Ref. code: | 213-12__ |
Title: | Wagner, Walter, u.a., wegen Aussonderungen und Erschießung sog. untragbarer russischer Kriegsgefangener, Riga 1941-1943 (Staatsanwaltschaft Hamburg 147 Js 13/70) |
Laufzeit: | (1941-1943) 1970-1974 |
Contains also: | Enthält u.a.: Umfang/Inhalt: 5 Bde. Hauptakten 889 Bl., Urkundenbd., 4 Bde. Dokumente ca. 700 Bl.; 1 Bd. Aufenthaltsermittlungen, 1 Ordner Notizen, Lichtbildmappe (Fotos Angeh. des Stalag 350, keine Kgfg.); Handakt ca. 100 Bl.- Straftatbestand: Das Stalag 350 entstand im Frühjahr 1941 in Wentorf bei Hamburg und wurde im Juli 1941 in Riga stationiert, wo sie ein bereits bestehendes Kriegsgefangenenlager übernahm. Nebenlager befanden sich in Salaspils, Mitau, Libau und Windau. Das Hauptlager Riga hatte einen Steinbau und fünf Holzbaracken für die Unterbringung der Kriegsgefangen. Salaspils entstand im Juli 1941; die Gefangenen lebten in Holzbaracken und mußten Holz schlagen und Torf stechen. Außerdem befand sich dort ein Lazarett für Kriegsgefangene. Nahe dem Kriegsgefangenenlager gab es auch das ZAL für Juden, das dem KdS Riga unterstand. Mitau wurde im Juli 1941 dem Stalag 350 unterstellt, nachdem vorher das Dulag 101 verantwortlich gewesen war. Auf einem Messgelände lebten etwa 3000 Kriegsgefangene. In Libau waren nur etwa 1500 Gefangene untergebracht. Windau lag auf einem Behelfsflugplatz und beherbergte ebenfalls 1500 Kriegsgefangene, die in Landwirtschaft und im Marineverpflegungslager tätig waren. Ende April/Anfang Mai 1944 übergab das Stalag 350 alle Gefangenenlager an das Dulag 101; die Einheit Stalag 350 wurde aufgelöst. Das Stalag 350 unterstand dem Kriegsgefangenenbezirkskommandanten in Riga, der dem Kommandeur der Kriegsgefangenen bei dem Wehrmachtsbefehlshaber Ostland unterstellt war. In Riga, Salaspils und Mitau wurde die Bewachung von Kompanien des LSB 529 gestellt. Ermittlungen ergaben, daß es zumindest in Riga und Mitau zu Aussonderungen kam. Zeugen bekundeten, daß Juden, Kommissare und Politruks selektiert worden seien, die abtransportiert und erschossen worden seien. Ob es auch in Salaspils zu Aussonderngen kam, war nicht feststellbar. Aussagen über Erschießungen beziehen sich auf das jüdische ZAL Salaspils. Für Libau und Windau konnten keine Aussonderungen belegt werden. Die beiden Kommandanten des Stalag 350 waren verstorben. Der stellvertretende Kommandant, der Beschuldigte Felix Houben, war erst ab Mai 1943 eingesetzt, als die Aussonderungen im wesentlichen beendet waren; Belastungen liegen nicht gegen ihn vor. Der Beschuldigte Walter Wagner ist aufgrund seiner Stellung als Abwehr-Offizier verdächtig, an den Aussonderungen mitgewirkt zu haben; auch er war bereits verstorben. Der Beschuldigte Karl Ferdinand Wilhelm Christian Quantmeyer, der Offizier im Nebenlager Mitau war, war aufgrund seiner Funktion verdächtig, an einer Aussonderungsaktion von Juden 1942 oder 1943 beteiligt gewesen zu sein. Eine Überführung des Mordes oder der Beihilfe dazu war aber nicht möglich, seine Einlasssungen, in denen er jede Teilnahme bestritt (er sei in Urlaub gewesen, als die Juden im Sommer 1942 oder 1943 ausgeliefert wurden) konnten nicht widerlegt werden. Russisches Beweismaterial machte den Führungskräften des Stalag 350 weitere Vorwürfe: 1. Tötung von 30.000 Kriegsgefangenen von Dezember 1941 bis Mai 1942 durch Hunger, Kälte, Krankheit, Folterungen und Erschießungen. 2. Erschießung arbeitsunfähiger Kriegsgefangener. 3. Tötung von 19.000 Kriegsgefangenen in den Nebenlagern im Zeitraum September 1941 bis April 1942 durch Hunger, Krankheiten und Folter. 4. Erschießung verwundeter Kriegsgefangener. Diese Vorwürfe ließen sich nicht beweisen, die meisten Gefangenen starben an Flecktyphus. Bei den von deutschen Zeugen beschriebenen Einzeltötungen russischer Kriegsgefangener war nicht erkennbar, daß diese aus niedrigen Beweggründen erschossen wurden. Meistens war der Anlaß für die Erschießung die Nichtbefolgung eines Befehls. |
Staatsanwalt: | Reitmann; Rehm |
Alte Aktenzeichen staatsanw. Ermittlungsverfahren: | Staatsanwaltschaft Hamburg 147 Js 13/70 |
Former reference codes: | 213-12_0289 |
Angeklagte / Beklagte: | Wagner, Walter, geb. am 01.11.1894 in New York, Ic-Offizier Stalag 350 in Riga 15.04.1941-29.03.1944, Hauptmann |
| Quantmeyer, Karl Ferdinand Wilhelm Christian, geb. am 13.08.1889 in Bremen, Stellvertr. Kommandant u. Abwehroffizier in Mitau, Hauptmann |
| Houben, Felix, geb. am 14.12.1897 in St. Tönis/Kempen-Krefeld, Stellv. Kommandant Stalag 350 in Riga ab 17.05.1943, Major |
Date of birth: | 8/13/1889 |
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Usage |
End of term of protection: | 12/31/2004 |
Permission required: | Keine |
Physical Usability: | Uneingeschränkt |
Accessibility: | Öffentlich |
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URL for this unit of description |
URL: | https://recherche.staatsarchiv.hamburg.de/ScopeQuery5.2/detail.aspx?Id=1353845 |
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