213-12__ Goltz, Heinrich Christian, u.a., wegen Mordes an mindestens 17 belgischer Zivilisten in Stavelot/Belgien im Zuge der Ardennen-Offensive als Angehörige der SS-Panzer-Aufklärungs-Abt. 1 der 1. SS-Panzerdivision "Leibstandarte Adolf Hitler" (Staatsanwaltschaft Hamburg 147 Js 30/69), 1944-197

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Title:Goltz, Heinrich Christian, u.a., wegen Mordes an mindestens 17 belgischer Zivilisten in Stavelot/Belgien im Zuge der Ardennen-Offensive als Angehörige der SS-Panzer-Aufklärungs-Abt. 1 der 1. SS-Panzerdivision "Leibstandarte Adolf Hitler" (Staatsanwaltschaft Hamburg 147 Js 30/69)
Laufzeit:(1944) 1969-1974
Contains also:Enthält u.a.: Umfang/Inhalt: Hauptakte 90 Bl., Handakte ca. 50 Bl.; 1 Bd. Ermittlungen der ZSt. Ludwigsburg 69 Bl., 1 Bd. Entwürfe, Kostenbd., ca. 500 Bl. Kopien aus belg. Verfahren; 2 Ordner Übersetzungen aus Ermittlungen; Hauptverhandlung und Urteil des belg. Verfahrens.- Straftatbestand: Alle Beschuldigten außer Ernst Kilat und Droege sollen zwischen dem 18. und dem 21.12.1944 in Stavelot/Belgien im Zuge der Ardennen-Offensive als Angehörige der SS-Panzer-Aufklärungs-Abt. 1 der 1. SS-Panzerdivision "Leibstandarte Adolf Hitler" 17 belgische Zivilisten getötet und dies in weiteren 10 Fällen versucht haben. Der Beschuldigte Ernst Kilat soll als Angehöriger einer anderen Einheit der Leibstandarte "Adolf Hitler" mehrere unbekannte Zivilisten im selben Zeitraum getötet haben.
In der Ardennen-Offensive sollte die Front der Alliierten in der Eifel durchstoßen werden. Beteiligt war die 6. SS-Panzerarmee, bestehend aus 1. SS-Panzerkorps und 1. SS-Panzerdivision. Eines der Panzerregimente der 1. Panzerdivision wurde von SS-Standartenführer Joachim Peiper geführt, eine Aufklärungsabteilung der Panzerdivision unterstand SS-Sturmbannführer Knittel. Der Aufklärungsabteilung unter Knittel gehörte die vom Beschuldigten Heinrich Christian Goltz geführte Stabskompanie an, die in zwei Züge zerfiel, nämlich den Radfahrzug und den Pionierzug. Der Pionierzug unterstand dem Beschuldigten Droege.
Die Division "Leibstandarte Adolf Hitler" drang dabei nach Stavelot in der Nähe von Malmédy vor. Durch die alliierten Truppenbewegungen wurden die deutschen Einheiten getrennt. Eine Gruppe hatte die Brücke von Stavelot noch nicht überschritten, die Panzerverbände unter Peiper waren von den Alliierten eingeschlossen und ein dritter Teil sollte Stavelot wieder zurückerobern. Bereits als die ersten Panzer unter Peiper durch Stavelot rollten, wurden Zivilisten getötet. Bei der Rückeroberung wurden etwa 23 Zivilisten festgenommen und in eine Scheune neben dem Hof Legrand getrieben. Durch die Wände der Scheune schossen die Angehörigen des Pionierzugs auf die Zivilisten in der Scheune. Anschließend wurde die Scheune in Brand gesetzt. 13 Personen starben in der Scheune, zehn konnten sich trotz Verletzungen retten, da die Truppen sich wieder dem Angriff gegen die amerikanischen Truppen widmen mußten. Auf dem Hof Legrand waren die Ehefrau, zwei Kinder und die Schwiegermutter erschossen worden. Erschossen wurden in der Scheune des Bauernhofs Legrand die Zivilisten Léon Willem; Léon Hourand; Alphonse Verdin; Léon Blaise; Albert Gaspar; Hubert Delcour; Henri Dewalque; Louis Gaspar; Joseph Vitrier; Franz Legrand; Jules Rousseaux; Sylvie Feraille, verheiratete Rousseaux; und im Bauernhof Josepha Sonveau, verheiratete Legrand; Freddy Legrand; Roger Legrand; Marie Nusbaum, verheiratete Sonveau. Die Opfer waren zwischen vier Jahren und 71 Jahren alt. Zehn Personen konnten flüchtend entkommen.
Alle Beschuldigten, außer Droege, wurden sämtlich bereits am 31.07.1948 durch das Kriegsgericht der Provinz Lüttich (Conseil de Guerre de la Province de Liège) zu zeitigen Freiheitsstrafen (zwischen zehn und 15 Jahren) verurteilt. Der Grundsatz ne bis in idem findet keine Anwendung, da er auf ausländische Verurteilungen nicht zutrifft; wobei aber die verbüßten Strafen auf im Inland zu erkennende Strafen anzurechnen sind. Ein Überleitungsvertrag bestand nur mit den westlichen Besatzungsmächten USA, Großbritannien und Frankreich. Damit besteht keine Verfahrenshindernis. Auch sind die Taten nicht verjährt, weil die Opfer keine Partisanen waren. Die Opfer waren teils miteinander verwandt und mußten die Tötung von Angehörigen mitansehen (mordqualifizierendes Merkmal der Grausamkeit). Es handelte sich um wehrlose Zivilisten, die arglos waren (Merkmal der Heimtücke). Von einer Bestrafung kann jedoch abgesehen werden, da eine Strafe schon im Ausland vollstreckt wurde und die im Inland zu erkennende Strafe demgegenüber nicht ins Gewicht fallen würde. Einige der Beschuldigten hätten aufgrund ihres Alters zum Tatzeitpunkt gemäß Jugendstrafrecht beurteilt werden müssen.
Die folgenden Taten konnten keinem der oben betroffenen Täter zugeordnet werden:
1. Erschießung von zwei jungen Männern, die aus einer Gruppe von Festgenommenen zu fliehen versuchten;
2. Erschießung der Frauen Camille Desonnay, Sylvie Goffin und Sylvie Leduc;
3. Erschießung der Familie Hurlet und weiterer Zivilisten;
4. Erschießung des Ehepaares Loffet und ihrer Tochter;
5. Erschießung von 23 Zivilisten am Abend des 19.02.1944 in Stavelot im Haus Legaye;
6. Erschießung eines Invaliden und eines Mannes bei einem Schuppen;
Staatsanwalt:Kuhlmann
Alte Aktenzeichen staatsanw. Ermittlungsverfahren:Staatsanwaltschaft Hamburg 147 Js 30/69
Former reference codes:213-12_0268
Angeklagte / Beklagte:Goltz, Heinrich Christian, geb. am 28.06.1921 in Allenstein, Führer der Stabskompanie d. Aufklärungsabt., SS-Obersturmführer
Leithold, Edgar, geb. am 30.12.1925 in Rasberg, Angeh. Pionierzug/Stabskompanie, SS-Schütze
Liebersbach, Kasimir, geb. am 12.04.1924 in Kimisch, Angeh. Pionierzug/Stabskompanie, SS-Schütze
Zagler, Max, geb. am 09.09.1924 in Linz/Österreich, Angeh. Fallschirmjägerregiment; später Pionierzug, SS-Schütze
Scziera, Franz, geb. am 23.01.1926 in Bottrop, Angeh. Pionierzug/Stabskompanie, SS-Schütze
Mahl, Ernst, geb. am 27.05.1925 in Annahof, Angeh. Pionierzug/Stabskompanie, SS-Schütze
Rosenke, Richard, geb. am 05.02.1927 in Thorn, Angeh. Pionierzug/Stabskompanie, SS-Schütze
Schairer, Alfred, geb. am 10.09.1926 in Margrethausen, Angeh. Pionierzug/Stabskompanie, SS-Schütze
Kilat, Ernst, geb. am 14.05.1928 in Hensken/Ostpreußen, Angeh. Panzerregimenter des Oberst Peiper, SS-Schütze
Droege, unbekannt, unbekannt, Befehlshaber Pionierzug, SS-Untersturmführer
Date of birth:5/14/1928
 

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End of term of protection:12/31/2018
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