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213-12__ Kümmel, Walter, wegen Häftlingstötungen im KZ Neuengamme, Außenkommando Eidelstedt, von 1944 bis 1945 (Staatsanwaltschaft Hamburg 147 Js 21/70), 1944-1973 (Serie)
Ref. code: | 213-12__ |
Title: | Kümmel, Walter, wegen Häftlingstötungen im KZ Neuengamme, Außenkommando Eidelstedt, von 1944 bis 1945 (Staatsanwaltschaft Hamburg 147 Js 21/70) |
Laufzeit: | (1944-1945) 1970-1973 |
Contains also: | Enthält u.a.: Umfang/Inhalt: Hauptakte (156 Bl.), Handakte (ca. 50 Bl.), 1 Sonderbd. Fotokopien aus Curio-Haus-Prozeß JAG 145 (mit Übersetzung).- Straftatbestand: Der Beschuldigte soll zwei Säuglinge getötet haben und zwei nervenkranke Frauen durch eine Überdosis von Medikamenten getötet haben. Der Beschuldigte war von Juni 1941 bis April 1945 Angehöriger der SS-Wachmannschaft des KZ Neuengamme und dort Blockführer. Im Frühjahr 1944 wurde er Lagerführer des Nl Eidelstedt, in dem ungarische und tschechoslowakische Jüdinnen (in etwa 500 Frauen) inhaftiert waren. Die Zwangsarbeiten, die sie leisten mußten, betrafen die Errichtung von Behelfsbauten der "Neuen Heimat" und die Beseitigung von Bombenschäden. Die Bewachung erfolgte durch Zollbeamte, die Frauen wurden teils unter Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel zu ihren jeweiligen Einsatzorten gebracht. Am 01.03.1945 stürzte am Hamburger Hauptbahnhof ein Teil eines zerstörten Hauses auf eine Straßenbahn, in der 50 weibliche Häftlinge zu ihrem Arbeitsplatz unterwegs waren, wobei einige sofort starben, andere schwer verletzt wurden. Die Frauen wurden aufgrund der Tatsache, daß sie Jüdinnen waren, nicht in Krankenhäuser gebracht, sondern in das Nl Eidelstedt zurücktransportiert, wo allerdings angesichts der schlechten medizinischen Versorgung das Unglück weitere Todesopfer forderte. Insgesamt sollen 30 Frauen verstorben sein. Das Lager bestand bis Ende April 1945, schließlich wurden die Frauen nach Bergen-Belsen evakuiert. Der Beschuldigte war im Curio-Haus-Prozeß JAG 145 angeklagt und zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt worden, von denen er 7 Jahre verbüßte, bis er im Frühjahr 1952 freigelassen wurde. Damals waren ihm aber keine Straftaten im Nl Eidelstedt zur Last gelegt worden. Gegenstand des vorliegenden Verfahrens waren folgende Vorwürfe: 1. und 2. Im Lager Eidelstedt gab es zwei schwangere Frauen aus Prag und Uzhorod. Die eine Frau namens Schari habe Ende 1944 ein Kind geboren, das der Beschuldigte im Waschraum ertränkte. Später soll er behauptet haben, er habe es getan, um die Mutter vor dem Tod zu retten. Anfang 1945 brachte die zweite Frau, Alice Dub, ein Kind zur Welt, das vor den Augen der Mutter vom Beschuldidgten in einem Wassereimer ertränkt worden sein soll. 3. Nach dem Straßenbahnunglück sollen aus Hamburg Medikamente geschickt worden seien, die der Beschuldigte aber nicht den verletzten Frauen gab, sondern damit zwei nervenkranke Frauen tötete. Der Beschuldigte hat angegeben, daß er bei den Entbindungen nicht im Lager gewesen sei. Ihm sei nur mitgeteilt worden, es seien Totgeburten gewesen. Auch im drtten Fall bestritt er, Frauen irgendwelche Medikamente gegeben zu haben, da dies in den Tätigkeitsbereich der Ärzte und Pfleger gefallen sei. Befragte Zeuginnen hatten von den Kindstötungen nur durch Hörensagen erfahren. Sie beschrieben den Beschuldigten als rabiaten Menschen, der wegen geringfügigen Verfehlungen die Frauen verprügelte. Andere Zeugen (eine Häftlingsärztin, anderes SS-Personal und eine SS-Helferin) konnten nicht ausfindig gemacht werden. Alice Dub kam am 01.03.1945 bei dem Straßenbahnunglück ums Leben. Das Schicksal der anderen Frau, die angeblich Schari hieß (möglicherweise Sari Fischmann, verstorben 06.03.1945), konnte nicht geklärt werden. Andere Zeuginnen, die als Überlebende von Eidelstedt aussagen könnten, konnten nicht ermittelt werden. Es konnte auch nicht festgestellt werden, ob die Kinder tatsächlich ermordet wurden oder bei der Geburt starben. Ein Nachweis für die Tötung der zwei nervenkranken Frauen existiert ebenfalls nicht. Auch vier weiter übersandte Aussageprotokolle von vier Frauen erbrachten keine neuen Beweise. Die Frauen kannten die Tat der Säuglingsertränkung nur vom Hörensagen, ebenso die Tötung der nervenkranken Frauen. |
Staatsanwalt: | Wölk |
Alte Aktenzeichen staatsanw. Ermittlungsverfahren: | Staatsanwaltschaft Hamburg 147 Js 21/70.- Parallelverfahren: Hamburg 147 Js 39/66; Hamburg 2000 Js 19/77. |
Former reference codes: | 213-12_0297 |
Angeklagte / Beklagte: | Kümmel, Walter, geb. am 08.01.1905 in Neuenhof/Anhalt, Lagerführer Nl Eidelstedt, SS-Unterscharführer |
Date of birth: | 1/8/1905 |
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Usage |
End of term of protection: | 12/31/2003 |
Permission required: | Keine |
Physical Usability: | Uneingeschränkt |
Accessibility: | Öffentlich |
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URL for this unit of description |
URL: | https://recherche.staatsarchiv.hamburg.de/ScopeQuery5.2/detail.aspx?Id=1353945 |
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