Ref. code: | 213-12__ |
Title: | Stahmer, Johann Franz, u.a., wegen Mord an ca. 300 russischen Zivilgefangenen unter Beihilfe von Angehörigen des Dulag 192.; außerdem Aussonderungen sogenannter untragbarer russischer Kriegsgefangener durch Angehörige des Dulag 192 im Zeitraum 1942 bis 1943 (Staatsanwaltschaft Hamburg 147 Js 31/69) |
Laufzeit: | (1942-1943) 1969-1974 |
Contains also: | Enthält u.a.: Umfang/Inhalt: Retent ca. 50 Bl.; Ordner Notizen und Ermittlungen zu Dulag 192; 1 Ordner Materialsammlung Dulag 192; Zweitschriften von Protokollen, Dubletten; Hauptakten abgegeben an Dortmund.- Straftatbestand: Das Dulag 192 war zunächst als Frontstalag 192 in Frankreich stationiert, ab Mitte Januar 1942 begann der Weg in die Sowjetunion, wo die Einheit im April in Konotop in der Ukraine eintraf. Am 20.06.1942 wurde das Frontstalag 192 in Dulag 192 umbenannt. Zeitweise waren in Konotop bis zu 20.000 Kriegsgefangene in Gebäuden und Baracken untergebracht. Außer Konotop gab es noch ein Nebenlager Gluchow mit etwa 200-300 Kriegsgefangenen. Die Kriegsgefangenen waren vor allem in den Kolchosen Wirowka und Raki zu landwirtschaftlichen Arbeiten eingesetzt. Das Dulag 192 übergab am 01.08.1942 das Kriegsgefangenenlager an ein Stalag und drang im Gefolge kämpfender Truppen nach Rostow vor. Dort entstand erneut ein Kriegsgefangenenlager, außerdem mehrere Nebenlager, über die nichts weiteres bekannt ist. Im Januar 1943 flüchtete das Personal des Dulag 192 vor dem Vormarsch der Roten Armee nach Taganrog, dann nach Saporoshe. Im März 1943 erfolgte die Rückverlegung nach Charkow, im August 1943 am gleichen Ort die Auflösung des Kriegsgefangenenlagers, im September 1943 die Auflösung der Einheit. Vorgesetzte Stellen des Dulag 192 waren der Befehlshaber der rückwärtigen Heeresgebiete Süd und Don und der Kommandeur der Kriegsgefangenen im Operationsgebiet I. Bewachungsmannschaften stellte die 3. Kompanie des Landesschützen-Bataillons (LSB) 876, die aus Österreich stammte, und russische Hiwis. Im Juli 1942 wurden in Konotop ca. 300 rusische Zivilgefangene durch Exekutionskommandos des SD erschossen, die Angehörigen des Dulag 192 bildeten Absperrposten. Bei den Hingerichteten handelte es sich um politische Funktionäre, Partisanen oder Partisanenverdächtige. Nach Verhören war ein Teil der Festgenommenen freigelassen worden, ca. 300 Personen wurden jedoch am Morgen des 13.07.1942 von Angehörigen des Dulag 192 zu einer Ziegeleigrube geführt, wo sie sich ausziehen mußten und in den Gruben niederknien mußten, um erschossen zu werden. Die Tat war Mord, da die Erschießung grausam erfolgte, denn die Gefangenen mußten die Erschießung ihrer Leidensgefährten miterleben und auf ihren Tod warten. Ob auch niedrige Beweggründe vorlagen war nicht zu klären, unbekannt ist, ob sich Juden unter den Erschossenen befanden. Die Beschuldigten Hans Christian Paulsen, Arnold Grünewaldt, Franz Nikolaus Schön und Friedrich Heinrich Christian Lammers waren als Absperrposten an der Erschießung beteiligt. Anhaltspunkte, daß auch die Kommandanten oder Angehörige der Kommandantur beteiligt waren (Beschuldigte Johann Franz Stahmer, Johannes Schluss und Otto Zempel), lagen nicht vor. |
| Aus dem Dulag 192 in Rostow wurden sog. untragbare Kriegsgefangene ausgesondert und an den SD übergeben. Laut Dokumenten wurden im November 1942 20 Kriegsgefangene, im Dezember 1942 42 Kriegsgefangene des Dulag 192 an den SD übergeben. (laut Monatsmeldung des kommandierenden Generals der Sicherheitstruppen und des Befehlshabers des Heeresgebietes Don an die Heeresgruppe Don am 11.12.1942 und 11.01.1943). Bezüglich der Beschuldigten Johann Franz Stahmer, Johannes Schluss und Otto Zempel liegen keine Zeugenaussagen betreffs einer Beteiligung an Aussonderungen vor, die Beschuldigten Schluss und Zempel bestritten die Teilnahme daran. Dem Beschuldigten Heinrich Hülshoff wurde aber von Zeugen zur Last gelegt, er habe Juden unter den Kriegsgefangenen ausfindig gemacht, um Berichte darüber verfassen zu können und seine Leistungen dabei herausstreichen zu können. Hülshoff gab an, er habe Kriegsgefangene befragt, um militärisch relevante Informationen zu erlangen, den Kommissarbefehl habe er nicht gekannt. Mitte Februar 1943 begleitete Personal des Dulag 192 einen Gefangenentransport von 1.500 bis 2.000 Kriegsgefangenen aus Stalino auf einem Fußmarsch nach Saporoshe. Kälte und mangelnde Ernährung führten dazu, daß Gefangene immer wieder zusammenbrachen, woraufhin das Begleitkommando die marschunfähigen Kriegsgefangenen erschoß. Etwa 900 Kriegsgefangene wurden erschossen; die restlichen Marschteilnehmer in Saporoshe einer anderen deutschen Einheit abgetreten. Unter den Angehörigen des Dulag 192 soll sich ein Gefreiter Büttner freiwillig für die Erschießungen gemeldet haben; er ist gefallen. Wer sonst Erschießungen durchführte, konnte nicht festgestellt werden. |
Staatsanwalt: | Reitmann |
Alte Aktenzeichen staatsanw. Ermittlungsverfahren: | Staatsanwaltschaft Hamburg 147 Js 31/69 |
Former reference codes: | 213-12_0269 |
Angeklagte / Beklagte: | Stahmer, Johann Franz, geb. am 10.05.1894 in Hamburg, seit 1946 verschollen, Oberstleutnant |
| Schluss, Johannes, geb. am 30.04.1897 in Dobbrun, Führer der Stabskompanie |
| Zempel, Otto, geb. am 03.02.1900 in Georgental, Adjutant, Oberstleutnant |
| Paulsen, Hans Christian, geb. am 25.09.1916 in Stolk |
| Grünewaldt, Arnold, geb. am 11.08.1908 in Hamburg |
| Schön, Franz Nikolaus, geb. am 19.04.1908 in Eißendorf-Harburg |
| Lammers, Friedrich Heinrich Christian, geb. am 25.09.1905 in Tönning |
| Hülshoff, Heinrich, geb. am 10.01.1895 in Marten, Leiter Abwehrabt. Dulag 192 |
| Peper, unbekannt, unbekannt |
| Gil, Josef, geb. am 11.09.1908 in Romelki |
| Lietz, unbekannt, unbekannt |
| Bode, Walter, Dr., unbekannt |
| Dirks, Georg, Dr., geb. am 02.06.1902 in Herford |
| Ditscheid, Heinz, Dr. med., geb. am 27.02.1915 in Waldbreitbach |
| Fleischer, Anton, Dr., geb. am 02.10.1892 in Biberach/Riss |
| Lüdecke, unbekannt, unbekannt |
| Schroers, Arthur, Dr., geb. am 14.07.1893 in Hamburg |
| Sträussl, Franz, Dr., geb. am 19.12.1896 in Oberpfranndorf |
| Weisner, Georg, Dr., geb. am 12.04.1895 in Chottschow (sic) |
| Ramcke, unbekannt, unbekannt |
| Lindes, Otto, geb. am 04.09.1910 in Archangelsk |
| Mokrus, Leonhard, geb. am 05.11.1889 in Georgenberg |
Date of birth: | 9/25/1916 |
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Usage |
End of term of protection: | 12/31/2006 |
Permission required: | Keine |
Physical Usability: | Uneingeschränkt |
Accessibility: | Öffentlich |
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URL for this unit of description |
URL: | https://recherche.staatsarchiv.hamburg.de/ScopeQuery5.2/detail.aspx?Id=1353638 |
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