213-12__ Kellermann, Dr. Ruth, geb. Hesse, u.a., wegen Tötung von Zigeunern in Hamburg in der Zeit von 1940 bis 1945 durch Angehörige der Kriminalpolizeileitstelle Hamburg (Staatsanwaltschaft Hamburg 2200 Js 2/84), 1940-1992 (Serie)

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Ref. code:213-12__
Title:Kellermann, Dr. Ruth, geb. Hesse, u.a., wegen Tötung von Zigeunern in Hamburg in der Zeit von 1940 bis 1945 durch Angehörige der Kriminalpolizeileitstelle Hamburg (Staatsanwaltschaft Hamburg 2200 Js 2/84)
Laufzeit:(1940-1945) 1970-1992
Contains also:Presse "Dr. Kellermann erstritt einen Teilerfolg" in: Hamburger Abendblatt, 06.03.1986, "'Vollzigeuner' und 'Mischlinge'. Die ehemalige Rassenforscherin Ruth Kellermann verteidigt ihren Ruf." in: Die Zeit, 07.02.86, "Zigeuner klagen Hamburger Behörden an" in: Hamburger Abendblatt, 20.06.1985, "Die Ausmerzung des 'Zigeunerunwesens'" in: taz Hamburg, 20.06.1985.- "Tumulte um eine Frau mit NS-Vergangenheit" in: Hamburger Abendblatt, 22.11.1985.
Enthält u.a.: Umfang / Inhalt: 90 Bde. Hauptakten (14225. Bl.) (zahlreiche Dok./Parallelverf.), Handakte (192 Bl.), Opferkartei, Kostenheft, Sonderheft (Dienstaufsichtsbeschwerde gegen StAnw.), Dubletten.-
Straftatbestand: Von der Kriminalpolizeileitstelle Hamburg wurden vier Deportationslisten für "Zigeuner" erstellt, die im Juli 42, März 43 und April 44 ins KZ- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau überstellt wurden. Insgesamt sind auf den vier Listen 391 Namen erfaßt, weitere Namen ergaben sich durch Zeugenaussagen. 249 von ihnen wurden Anfang August 1944 ermordet. 84 verstarben in Auschwitz-Birkenau zu einem anderen Zeitpunkt; Todesursache unbekannt. Die Beschuldigte Dr. Ruth Kellermann soll durch Untersuchung Hamburger Zigeuner in Hamburg sowie in Konzentrationslagern und durch Anfertigung rassebiologischer Gutachten (Stammbäume, Einzelgutachten) zur Tötung einen Beitrag geleistet haben. Der Beschuldigte Gerhard Wilhelm Ernst Junge soll die Einweisung in ein Vernichtungslager veranlaßt haben. Die Beschuldigte Dr. Ruth Kellermann war Mitarbeiterin der Rassehygienischen und Bevölkerungsbiologischen Forschungsstelle des Reichsgesundheitsamtes. Der Beschuldigte Gerhard Wilhelm Ernst Junge war Angehöriger der "Zigeuner-Dienststelle" (BK 2) der Kriminalpolizeileitstelle Hamburg. Zu den Aufgaben der Beschuldigten Dr. Ruth Kellermann gehörte es, Zigeuner rassediagnostisch-anthropologisch zu untersuchen. Die Befragung fand entweder in der Forschungsstelle oder in den Diensträumen einer Kriminalpolizeileitstelle statt, angeblich soll die Beschuldigte Dr. Ruth Kellermann auch im Konzentrationslager Ravensbrück "Zigeuner" gesucht haben. Die Forschungsstelle begutachtete insgesamt 18.922 Zigeuner, von denen etwa 16.000 ins KZ Auschwitz kamen. Zeugen sagten aus, von der Beschuldigten während Befragungen in der Kriminalpolizeileitstelle durch die Beschuldigte, geschlagen worden zu sein. Die Identifizierung der Beschuldigten erwies sich als schwierig, da die Zeugen die Beschuldigte unter ihrem zigeunerischen Spitznamen Loli Tschai (oder Lolischei) kannten, der "rotes Mädchen" oder Polizeispitzel bedeutete. Dieser Spitzname wurde aber auch auf eine andere "Zigeunerforscherin" (siehe Frankfurt 4 Js 220/59) angewandt. Der Beschuldigte Gerhard Wilhelm Ernst Junge soll an Festnahmen von Zigeunern beteiligt gewesen sein und an der Vollstreckung des "Auschwitz-Erlasses" (Einweisung von Zigeunern nach Birkenau). Maßgeblich war, was die Beschuldigten aufgrund ihrer damaligen Sicht wußten und voraussehen konnten. Beiden Beschuldigten konnte nicht nachgewiesen werden, daß sie Kenntnis über Auschwitz-Birkenau als Vernichtungslager hatten. Auch die eventuelle durch sie mitveranlaßte Einweisung von "Zigeunern" ins KZ Auschwitz ist daher keine noch verfolgbare, d.h. unverjährte Straftat, ebenso Freiheitsberaubung, evt. Körperverletzung, Nötigung, Beleidigung durch die rassediagnostische Untersuchung. Die Beschuldigte Dr. Ruth Kellermann beantragte, nachdem es bei einem geplanten Vortrag von ihr über arbeitende Frauen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts anläßlich einer Ringvorlesung im Museum für Arbeit in Hamburg gekommen war, eine einstweilige Verfügung, die der Vereinigung "Frauen lernen gemeinsam" verbot, die Beschuldigte eine ehemalige Rassenforscherin zu nennen, die für die Ausrottung der Sinti und Roma verantwortlich sei. Bezüglich der Beschuldigten war 1970 von Seiten des Landesamtes für Verfassungsschutz eine Anfrage gekommen (Hamburg 141 Js 101/65), damals konnte die Beschuldigte diesen Verdacht noch ausräumen, indem sie auf eine Verwechslung mit der Forscherin (Frankfurt 4 Js 220/59) verwies.
Staatsanwalt:Duhn; Kuhlbrodt, Dr.
Alte Aktenzeichen staatsanw. Ermittlungsverfahren:2200 Js 2/84, früher 2200 UJs 2/83 (Staatsanwaltschaft Hamburg).- Parallelverfahren: Landau 7b Js 7091/83.- Stuttgart 3(7, 19) Js 928/81.- Köln 24 Js 429/61, Köln 130 Js.- 2/84 (Z), Frankfurt 4 Js.- 1031/61, Freiburg 15 Js 34/84.
Former reference codes:213-12_14
213-12_00014
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Angeklagte / Beklagte:Kellermann, Ruth, Dr., geb. Hesse, geb. 23.06.1913 in Berlin
Junge, Gerhard Wilhelm Ernst, geb. 20.11.1906 in Brahlstorf/Mecklenburg
Bahr, August, geb. 14.08.1887 in Gosdorf, gest. 09.07.1978
Bierkamp, Walter, geb. 17.12.1901 in Hamburg, gest. 15.05.1945 in Scharbeutz
Buchheld, Otto, gen. 31.01.1884 in Hecklingen, gest. 16.03.1957 in Hamburg
Dönnecke, Caesar, geb. 07.06.1879 in Hamburg, gest. 03.06.1954 in Hamburg
Everding, Paul, geb. 25.06.1890 in Altona, gest. 14.06.1965 in Hamburg
Greiner, Philipp, geb. 27.12.1895 in Ingolstadt, gest. 06.09.1971
Jehring, Wilhelm, geb. 08.07.1883 in Tewswoos/Ludwigslust, gest. 06.03.1981
Kampf, Wilhelm, geb. 20.10.1884 in Elberfeld, gest. 22.08.1965 in Hamburg
Krause, Kurt, geb. 29.03.1888 in Bosatz, bei/Ratibor, gest. 29.09.1954 in Hamburg
Lammers, Johannes, geb. 04.10.1885 in Hamburg, gest. 13.05.1975 in Hamburg
Lyss, August, geb. 14.01.1888 in Jurken, gest. 12.05.1973
Martens, Harald, geb. 18.03.1895 in Ottensen, gest. 29.10.1962
Müller, Johann (Jonny), geb. 28.10.1902 in Bremen, gest. 28.07.1965 in Hamburg
Plötz, Walter, geb. 23.12.1880 in Brandenburg, gest. 11.01.1963 in Hamburg
Schmidt, Hans-Peter, geb. 03.08.1880 in Kassoe, gest. 29.08.1971 unbekannter Ort
Schmidt-Till, Arnold, geb. 18.05.1909 in Dornach, gest. 17.10.1968 in Hamburg
Schröder, Theodor, geb. 16.03.1895 in Altona, gest. 22.01.1976 in Hamburg
Suhr, Hermann, geb. 21.01.1881 in Altona, gest. 08.01.1958 in Hamburg
Spröde, Gustav, geb. 30.05.1909 in Kiel-Gaarden, gest. 15.04.1985 unbekannter Ort
Sinjen, Kurt, geb. 28.01.1907, gest. 21.03.1945 in Kopenhagen
Schulz, Willi Otto, geb. 27.12.1906 in Ratzeburg
Zirpins, Walter, Dr., geb. 26.05.1901 in Königshütte
Zechenter, Karl, Dr., geb. 08.02.1903 in Linz, gest. 11.03.1983 in Linz
Winkler, angeblich verstorben
Wilkening, Heinz, geb. 05.11.1913 in Hamburg, gest. 08.06.1985 unbekannter Ort
Tillich, Fritz, geb. 11.08.1897 in Rochlitz
Date of birth:11/5/1913
 

Usage

End of term of protection:12/31/2022
Permission required:Keine
Physical Usability:Uneingeschränkt
Accessibility:Öffentlich
 

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