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430-83__ Museums- und Heimatverein Harburg, 1898-1995 (Klassifikation)
Ref. code: | 430-83__ |
Title: | Museums- und Heimatverein Harburg |
Laufzeit: | 1898-1995 |
Contains also: | Verwaltungsgeschichte
Die Initiative zur Gründung des Vereins ging von dem Harburger Mühlenbesitzer und Getreidekaufmann August Helms (1847-1920) aus. Unter seiner Leitung wählte der Zentralvorstand der Harburger Bürgervereine eine Kommission zur Gründung eines Museumsvereins. Am 5. November 1898 konstituierte sich der „Museums-Verein für den Stadt- und Landkreis Harburg” und legte in seiner Satzung fest: „Der Verein will das Interesse für Kunst, Handel und Gewerbe fördern, insbesondere Gegenstände, welche sich auf Kunst, Handel und Gewerbe beziehen, sammeln und konservieren. Auch befasst sich der Verein mit der Konservierung von Altertümern, die für die Geschichte aus dem Stadt- und Landkreise Harburg Bedeutung haben.“
Enge Verbindungen zwischen Verein und städtischer Führungsschicht förderten das Museumsprojekt. Anfangs stellte der Magistrat für die Unterbringung der Sammlung Klassenzimmer in der sogenannten „Gelben Schule” am Rathausplatz zur Verfügung. 1902 überließ er zu diesem Zweck das historische Fachwerkgebäude der ehemaligen Lateinschule in der Kirchenstraße. Außerdem erhielt der Verein seit 1900 jährlich regelmäßig finanzielle Beiträge seitens der Stadt. Bis 1925 waren etwa 50.000 Objekte gesammelt worden. Seit 1901 lag die Betreuung der Sammlung in den Händen des Lehrers Theodor Benecke (1870-1929), der bis 1925 diese Aufgabe nebenamtlich wahrnahm.
1920 kauften die Brüder Arthur und Lebrecht Helms die Villa des Buchdruckereibesitzers und Zeitungsverlegers Georg Lühmann in der Buxtehuder Straße und schenkten sie dem Verein zum Andenken an ihren verstorbenen Vater August Helms. Dort wurde das Museum neu eingerichtet, das 1925 eingeweiht werden konnte und zum Andenken an seinen Gründer den Namen „Helms-Museum” erhielt. Gleichzeitig wurde Theodor Benecke bis zu seinem Tode 1929 hauptamtlicher Direktor. Sein Nachfolger ab 1930, Willi Wegewitz, gestaltete in der Folgezeit das Museum zu einem reinen Regionalmuseum für Stadt und Landkreis Harburg um, unter Abgabe sachfremder Bestandteile an andere dafür zuständige Institutionen. Seitdem liegt der Schwerpunkt auf Vor- und Frühgeschichte.
Trotz finanzieller Unterstützung primär durch die Stadt Harburg-Wilhelmsburg, ferner durch den Landkreis Harburg, das Landschaftliche Kollegium für das ehemalige Fürstentum Lüneburg und die Provinz Hannover, war der Verein immer weniger in der Lage, die Mittel für die in den 1930er Jahren gesteigerten Museumsaktivitäten aufzubringen. Auch sank seine Mitgliederzahl, die in den 1920er Jahren durchweg mehr als 800 betragen hatte, als Folge der Weltwirtschaftskrise auf knapp über 500 im Jahre 1937.
In dieser Situation ermöglichten Oberbürgermeister und Landrat die Gründung einer Gesellschaft zur Förderung des Helms-Museums. Mit der Stadt Harburg-Wilhelmsburg und dem Landkreis Harburg als Gesellschaftern wurde 1937/38 vereinbart: Der Museumsverein übereignet der Gesellschaft das Museumsgrundstück nebst Gebäude und Sammlung; die Stadt trägt drei Fünftel und der Landkreis zwei Fünftel der Kosten für das Museum; der Museumsverein stellt 50% seiner jährlichen Einnahmen der Gesellschaft zur Verfügung. In Folge des Groß-Hamburg-Gesetzes trat 1938 die Hansestadt Hamburg für Harburg Wilhelmsburg als Rechtsnachfolgerin ein. Damit war der Museumsverein nicht mehr Eigentümer und Träger des Helms-Museums sowie dessen Sammlung. |
| Seine Hauptaufgabe bestand jetzt darin, die Museumsarbeit zu unterstützen. Die engen Bindungen zwischen Museumsverein und Museum blieben bestehen. Die neue Satzung 1939 bestimmte, dass die Geschäftsführung des Vereins weiterhin im Helms-Museum angesiedelt war, dass der jeweilige Museumsdirektor der Geschäftsführung des Vereins als Mitglied angehörte und alle Veranstaltungen mit seinem Einverständnis festgelegt wurden, dass der Museumsverein in seiner Arbeit mit den beiden Gesellschaftern Hansestadt Hamburg und Landkreis Harburg zusammenwirkte.
Nachdem er sich nicht mehr um die Unterhaltung des Museums zu kümmern brauchte, konnte sich der Verein stärker als vorher der Organisation von Vorträgen und Ausflügen widmen, insbesondere aber der Mitwirkung an der Herausgabe eines lokalgeschichtlichen Periodikums, Harburger Jahrbuch, dessen erster Band 1938 erschien. Gegenwärtig sieht der Verein in der Mitfinanzierung des von Museumsverein und Helms-Museum gemeinsam herausgebrachten Harburger Jahrbuchs seine wichtigste Aufgabe, für die er Überschüsse zur Verfügung stellt.
Seit 1945 trägt der Verein den Namen „Museums- und Heimatverein Harburg Stadt und Land e.V.”, um so die Beziehung zur Heimatkunde des Landkreises Harburg zu dokumentieren. Ein großes Problem war zunächst, dass in der Endphase des Krieges im Frühjahr 1945 das Museumsgebäude und die Sammlung erhebliche Schäden erlitten hatten, die dazu führten, dass die Zukunft des Helms-Museums in der Nachkriegszeit zeitweise auf dem Spiel stand.
Es muss als Glück bezeichnet werden, dass mit dem beginnenden Wirtschaftswunder ein Mann die Vereinsleitung übernahm, der besonders geeignet war, sowohl die Vereinsarbeit als vor allem den Neubau des Helms-Museums in der Knoopstraße entscheidend zu fördern. Dr. Rolf Dahlgrün (1908-1969) war von 1950 bis 1958 Erster Vorsitzender. Seit 1936 Justitiar und Leiter der Rechtsabteilung bei den Phoenix-Gummiwerken sowie ab 1949 Mitglied der FDP und 1953-1957 Mitglied der Hamburger Bürgerschaft und Vorsitzender des Haushaltsausschusses, hatte er enge Kontakte zu maßgeblichen wirtschaftlichen und politischen Kreisen, die er geschickt zu nutzen wusste. Seine spätere politische Karriere beweist dies: 1957-1969 war er Bundestagsabgeordneter, 1962-1966 Bundesminister der Finanzen.
Mit der Konsolidierung des Helms-Museums und seiner Außenstelle Freilichtmuseum am Kiekeberg ab 1957 geriet der Verein in ruhigeres Fahrwasser. Durch die in Winsen, Buchholz und Tostedt vor allem in den 70er Jahren erfolgte Gründung von Geschichts- und Heimatvereinen wurde ihm Boden im Harburger Umland entzogen. Die Verselbständigung des Freilichtmuseums am Kiekeberg vom Helms-Museum 1987 und Bildung eines eigenen Fördervereins hat diese Tendenz bis in die Gegenwart verstärkt. Seine Mitgliederzahl ist seitdem kontinuierlich gesunken. |
| Archivierungsgeschichte
Am 15.12.1998 übergab der Geschäftsführer des Vereins und Direktor des Helms-Museums Prof. Dr. Ralf Busch dem Staatsarchiv 13 Schriftguteinheiten des Zeitraumes 1898-1976, vor allem Ordner mit sich überschneidenden Handakten einzelner Vorstandsmitglieder in chronologischer Reihenfolge 1950-1960, die im Helms-Museum aufbewahrt worden waren. Eine zweite Ablieferung von 8 ebenfalls überwiegend chronologisch von den jeweiligen Geschäftsführern angelegten Schriftguteinheiten 1972-1995 erfolgte am 11.09.2003 durch den Vereinsvorsitzenden Dr. Will Baumgarten. Für die 80er und 90er Jahre wurde hierzu die unvollständige Handakte von Dr. Richter als Ergänzung eingearbeitet. Anlässlich der Aussonderung ungeordneten Schriftguts der Stadtgeschichtlichen Abteilung des Helms-Museums wurde von dort am 01.10.2003 das Kassenbuch sowie ein Ordner Schriftgut des Vereins, beides 1945-1950, übernommen.
Das Schriftgut bis 1938 ist bereits vor längerer Zeit im Helms-Museum stark ausgedünnt worden, so dass bei der Neuordnung im Staatsarchiv nur geringe Kassationen, vor allem von Unterlagen betreffend das Museumsgebäude in der Buxtehuder Straße, stattfanden. Hingegen konnten aus den sich überschneidenden Handakten und sonstigen Schriftguteinheiten ab 1950 beträchtliche Kassationen von Doppelstücken sowie unwesentlichem Schriftwechsel erfolgen. Bis auf wenige Protokolle und bereits früher gebildete Sachaktenansätze wurde das verbliebene archivwürdige Schriftgut neu zu Sachakten formiert.
Literatur
Theodor Benecke, Senator August Helms in Harburg. In: Niedersachsen 22, 1916/17, S. 202-204
Theodor Benecke, Katalog des Museums zu Harburg a. d. Elbe. Harburg 1901
Theodor Benecke, 1. Nachtrag zum Katalog des Museums zu Harburg a. d .Elbe. Harburg 1904
Theodor Benecke, Ein Gang durch das Museum zu Harburg (Elbe). In : Niedersachsen 11, 1905/06, S. 415-418, 453-457
Theodor Benecke, Das Helms-Museum zu Harburg — Elbe. In : Niederdeutsche Heimatblätter, 3. Jahrgang, Januar 1926, S. 9-21
Jahresberichte des Museumsvereins zu Harburg a. d. Elbe : 15. Jahresbericht, 1914—32. Jahresbericht, 1933
Jahresberichte des Museumsvereins 1937-1950 in : Harburger Jahrbuch 1, 1938/39, S. 123-129; 2, 1940/41, S. 281-284; 3, 1948, S. 303-306; 4, 1950/51, S. 356-375
Ernst Eger, Festansprache (zum 50jährigen Bestehen). In : Harburger Jahrbuch 3, 1948, S .5-10
Willi Wegewitz, Festvortrag zur Feier des 50jährigen Bestehens des Helms-Museums. In: Harburger Jahrbuch 3, 1948, S. 11-21
Willi Wegewitz, Aus der Geschichte des Helms-Museums. In : Harburger Jahrbuch 6, 1956, S. 7-26
Klaus Richter, Traditionelle lokale Geschichts- und Heimatvereine in Hamburg. In : Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte 74/75, 1989, S. 23-39, hier S. 24-28 7.10.2003, Klaus Richter |
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