788-1906)

Conditions of access and use

Access regulations:Benutzung nach HmbArchG. Keine weiteren Spezialvorschriften oder Genehmigungsvorbehalte.
Finding aids:Findbuch (Papier); Scope
Signierung:Alte AE-Nr.

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Related material:Siehe auch Familienarchiv Jenisch
 

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Number:3
 

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End of term of protection:12/31/1966
Permission required:Keine
Physical Usability:Uneingeschränkt
Accessibility:Öffentlich
 

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