213-12__ Behnke, Alfred, wegen Beteiligung an Judenerschießungen im ZAL Winniza in der Südukraine 1942 (Staatsanwaltschaft Hamburg 2300 Js 1/90), 1942-1991 (Serie)

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Ref. code:213-12__
Title:Behnke, Alfred, wegen Beteiligung an Judenerschießungen im ZAL Winniza in der Südukraine 1942 (Staatsanwaltschaft Hamburg 2300 Js 1/90)
Laufzeit:(1942) 1990-1991
Contains also:Enthält u.a.: Umfang/Inhalt: Hauptakte (83 Bl.) + (ca. 10 Bl. Unblattiert); Handakte (5 Bl.).- Straftatbestand: Die Anzeige erfolgte durch Simon Wiesenthal, Dokumentationszentrum des Bundes jüdischer Verfolgter des Naziregimes.
Gemeint war vermutlich das ZAL Winniza in der Südukraine an der sogenannten Durchgangsstraße IV. Die Durchgangsstraße IV war die südlichste große Nachschubstraße in der Sowjetunion während des zweiten Weltkrieges. Sie führte aus dem Reich durch das Generalgouvernement (via Lemberg und Tarnopol) in die Südukraine. Dort verlief sie über Proskurow, Letischew, Winnica, Gaisin, Uman, Kirowograd, Kriwoi-Rog, Dnjepropetrowsk bis nahe Stalino. Für den südlichen Frontabschnitt war die Durchgangsstraße IV der wichtigste Nachschubweg. Die Straße sollte für schwere Fahrzeugkolonnen ausgebaut werden. Der Ausbau und die Instandhaltung erfolgte durch die Organisation Todt (OT), Reichsminister Todt übertrug die Aufgabe dem Generalbauinspekteur Professor Speer. Zuerst waren nur kleine OT-Baustäbe mit ukrainischen Zivilisten und Kriegsgefangenen eingesetzt, ab 1942 wurden SS-Dienststellen und Polizeiverbände eingesetzt, um Arbeitskräfte heranzuschaffen. Bei der OT war der "Linienchef der DG IV" in Winnica, bei der SS der "Einsatzstab Gieseke an der DG IV" in Dnjepropetrowsk damit befaßt, den Ausbau der fast 1300 km langen Strecke voranzutreiben. 1942 arbeiteten dort 50.000 einheimische Arbeitskräfte, 50.000 Kriegsgefangene, 10.000 Juden und 5000 deutsche Führungskräfte; 1943 nur noch etwa 70.000 Menschen. Anfang 1944 wurden die Arbeiten aufgrund des Rückzugs eingestellt. Die Bewachung der Zwangsarbeiter übernahmen die Polizeisicherungsabteilung DG IV und Schutzmannschaftsbataillone. Vorgesetzte Dienststelle der Polizeisicherungsabteilung und der Schutzmannschaftsbataillone war der Einsatzstab Gieseke, dem die Koordinierung, die Beschaffung und der Einsatz der Arbeitskräfte oblag. Der Einsatzstab hatte umfangreiche Befehlsbefugnisse. Die technische Gesamtplanung und der Unterhalt der Straße oblagen der Organisation Todt, die auch die Bauaufsicht führte. Sie waren auch für die Verpflegung, Unterbringung und Entlohnung der von ihnen angeforderten und eingesetzten Arbeitskräfte verantwortlich. Für den Einsatz an der Durchgangsstraße IV waren auch Baufirmen verpflichtet worden: Arbeitsgemeinschaft Dohrmann KG aus Remscheid, Arbeitsgemeinschaft Horst und Jüssen - Basaltwerke Neschen - aus Sinzig, Firma Teeras aus München, Firma Eras KG aus Nürnberg, Firma Ufer aus Koblenz-Moselweiß, Firma Kasper-Emmerich aus Miesenheim, Firma Fix aus Bad Neuenahr, Firma Karl Kaiser aus Hanau, Firma Stöhr KG aus München. Die deutschen Baufirmen waren die letzten Glieder in der Befehlskette der OT. Zwei km außerhalb von Winnica gab es seit Mai 1942 ein ZAL für Juden, in dem etwa 150 Menschen inhaftiert waren. Sie waren in zwei Baracken untergebracht, das Lager war mit Stacheldraht umzäunt. Das Lager wurde von Angehörigen des Gruppenstützpunkts der 4. Gruppe des 1. Zuges der 1. Kompanie der Polizeisicherungsabteilung DG IV bewacht. Im Sommer 1942 wurden etwa 15 bis 30 kranke, nicht mehr gehfähige Juden selektiert. Die Selektierten wurden mit Panjewagen zur Erschießungsstätte gefahren, wo sie sich in eine Grube nebeneinander auf den Boden legen mußten. Ein deutscher Polizist erschoß die Juden mit der Maschinenpistole. Überwacht wurde die Erschießung durch Hauptmann Otto Ettengruber (verstorben). Ob der Beschuldigte an dieser Erschießung oder evt. einer anderen nahe Winnica beteiligt war, konnte nicht geklärt werden, da er verstorben war.
Staatsanwalt:Grabitz-Scheffler
Alte Aktenzeichen staatsanw. Ermittlungsverfahren:Staatsanwaltschaft Hamburg 2300 Js 1/90.- Parallelverfahren: Itzehoe 3 Js 1428/65 = Lübeck 2 AR 711/65.
Angeklagte / Beklagte:Behnke, Alfred, geb. am 11.10.1908 in Hamburg-Harburg, gest. am 04.12.1986 in Hamburg
Date of birth:10/11/1908
 

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