415-7 Amtsgericht Bergedorf, 1843-1974 (Bestand)

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Ref. code:415-7
Title:Amtsgericht Bergedorf
Laufzeit:1843-1974
Level:Bestand

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Number:1076
Running meters:13.50

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Administration history:Das Amtsgericht Bergedorf wurde am 01.07.1855 durch die „Verordnung, betr. Die Trennung der Rechtspflege von der Verwaltung im Amte Bergedorf“ (vgl. Lappenberg, Johann Martin: Sammlung der Verordnungen der freien Hansestadt Hamburg seit deren Wiederbefreiung im Jahre 1814. 25. Band. Hamburg 1857, S. 168-170.) gegründet, welche die Verwaltung und die Rechtspflege im Amt Bergedorf trennte. Zuvor war der Amtsverwalter auch für die Rechtsprechung zuständig gewesen. Der Gerichtsbezirk entsprach dem Verwaltungsbereich des Amtes Bergedorf und umfasste somit das Städtchen (ab 1874 die Stadt) Bergedorf und die Vierlande, also Neuengamme, Altengamme, Kirchwerder, Curslack und Geesthacht. Das Gericht war zuständig für alle streitigen Zivilsachen, die freiwillige Gerichtsbarkeit sowie für das Hypotheken- und Kontraktenwesen für die Vierlande. Von 1855 bis zum 01.09.1869 leitete der Amtsrichter zudem Untersuchungen in Kriminalfällen und stand im Anschluss dem Polizeigericht vor, das vom 01.09.1869 bis zum 30.09.1879 existierte, sodass auch die Strafgerichtsbarkeit zu den Aufgaben des Amtsgerichts gehörte.
Die Herrschaft über das Amt Bergedorf wurde bis einschließlich 1867 von Hamburg und Lübeck geteilt, was sich auch im Gerichtswesen niederschlug: In Zivilprozessen war das Amtsgericht die erste Gerichtsinstanz, die angerufen werden konnte, sobald eine gütliche Einigung vor einem Friedensgericht gescheitert war. Erste Berufungsinstanzen waren das Hamburger oder Lübecker Obergericht, deren Zuständigkeit jährlich abwechselte. Die zweite Berufungsinstanz stellte das Oberappellationsgericht der vier freien Städte Frankfurt a.M., Bremen, Hamburg und Lübeck dar.
Am 01.01.1668 übernahm Hamburg die alleinige Herrschaft über das Amt Bergedorf. Ein Jahr später wurde in Folge von Reformen auf dem Gebiet der Strafverfahren das Polizeigericht eingeführt, das für Vergehen mit einem Strafmaß von bis zu zwei Monaten oder einer Geldstrafe zuständig war. Für schwerere Vergehen waren das Straf- und das Geschworenengericht in Hamburg zuständig, für die das Amtsgericht Voruntersuchungen durchführte. 1873 wurde die Verantwortung des Amtsgerichts für das Vormundschafts- und Hypothekenwesen sowie die Kontraktenbücher auch auf das Städtchen Bergedorf ausgeweitet.
Mit Inkrafttreten der Reichsjustizgesetze wurde das Amtsgericht Bergedorf am 30.09.1879 als Gericht nach Landesrecht formal aufgelöst, um gleich am 01.10.1879 in neuer Form entsprechend der Vereinheitlichung gerichtlicher Verfahren und Zuständigkeiten neu gegründet zu werden. Dies führte u.a. zur Abschaffung des Polizeigerichts und einer Streitwertbegrenzung auf 300 Mark bei Zivil- und Strafsachen. Berufungsinstanzen waren nun das Landgericht, das hanseatische Oberlandesgericht und das Reichsgericht. Das Amtsgericht Bergedorf existiert bis heute als eines von insgesamt acht Amtsgerichten in der Freien und Hansestadt Hamburg.
Dienstaufsichtsführende Richter bzw. Amtsgerichtsdirektoren bis 1945:
1855-1879 Dr. Heinrich Martin Peter Goldenbaum
1879-1900 Dr. Karl Hermann Lamprecht
1900-1930 Dr. Oscar Wilhelm Seebohm
1930-1945 Dr. Rudolf Victor Böhmer

Eine besondere Zuständigkeit des Amtsgerichts Hamburg-Bergedorf besteht für sog. Landwirtschaftssachen. Hier ist das Gericht für alle Bezirke der hamburgischen Amtsgerichte zuständig mit Ausnahme der Bezirke des Amtsgerichts Hamburg-Harburg.
Direktorinnen und Direktoren des Amtsgerichts Hamburg-Bergedorf ab 2006: Holger Bork (2006-2023), Jessica Oeser (ab 2023).
Archival history:Der größte Teil des Bestandes gelangte zwischen 1900 und 1924 an das Staatsarchiv Hamburg – bis in die 1970er-Jahre wurden noch einzelne Akten aus dem Registerwesen übernommen. Zwischen 1929 und 1939 erfolgte eine erste Erschließung. Diese wurde 2019 komplett überarbeitet. 1952 wurden die Hypotheken- und Grundbuchakten des Amtsarchivs, Stadtarchivs und Amtsgerichts Bergedorf im Bestand 415-4 Hypothekenbüro Bergedorf zusammengefasst. Die Altsignaturen der abgegebenen Akten wurden nicht neu vergeben (Nummer 366-367, 396-410, 413-415, 423-428, 432, 485-519, 557-562, 814-823 und 878-879).
Der Bestand ist wachsend.

Der Bestand hat eine Laufzeit von 1843 bis 1974 und bildet die gesamte Zuständigkeit des Amtsgerichts ab: Er umfasst Grundbuchsachen, das Registerwesen, Nachlasssachen, Bekanntmachungen (sog. Proklame), öffentliche Verkäufe, Konkurssachen, das Kontraktenwesen, Testamente, Vormundschaftssachen, Zivilprozesse, Strafsachen, Kriminaluntersuchungen und das Polizeigericht. Hinzu kommen gerichtliche Erklärungen und Befehle, Protokolle und Urteilssammlungen sowie Verwaltungsakten. Der größte Teil des Archivguts fällt in die Zeit bis 1879. Nach 1900 sind neben vereinzelten Prozessakten fast nur noch Akten aus dem Registerwesen überliefert. Insbesondere die Prozessakten erlauben vertiefte Einblicke in die Alltags- und Kulturgeschichte in Bergedorf und den Vierlanden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die einerseits ländlich-agrarisch geprägt war, aber im zunehmenden Maße von der Industrialisierung beeinflusst wurde. Akten zu Konkursen, Nachlasssachen und öffentlichen Verkäufen enthalten häufig Inventare und Auktionsprotokolle, die u.a. Aufschluss über die Sozialgeschichte und die materielle Kultur in der Region geben können. In Einzelfällen lassen sich Individuen über unterschiedliche Quellen und Fälle hinweg verfolgen. Darüber hinaus enthält der Bestand Informationen zum Justiz-, Deich-, Presse- und Vertragswesen, den Handel in Bergedorf sowie zum Firmen- und Vereinswesen. Zahlreiche Akten enthalten zudem Grundstückspläne und Grundrisse.

Jede Archivguteinheit ist wie folgt zu zitieren: Staatsarchiv Hamburg, 415-7 Amtsgericht Bergedorf, Nr. …

Thomas Throckmorton, September 2019

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415-4 Hypothekenbüro Bergedorf
415-12/1 Magistrat Bergedorf
Für Geschäftsverteilungspläne siehe 213-5, Nrn. 328 und 331
Publications:Bertram, Albrecht: Die Zivilrechtspflege des 19. Jahrhunderts in Bergedorf und Ritzebüttel. In: Hamburger Geschichtliche Beiträge. Hans Nirrnheim zum siebzigsten Geburtstage am 29. Juli 1935 dargebracht, hg. von Heinrich Reincke u. Hans Nirrnheim. Hamburg 1935, S. 110-135 [Signatur: A 763/0021].

Lichtwark-Ausschuss Bergedorf (Hrsg.): Justiz in Bergedorf. Historische Betrachtungen aus Anlaß des 125jährigen Bestehens des Amtsgerichts Bergedorf (= Lichtwark 43 (1980)) [Signatur: Z 501/6].
 

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213-5 Amtsgericht Hamburg - Verwaltung, 1826-2023 (Bestand)

verwendet für:
2 Rechtspflege (Beständehauptgruppe)

Mikroverfilmung auf:
741-4_S 9382 (Bestelleinheit)
 

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