213-12__ Brandt, Franz Joseph, u.a., wegen Tötung von Juden auf dem Gelände der Pulver- und Sprengstofffabrik in Pionki (ZAL, Radom-Land), 1941 - 1944 durch Angehörige der Werksleitung, des Werkschutzes und der Wachmannschaft des Zwangsarbeitslagers (ZAL) in Pionki (Staatsanwaltschaft Hamburg 2100

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Ref. code:213-12__
Title:Brandt, Franz Joseph, u.a., wegen Tötung von Juden auf dem Gelände der Pulver- und Sprengstofffabrik in Pionki (ZAL, Radom-Land), 1941 - 1944 durch Angehörige der Werksleitung, des Werkschutzes und der Wachmannschaft des Zwangsarbeitslagers (ZAL) in Pionki (Staatsanwaltschaft Hamburg 2100 Js 3/78)
Laufzeit:(1941-1944) 1975-1980
Contains also:Enthält u.a.: Umfang / Inhalt: 7 Bde. Hauptakten (1242 Bl.), 1 Bd. Handakten (51 Bl.), Karteikarten.-
Straftatbestand: Die Pulver- und Sprengstoff-Fertigung in Pionki wurde von einer unbekannten deutschen Firma betrieben, die die Gebäude der früheren Fabrik Krusz nutzte, und die der Wehrmacht (Kommando des Rüstungsbereiches Radom) unterstand. Vermutlich befaßte sich die Wehrmacht nur mit der Rüstungsproduktion, nicht mit Personalfragen. Die Werksleitung bestand aus Deutschen, die Arbeiter waren Polen und jüdische Zwangsarbeiter. Das ZAL nahe der Fabrik war zuerst mit 1000, gegen Juli 1944 mit 5000 Juden belegt und unterstand vermutlich dem SSPF Radom. Die Wachmannschaft bestand aus Ukrainern unter Führung eines SS-Angehörigen. Das Lager existierte von 1941 bis August 1944, 4500 Juden wurden schließlich in die KZs Auschwitz und Sachsenhausen-Oranienburg verlegt. Während des Bestehens des ZAL Pionki wurden vermutlich 200 Häftlinge getötet. Vermutlich wurden Häftlinge auch in andere Lager, z.B. das ZAL Blizyn, verbracht. In Blizyn wurden die Häftlinge bald getötet, da sie aufgrund der Pulverherstellung gelb verfärbte Gesichter gehabt hatten.
Ermittlungen ergaben nur ein diffuses Bild über die Lagerverhältnisse, da Überlebende die Befehlswege und Unterstellungsverhältnisse nicht kannten und Angehörige des SSPF Radom keinerlei Angaben zu Pionki machten. Der Beschuldigte Brandt wird beispielsweise teils als Direktor der Pulverfabrik, teils als Betriebsführer, teils als Lagerleiter bezeichnet. Es gab 1. eine SS-Hierarchie, mit einem Lagerführer, SS-Mannschaft und SS-Hiwis, 2. die technischen und kaufmännischen Leiter sowie 3. den Werk- bzw. Objektschutz. Von den Deutschen und Hiwis konnte kaum jemand ermittelt werden. Zu zwei ermittelten Beschuldigten siehe Hamburg 147 Js 38/65 und Hamburg 147 Js 7/69.
Folgende Beschuldigungen wurden erhoben: Gegen den Beschuldigten Bogusch
A) Anordnung der Exekution von Häftlingen und Präsenz bei Hinrichtungen.
B) Der Beschuldigte Bogusch (oder auch Globisch, Peter und Alois Erwin, diese wurden aber später als Täter ausgeschieden) soll bei der Erhängung von drei Juden im ZAL im Sommer 1944 anwesend gewesen sein. Die Juden hatten von Polen Lebensmittel angenommen.
C) Anwesenheit des Beschuldigten Bogusch bei einer weiteren Erhängung Ende 1943 oder Anfang 1944, als vier oder fünf Juden wegen eines Fluchtversuchs gehenkt wurden.
D) Erschießung eines Juden, bei dem ein Stück Stoff gefunden wurde auf Befehl des Beschuldigten Bogusch.
E) Erhängung von Juden im Wald, da diese angeblich Alkohol aus der Pulverherstellung entwendet hatten.
F) Erhängung von Juden wegen geringfügiger Vergehen.
G) Der Beschuldigte Bogusch soll einen halb verhungerten jüdischen Jungen durch das Versprechen, ihm einen Teller Suppe zu geben, dazu gebracht haben, seine eigene Mutter aufzuhängen.
Möglicherweise sind einige der von A) bis G) aufgezählten Straftaten identisch, eine Klärung war nicht möglich. Angelastet wurden sie jeweils den Beschuldigten Bogusch, Peter und Alois Globisch, Erwin, wobei die Beschuldigten Peter und Alois Globisch ausschieden.
Vorwürfe gegen die Beschuldigten Bonzur und Cygwolf:
Mißhandlung von Häftlingen durch den Beschuldigten Bonzur und den Beschuldigten Cygwolf, so daß diese starben und Erhängung von 6 Häftlingen durch den unbekannten Beschuldigten mit Vornamen Rudolf, der ein Ukrainer war.
Der Beschuldigte Hese soll erzählt haben, daß er einen Juden mit der Pistole erschoß, als dieser ihn angreifen wollte.
Der Beschuldigte Janschak, ein Ukrainer, soll Häftlinge erschossen haben oder bei ihrer Erschießung oder Erhängung anwesend gewesen sein.
Dem Beschuldigten Kowalschuk, ebenfalls ein Ukrainer, werden die gleichen Straftaten angelastet.
Der Beschuldigte Lawita, ein Werkmeister in Pionki, soll 1943 fast 60 Personen erschlagen haben. Möglicherweise Namensverwechslung, da kein weiterer Zeuge den Namen des Beschuldigten erwähnt.
Der Beschuldigte Lodziak, ein ukrainischer Werkschutzmann, soll den Juden Racimor erschossen haben, im Lager oder auf dem Weg zur Arbeit Mädchen vergewaltigt und dann erschossen haben.
Führer des Werkschutzes soll der Beschuldigte Lokaj, angeblich ein SS-Hauptsturmführer, gewesen sein und damit Herr über Leben und Tod der Häftlinge gewesen sein.
Der Beschuldigte Mattheis soll nicht mehr arbeitsfähige Juden Ende 1943 selektiert haben, woraufhin diese im Lager erschossen wurden, sowie Häftlinge erschlagen haben, und zwar mit Stock, Eisen oder einem Holzknüppel.
Der Beschuldigte Michatsch (Michacz) soll den Juden Schaffran mit einem Gewehr erschlagen haben, da dieser illegal die Frauenbaracke betreten haben soll. Schaffran soll vier Tage später an den Folgen der Mißhandlung verstorben sein. Außerdem Anwesenheit bei der Erhängung von drei Juden, Erschießen von drei Personen während der Zusammenstellung des Transports nach Auschwitz 1944, Erschießen des Juden Rutmann, der Lebensmittel durch Tausch erworben haben soll, Mißhandlung des Juden Baum vor Vollstreckung des Todesurteils.
Der Beschuldigte Neumann soll schriftliche und mündliche Tötungsbefehle gegeben haben, viele Häftlinge getötet haben, zwei Brüder bei der Brotausgabe erschossen haben. Auch soll er eine ältere Jüdin erschossen haben. Außerdem war er bei der Erhängung von fünf oder sechs Juden während eines Appells als Repräsentant der Lagerleitung anwesend.
Der Beschuldigte Rohde (Rode) soll als SS-Führer für zahlreiche Erhängungen und Erschießungen verantwortlich gewesen sein. Vermutlich Namensverwechslung, da kein weiterer Zeuge ebenfalls Belastungen aussprach.
Der Beschuldigte Walter soll eine Selektion arbeitsunfähiger Juden durchgeführt haben.
Der Beschuldigte Winkler soll Führer der SS-Wachmannschaften, Lagerführer oder Lagerkommandant gewesen sein. Er soll für alle im Lager durchgeführten Exekutionen verantwortlich sein.
Staatsanwalt:Duhn
Alte Aktenzeichen staatsanw. Ermittlungsverfahren:Staatsanwaltschaft Hamburg 2100 Js 3/78.- Parallelverfahren: München I 1b Js 168/49; Hamburg 147 Js 38/65; Hamburg 147 Js 7/69.
Former reference codes:213-12_0061
Angeklagte / Beklagte:Brandt, Franz Joseph, geb. am 13.02.1893, in Minden, gest. am 09.03.1954 in Essen, Hauptmann der Luftwaffe
Bogusch, August Reimund, geb. am 05.08.1890, in Loben/Breslau (oder: Lublinitz), gest. am 18.12.1946, Kommandant des Werkschutzes oder der Ukrainer, SS-Obersturmführer
Globisch, Alois Peter, geb. am 15.06.1895, in Grunowitz/Oberschlesien, Angeh. Gestapo
Globisch, Erwin, geb. am 12.02.1916, in Berlin, SS-Unterscharführer
Bonzur, unbekannt, unbekannt
Cygwolf, unbekannt, unbekannt
unbekannt, Rudolf, unbekannt
Hese, unbekannt, unbekannt
Janschak, unbekannt, unbekannt
Kowalschuk, unbekannt, unbekannt
Lawita, unbekannt, unbekannt
Lodziak, unbekannt, unbekannt
Lokaj, unbekannt, unbekannt, vielleicht SS-Hauptsturmführer
Mattheis, unbekannt, unbekannt
Michatsch (Michacz), unbekannt, unbekannt
Neumann, unbekannt, unbekannt, angebl. stellvertr. Fabrikdirektor
Rohde (Rode), unbekannt, unbekannt
Walter, unbekannt, unbekannt
Winkler, unbekannt, unbekannt, möglicherweise Lagerführer/Lagerkommandant ZAL P.
Date of birth:2/12/1916
 

Usage

End of term of protection:12/31/2010
Permission required:Keine
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Accessibility:Öffentlich
 

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