622-1/20 de Chapeaurouge, 1764-1978 (Bestand)

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Ref. code:622-1/20
Title:de Chapeaurouge
Laufzeit:1764-1978
Level:Bestand

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Number:676
Running meters:12.20

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Administration history:Zur französischen Hugenottenfamilie:

Die Geschichte der Familie de Chapeaurouge beginnt mit Jean de Chapeaurouge (Johannes Pili Rubei de Strabor), der 1468 das Genfer Bürgerrecht erwarb. Woher er genau kam, ist nicht bekannt, obgleich die lateinische Eintragung besagt, dass er aus „Strabor“ stammte. Vielleicht ist mit dieser Bezeichnung Strassburg im Elsass gemeint. Nachforschungen dazu haben jedoch zu keinem Ergebnis geführt. Es kann aber auch sein, dass Jean aus Chapeauroux in der Languedoc (Lozère), angrenzend an die Dauphine, am Zusammenfluss der Allier und des Chapeauroux, stammte, worauf das "de" vor dem Familiennamen hinweist. In jener Zeit kam es häufig vor, dass Personen, die ihre Heimat aus politischen oder religiösen Gründen verlassen mussten, ihren Familiennamen ablegten und sich nach dem Herkunftsort nannten. Es ist also möglich, dass auch Jean de Chapeaurouge so handelte. Weitere Nachforschungen ergaben, dass Jean 1474 ein Grundstück in dem Genfer burgo Sancti Gervasii in der späteren Rue de Coutance erwarb, sowie 1496 weitere Grundstücke in der Rue de la Cite und in der Rue du Marche kaufte. Schon vor 1490 ist er Grundeigentümer in Prevessin im Lande Gex gewesen. Dieser Besitz verblieb der Familie bis 1817, also über 327 Jahre. Jean I. de Chapeaurouge war Mitglied der Pelzhändler-Gilde in Genf, zu deren Vorsteher er 1497 gewählt wurde. Er starb in Genf um 1500. Aus zwei Ehen hatte Jean neun Kinder. Von diesen besonders interessant ist sein ältester Sohn Jean, der um 1470 in Genf geboren wurde. Der Name seiner Mutter war nicht bekannt. Auch Jean II. war Pelzhändler in Genf. 1502 wurde er Mitglied der Fünfzig und 1526 Mitglied des Kleinen Rates. Er besaß mit seinen Brüdern Pierre und Ami mehrere Grundstücke, die bis zur Mitte des l7.Jahrhunderts im Besitz seiner Nachkommen blieb. Er starb zwischen dem 14. Januar und dem 30. Oktober 1526 in Genf. Auch Jean II. war zweimal verheiratet, hatte aber nur einen Sohn aus erster Ehe mit Jocosine Poterel (Tochter des Pelzhändlers Pierre Poterel), der 1500 in Genf geboren wurde und den Namen Etienne erhielt. Kaufmann von Beruf wurde er ein in der Geschichte Genfs viel genannter Mann. 1530 war er Tresorier. 1533 zählte er zu den Anhängern der Vorläufer Calvins. Als es zu blutigen Zusammenstössen mit der katholischen Priesterschaft kam, wurde er von den Anhängern der reinen Lehre als Geisel bei den Verhandlungen gestellt. 1534 in den Kleinen Rat gewählt, erhielt er im März des gleichen Jahres den Auftrag, als Gesandter Genfs in Bern zu verhandeln. Als Bürgermeister und Befehlshaber der Genfer Reiterei nahm er an den Kämpfen gegen Savoyen teil.
Am 29. März wurde das am Genfer See gelegene Schloss Chillon von den Berner und Genfer Truppen eingenommen und François de Bonivard befreit, der dort sechs Jahre lang vom Herzog von Savoyen gefangen gehalten worden war. Lange Zeit hatte er dort in einem unterirdischen Kerker, angeschmiedet an einen Pfeiler verbracht. Lord Byron hat Bonivard, dem Wegbereiter der Reformation in Genf, mit einem Gedicht "Der Gefangene von Chillon" ein Denkmal gesetzt. Während des Syndikats von Etienne wurde am 2l.Mai 1536 die Reformation vom Grossen Rat in Genf eingeführt, aber erst im Juli dieses Jahres ist Calvin nach Genf gekommen. Dort hat man nicht viel Freude an ihm erlebt. Sitten- und Glaubens-Vorschriften sowie die Verpönung von Volksfesten erregten so großen Widerstand, dass sich Calvin nur noch durch eine Schreckensherrschaft halten konnte. Dessen ungeachtet ist es ihm gelungen, Genf zum "protestantischen Rom" zu machen. Seine Lehre breitete sich rasch aus und hat in den Niederlanden und in England und Schottland zu einer völligen Umgestaltung des politischen Lebens geführt. Der Sohn des Genfer Syndicus Amy de Chapeaurouge (1703-1761) hatte einen Sohn Jacques de Chapeaurouge, der in Genf am 1744 geboren wurde. Diese kam nach Hamburg und würde später Hamburger Bürger. Er heiratete in Hamburg am 8. Februar 1769 Maria Elisabeth Hadorn, Tochter des Kaufmanns Johann Andreas Hadorn und vermutlich starb vor Juni 1805. Schnell erwarben sich auch die Vertreter der Familie Chapeaurouge in Hamburg einen großen Ruf als Kaufleute. Eine Firma namens „De Chapeaurouge & Co. Succ.“ wurde in Hamburg 1858/1859 begründet. Dr. Emund de Chapeuarouge (1817-1893) promovierte als Advokat in Heidelberg, wurde Mitglied des Obergerichts und der Bürgerschaft und stand längere Zeit der Vormundschaftsbehörde vor. Auch im Militär und Staatsdienst machten Familienglieder im 19. und 20. Jahrhundert Karriere.
Archival history:Das Archiv der Familie de Chapeaurouge gelangte nach 1958 in mehreren Ablieferungen ins Staatsarchiv. Die Ordnungsarbeiten wurden zum größten Teil von Daisy Neidhöfer und Prof. Hans-Dieter Loose vorgenommen. Bei der Titelaufnahme waren Frau Dr. Lorenz und Dr. Hans Wilhelm Eckardt beteiligt. Dem Unterzeichneten blieb die Ordnung eines Restes und die Schlußredaktion. Dabei wurden die Senatsreferentenakten von Adolphe de Chapeaurouge (1813-1867) in das Famillienarchiv eingeordnet.

gez. Dr. Konrad Schneider im November 1981.

Im Jahre 1999 fand im Foyer des Staatsarchivs eine Ausstellung zu den Beziehungen Hamburgs mit Frankreich (Titel: "Hambourg et la France : gemeinsame Vergangenheit und Zukunft") statt, bei der auch einige Archivalien aus diesem Familienarchiv in Vitrinen gezeigt wurden.

gez. Joachim W. Frank, Oktober 1999.

Im September 2017 lieferte Herr Jean Jaques de Chapeaurouge noch nachträglich einige Archivalien seiner Familie in einem Lederkoffer mit den Initialien "Ami de Chapeaurouge" ab, wobei es sich überwiegend um Druckerzeugnisse handelte (der Koffer selbst wird derzeit leer in der Threse des Staatsarchivs aufbewahrt). Nach dem Ableben seiner Halbschwester Daphne de Chapeaurouge-Gehrckens im März 2020 übernahm Herr de Chapeaurouge auch die von ihr bisher wahrgenommene Funktion des Verfügungsberechtigten für dieses Familienarchiv (die Genehmigung wird aber weiterhin über den jeweils für Familienarchive zuständigen Referenten bzw. Referentin des Staatsarchivs eingeholt).

gez. Volker Reißmann im September 2017 bzw. Juli 2020.

Jede Archivguteinheit ist wie folgt zu zitieren: Staatsarchiv Hamburg, 622-1/2 de Chapeaurouge, Nr. ...
Kommentierte Beständeübersicht:Kaufleute, Notar, Obergerichtsrat; Senator;
Haushalt und Vermögen (1791-1858); Erinnerungen (1949); Korrespondenzen (1814-1845)

Conditions of access and use

Access regulations:Benutzung nur mit Genehmigung des Deponenten. Benutzung nach HmbArchG.
Finding aids:Findbuch (Papier)
Signierung:Alte AE-Nr.

Information on related materials

Publications:Drei Hamburger im Parlamentarischen Rat : Adolph Schönfelder und Paul de Chapeaurouge, Hermann Schäfer / Franklin Kopitzsch; Helmut Stubbe-da Luz [Red.: Heinrich Erdmann]. Landeszentrale für Politische Bildung Hamburg, 1999. 128 S. : Ill. - ISBN 3-929728-47-8 - (Staatsarchiv-Bibliothekssignatur: A 769/0024-07)

Die Politiker Paul de Chapeaurouge, Rudolf Petersen, Kurt Sieveking / Helmut Stubbe-da Luz - Hamburg : Verl. Verein für Hamburgische Geschichte, 1990. - [Bremen] : Ed. Temmen- 71 S. : Ill. (Schriftenreihe: Hamburgische Lebensbilder : in Darstellungen und Selbstzeugnissen ; 4) - Anmerkung: Literaturverz. S. 71 - ISBN 3-923356-39-0 - (Staatsarchiv-Bibliothekssignatur: A 710/0109a)

Ein Leben für Hamburg : [zum 11. Dezember 1951 ; Dr. Paul de Chapeaurouge 75 Jahre] / [Hrsg.: Landesverband und Fraktion der CDU Hamburg]. - Hamburg : Appel, 1951. - 19 S : Ill [de Chapeaurouge, Paul de, 1876-1952 / Aufsatzsammlung] - (Staatsarchiv-Bibliothekssignatur: A 753/0009)
 

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