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213-12__ Siemers, Otto Wilhelm Heinrich, u.a., wegen Teilnahme an der Absicherung einer durch Sipo-Einheiten durchgeführten Massenerschießung von mindestens 1000 Juden in zwei Lagern unbekannten Namens im Distrikt Lublin (Staatsanwaltschaft Hamburg 2100 Js 2/83), 1944-1987 (Serie)
Ref. code: | 213-12__ |
Title: | Siemers, Otto Wilhelm Heinrich, u.a., wegen Teilnahme an der Absicherung einer durch Sipo-Einheiten durchgeführten Massenerschießung von mindestens 1000 Juden in zwei Lagern unbekannten Namens im Distrikt Lublin (Staatsanwaltschaft Hamburg 2100 Js 2/83) |
Laufzeit: | (1944) 1983-1987 |
Contains also: | Enthält u.a.: Umfang/Inhalt: 25 Bd. Hauptakten (3980 Bl.) (Mehrfertigungen vorhanden).- Straftatbestand: Die Kompanie des Beschuldigten Otto Wilhelm Heinrich Siemers wurde im Frühjahr 1943 in Nordholz bei Cuxhaven aufgestellt und kam in Polen zum Einsatz, wobei sie vor allem am Kampf gegen Partisanen teilnahmen. Im Sommer 1944 waren sie auch an der Vernichtung des europäischen Judentums beteiligt. Sie wurden zu den Einsatzorten, vermutlich im Sommer 1944 gebracht, ohne daß sie wußten, welchem Zweck ihr Einsatz dienen sollte. Laut Anklageschrift wurde dem Beschuldigten Siemers vorgeworfen, Absperrposten aus seiner Kompanie für die je eintägigen Erschießungenaktionen von Juden im Mai oder Juni 1944 aus zwei unbekannten Lagern im Distrikt Lublin eingesetzt zu haben. Außerdem setzte er sie auch zur Durchsuchung des Lagergeländes nach versteckten Juden ein. Die Tatorte konnten die Beschuldigten nicht namhaft machen. Die eine Erschießung fand in einem Waldlager statt, in dem Juden, die teils aus den Niederlanden stammten, in einem Bekleidungswerk arbeiteten. Die andere Erschießung betraf Juden, die in einem Barackenlager auf freiem Feld lebten. Bei den beiden Erschießungen wurden vermutlich hunderte, vielleicht auch tausende von Menschen ermordet. Laut Urteil erhielt der Beschuldigte Siemers im Mai 1944 in Starachowice den Befehl, mit etwa 60-70 Mann zu einem Ort im Raum Lublin zu kommen, von dort führte ein Lotsenkommando die Einheit zu einem Waldgelände. Auf einer Lichtung befand sich ein Lager, das der Beschuldigte zum Wald hin mit seinen Leuten absperren mußte. Im Lager selbst ging dann die Erschießung durch SS oder SD vor sich. Männer und Frauen wurden nackt an einer Grube im Lager erschossen. Bei dem Einsatz wurden mindestens 1000 Menschen erschossen. Nur dieser Einsatz ließ sich, so das Urteil sicher feststellen. Der weitere Einsatz in einem Lager unbekannten Namens in offenem Gelände galt als nicht sicher bewiesen. Möglicherweise handelte es sich bei den zwei Einsätzen in Wirklichkeit um eine Aktion. Dem Angeklagten war nicht zu widerlegen, daß er nicht von Anfang an wußte, daß es bei der Absperraktion um Judenerschießungen ging. Er handelte auf Befehl und tat nichts, was über diesen Befehl hinausging. Zur Einstufung der Schuld als "gering" in der Einstellungsverfügung bezüglich der übrigen Beschuldigten trugen folgende Faktoren bei: die Beschuldigten Alfred Brandsch, Adolf Alfred Dexheimer, Roman Masniak, Karl Konrad Nickel, Franz Rudolf, Erich Gerhard Walter Safronow, Heinrich Schmidt und Albert Würfel waren geständig, unbestraft, über Zweck des Einsatzes nicht informiert und ohne Mölichkeit, das Geschehen zu beeinflussen. Ferner wurden weitere Vorwürfe aktenkundig: 1. Der Beschuldigte Bernhard Krause erschoß in Kurozweki, Kreis Busko, Distrikt Radom, eine Jüdin im Frühjahr 1942. Gegen Unbekannt richteten sich folgende Tatvorwürfe: 2. Erschießung von vier Juden aus Chancza, nämlich ein Vater mit zwei Söhnen und einer Tochter auf dem jüdischen Friedhof von Kurozweki durch vier unbekannte Gendarmen im September 1942. |
| 3. Erschießung der Jüdin Ita Wajzwol mit einem Kind während der Aussiedlungaktion in Kurozweki im Herbst 1942 durch einen Gendarm. 4. Erschießung von 3 Juden, die nach der Ghettoräumung in Kurozweki im Fluß Czarna bei einer Mühle badeten. Die Opfer hießen u.a. Zahariasz Naftul und Pachciosz. Gendarmen aus Staszow sollen die Tat verübt haben. 5. Erschießung von drei Juden auf einem Feld bei Kurozweki im Herbst 1943 durch Gendarmen aus Staszow. 6. Erschießung einer 20 jährigen Jüdin und eines 20 jährigen Juden bei Kurozweki im Sommer eines unbekannten Jahres durch zwei Gendarmen. 7. Tötung von 10 Polen bei Kasztelan und Kurozweki am 28.06.1943 durch Gendarmerie aus Staszow. 8. Erschießung der Polen Stanislaw Szeles, Jan Koziel, Stefan Cwikla und Brandmiller auf dem Friedhof von Kurozweki. 9. Erschießung des Kucharski 1943 in Staszow durch Gendarmerie aus Staszow. 10. Erschießung des Sieraga im August 1943 in Jasien bei Chancza durch Gendarmen aus Staszow. 11. Erschießung von 18 jungen Polen im Juli 1944in Ostrowiec nach einer sog. Säuberungsaktion in Ogledow durch Gendarmen aus Staszow. 12. Erschießung von 9 Polen im Juni 1942 oder 1943 bei Strzegom. 13. Erschießung des Walczyk am Tag der Aktion in Strzegom durch Gendarmen. Gegenstand des Verfahrens (Beschuldigte Beuger, August Brunauer, Josef Follmer, Reinhold Ganz, Friedrich Günther, Kietzmann, Wilhelm Krebs, Josef Veeser) war die Massenerschießung von Juden, bei der Angehörige der Schutzpolizei als Absperrkräfte mitgewirkt hatten. Angehörige der Polizeikompanien 9 und 10 nahmen an der zweitägigen Erschießung teil. Der Beschuldigte August Brunauer gab zu, an der Absperrung teilgenommen zu haben. Obwohl er laufend Schüsse hörte, gab er an, erst hinterher erfahren zuhaben, daß der SD Menschen erschoss. Durch andere wurde er nicht belastet; eine noch verfolgbare Straftat ist ihm nicht nachzuweisen. Der Beschuldigte Reinhold Ganz gab ebenfalls seine Beteiligung an der Erschießung zu. Ein Vorgesetzter, nämlich der Oberleutnant der Schutzpolizei Friedrich Ulmer, geb. 12.01.1912 in Saverne (Zabern), Frankreich, gefallen am 23.11.1943 in Korycziczna, Polen) soll allen verboten haben, sich freiwillig als Schützen für das Exekutionskommando zu melden. Er selbst will als Absperrposten die Erschießungen nicht gesehen, sondern nur gehört haben. Ihm sei von Vorgesetzten nach dem Ende der Erschießungen gesagt worden, die Erschießungen der Juden erfolgten gemäß einem Ultimatum Hitlers an die Alliierten, der die Alliierten aufgefordert habe, die Bombenangriffe auf deutsche Städte einzustellen. Da dieses Ultimatum nicht eingehalten worden sei, würden jetzt Juden erschossen. Die von dem Beschuldigten Ganz geschilderte Tat soll aber im Sommer 1943 begangen worden sein. Der Beschuldigte Friedrich Günther war laut eigenen Angaben ebenfalls als Absperrposten an Erschießungen beteiligt. Der Beschuldigte Wilhelm Krebs bestritt die Teilnahme an Erschießungen als Absperrposten. Der beschuldigte Josef Veeser gab an, an einem Absperreinsatz teilgenommen zu haben und Schüsse gehört zu haben. |
Vorsitzender Richter: | Bertram (22.08.1983; Zustimmung zu Einstellung); Schenck (10.10.1985); Herrmann (BGH) |
Staatsanwalt: | Duhn; Heiduschka (BGH) |
Alte Aktenzeichen staatsanw. Ermittlungsverfahren: | Staatsanwaltschaft Hamburg 2100 Js 2/83, verbunden 2000 UJs 12/77; 2100 UJs 9/79.- Parallelverfahren: Dortmund 45 Js 3/64. |
Angeklagte / Beklagte: | Siemers, Otto Wilhelm Heinrich, geb. am 13.04.1914 in Möhnsen/Kreis Lauenburg, Führer SS-Polizei-Regiment 17, 3. Bat., 10. Kp., Hauptmann der Schutzpolizei |
| Krause, Bernhard, unbekannt, Angeh. Gendarmerieposten Chmielnik, Distrikt Radom, Oberwachtmeister |
| Brandsch, Alfred, geb. am 01.01.1921 in Mediasch, Angeh. SS-Polizei-Regiment 17, 3. Bat., 10. Komp., Wachtmeister der Schupo |
| Dexheimer, Adolf Alfred, geb. am 23.02.1924 in Tschenstochau, , Rottwachtmeister d. Schupo |
| Masniak, Roman, geb. am 27.08.1919 in Heomtscha/Galizien, Führer SS-Pol.-Rgt. 17, 3. Bat., 10. Kp., Rottwachtmeister d. Schupo |
| Nickel, Karl Konrad, geb. am 26.11.1923 in Feliksow, , Rottwachtmeister d. Schupo |
| Rudolf, Franz, geb. am 29.11.1919 in Nemetboly/Ungarn, Führer SS-Pol.-Rgt. 17, 3. Bat., 10. Kp., Rottwachtmeister d. Schupo; SS-Schütze |
| Safronow, Erich Gerhard Walter, geb. am 20.06.1925 in Engelswacht, Angeh. SS-Polizei-Regiment 17, 3. Bat., 10. Komp., Rottwachtmeister d. Schupo |
| Schmidt, Heinrich, geb. am 13.02.1925 in Groß Tauersee, , Rottwachtmeister d. Schupo |
| Würfel, Albert, geb. am 14.03.1923 in Elsbietow, , Rottwachtmeister d. Schupo |
| unbekannt, unbekannt, unbekannt |
| Beuger, unbekannt, unbekannt, Angeh. SS-Polizei-Regiment 17, 3. Bat., 9. Komp. |
| Brunauer, August, geb. am 04.02.1922 in Csukar-Paka/Tschechoslowakei |
| Follmer, Josef, geb. am 28.05.1924 in Kület/Ungarn, Angeh. SS-Polizei-Regiment 17, 3. Bat., 9. Komp. |
| Ganz, Reinhold, geb. am 18.02.1920 in Ludwigsburg, Angeh. SS-Polizei-Regiment 17, 3. Bat., 9. Komp. |
| Günther, Friedrich, geb. am 08.01.1912 in Sobienie/Polen, Angeh. SS-Polizei-Regiment 17, 3. Bat., 9. Komp. |
| Kietzmann, unbekannt, unbekannt, stellvtr. Führer SS-Pol.-Rgt. 17, 3. Bat., 10. Kp., Revieroberleutnant der Schutzpolizei |
| Krebs, Wilhelm, geb. am 24.03.1915 in Dorf Kassel/Gelnhausen, Gruppenführer in SS-Pol.-Rgt. 17, 3. Bat., 10. Kp. |
| Veeser, Josef, geb. am 19.03.1907 in Katzensteig, Angeh. SS-Polizei-Regiment 17, 3. Bat., 9. Komp. |
Date of birth: | 6/20/1925 |
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Usage |
End of term of protection: | 12/31/2017 |
Permission required: | Keine |
Physical Usability: | Uneingeschränkt |
Accessibility: | Öffentlich |
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URL: | https://recherche.staatsarchiv.hamburg.de/ScopeQuery5.2/detail.aspx?Id=1363867 |
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