213-12__ Enemark, Ernst Georg, wegen Aussonderung und Erschießung sogenannter untragbarer Kriegsgefangener, u.a. Juden und politische Kommissare (Nikitowka -AOK 17 HGr. Süd) und Mitwirkung bei der Erschießung eines russischen kriegsgefangenen Kommissars in Losowaja/Ukraine 1941.(Staatsanwaltschaft

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Ref. code:213-12__
Title:Enemark, Ernst Georg, wegen Aussonderung und Erschießung sogenannter untragbarer Kriegsgefangener, u.a. Juden und politische Kommissare (Nikitowka -AOK 17 HGr. Süd) und Mitwirkung bei der Erschießung eines russischen kriegsgefangenen Kommissars in Losowaja/Ukraine 1941.(Staatsanwaltschaft Hamburg 147 Js 27/70)
Laufzeit:(1941-1942) 1970-1973
Contains also:Enthält u.a.: Umfang/Inhalt: Hauptakte 262 Bl.; Handakte 50 Bl.; Kostenheft, 1 Bd. Dokumente AGSSt 15 : 45 Bl.; 1 Bd. Aufenthaltsermittlungen 198 Bl.- Straftatbestand:
Die Armeegefangenensammelstelle (AGSSt) 15 entstand in Schleswig und wurde im Frühjahr 1941 in Krakau stationiert. Mit Beginn des Rußlandfeldzuges folgte sie den kämpfenden Truppen via Debica, Jaroslaw, Lemberg und Tarnopol, weiter über Winnica bis nach Uman. Im Herbst 1941 war sie in Losowaja, das etwa 100 km nordöstlich von Dnjepropetrowsk liegt. Der Aufenthalt in Losowaja dauerte bis Ende Januar 1942. 1942 zog sie über Gorlowka, Nikitowka, Bol. Andrejewka, Nikitowka, Taganrog und kam bis Wladimirowka im Raum Noworossijsk. Der Rückzug erfolgte über Tamen, Kertsch, Sewastopol, Bakhchissaraj. Im März 1944 wurde die Einheit nach Konstanza in Rumänien verlegt. Nach Aufenthalten in Bessarabien und Ungarn geriet die Armeegefangenensammelstelle 15 im Raum Bad Aibling bei Rosenheim bei Kriegsende in amerikanische Kriegsgefangenschaft.
Die AGSSt 15 unterstand dem Kommandanten rückwärtiges Armeegebiet 550 (Korück 550). Ihr oblag die vorläufige Aufbewahrung russischer Kriegsgefangener und ihre baldige Übergabe an die stationären Kriegsgefangenenlager (Stalags oder Dulags). Der Ic-Offizier in diesen Lagern sonderte nach Absprache mit dem SD die sog. untragbaren Kriegsgefangenen heraus, indem er Lagerkarteien auf jüdische Namen hin durchsuchte, sich von sog. rassischen Kriterien beim Aussehen der Kriegsgefangenen leiten ließ, V-Leute einsetzte, Verhöre führte und mit Hilfe von Ärzte und Pflegern die Beschnittenen als Juden aussuchen ließ. Die meisten Aussonderungen fanden im Zeitraum von Beginn des Rußlandfeldzuges bis Frühjahr 1942 statt. Die Armeegefangenensammelstelle hatte ihr erstes größeres Lager in Ternowka nahe Uman, dort waren 8000 Kriegsgefangene kurzfristig inhaftiert, bis sie nach drei oder vier Wochen einem nachrückenden Dulag oder Stalag anvertraut worden sein. Zweites größeres Lager war Poltawa mit ca. 1000 bis 2000 Kriegsgefangenen. Auch Losowaja, wo vermutlich mehrere tausend Gefangene waren, galt als größeres Lager. Die Sterblichkeitsrate soll immens gewesen sein, da die Gefangenen verhungerten. Auf 800 Tote täglich schätzte ein Zeuge die Quote. Weitere Lager waren in Gorlowka und Nikitowka (mit 7000-8000 Kriegsgefangenen) sowie in Noworossijsk. Aufgrund des improvisierten Charakters der Lager und der kurzen Verweildauer der Kriegsgefangenen in den Lagern sind weitere Angaben nicht vorhanden. Die Bewachung stellten Landesschützeneinheiten, die ebenfalls nicht mehr feststellbar sind. Das Führungspersonal der AGGSt war größtenteils verstorben. (Der erste Kommandant, Major Johann Bechtloff, geb. 07.11.1883, hatte am 24.04.1943 Selbstmord durch Erhängen begangen; ebenso ein Adjutant, Oberleutnant Willy Haltenhof, geb. 28.05.1889, Selbstmord durch Erhängen 16.06.1943; ein Lagerarzt des Lagers, Dr. Wilhelm Brandt, Oberstabsarzt, geb. 04.03.1900, erhängte sich am 23.02.1970 in Kiel.) Zeugen erwähnten, daß es zu Aussonderungen an verschiedenen Orten (Losowaja; Noworossijsk; und Gorlowka) kam. Der für die Aussonderungen zuständige Ic-Offizier, Hauptmann Carl Evers, geb. 26.02.1883 ist am 07.01.1964 verstorben, weitere verantwortliche Offiziere sind ebenfalls nicht mehr am Leben. Im Dezember 1941 wurde ein Politruk im Lager Losowaja erschossen. Für diese Tat kommt der unten Beschuldigte als Angehöriger des Exekutionskommandos in Frage; er bestritt jedoch die Kenntnis vom Kommissarbefehl und jeden Tatbeitrag. Eine Überführung der Beihilfe zum Mord ist nicht möglich; der Beschuldigte handelte, wäre er denn der Tat überführt, auf Befehl; eigene niedrige Beweggründe sind nicht erkennbar.
Staatsanwalt:Kuhlmann
Alte Aktenzeichen staatsanw. Ermittlungsverfahren:Staatsanwaltschaft Hamburg 147 Js 27/70
Former reference codes:213-12_0300
Angeklagte / Beklagte:Enemark, Ernst Georg, geb am 20.02.1908 in Hamburg-Altona, Angeh. AGSSt 15, Stabsgefreiter
Date of birth:2/20/1908
 

Usage

End of term of protection:12/31/2003
Permission required:Keine
Physical Usability:Uneingeschränkt
Accessibility:Öffentlich
 

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