Information on identification |
Ref. code: | 622-2/32 |
Title: | Hoffmann, Konrad |
Lebenszeit Bestandsbildner: | 03.04.1904 - 10.08.1989; NS-Verfolgter, Politiker |
Laufzeit: | 1883-1900,1920-1985 |
Level: | Bestand |
Information on extent |
Running meters: | 5.00 |
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Information on context |
Name of the creator / provenance: | Hoffmann, Konrad (geb. 03.04.1904 Berlin; gest. 10.08.1989 Hamburg); Bankkaufmann; Wirtschaftsberater |
Administration history: | Konrad Hoffmann wurde am 3. April 1904 als Kind des Apothekers Dr. Berthold Hoffmann in Berlin geboren, wo er die Leibniz-Oberrealschule in Berlin-Charlottenburg besuchte. Anschließend absolvierte er eine Lehre als Bankkaufmann im Bankhaus Gebr. Arnhold in Berlin und verblieb hier als Angestellter, zum Schluß als Leiter der Kreditabteilung. 1931 heiratete er Elsbet Jaffé, die ihm 1939 einen Sohn gebar. 1933 kam er nach Hamburg, um hier als Direktor und Vorstandsmitglied ein Industrieunternehmen zu sanieren. 1938 wurde er aufgrund der "Nürnberger Gesetze" (Eheschließung mit einer "Volljüdin") entlassen. Zwischen 1939 und 1942 leistete er Kriegsdienst und brachte es bis zum Feldwebel, bevor er wegen seiner "Mischehe" ausgemustert wurde. Gegen Kriegsende (Oktober 1944 - Mai 1945) leistete Hoffmann nach eigenen Angaben noch Zwangsarbeit unter Polizeiaufsicht ("Gestapoaufsicht") in Hamburg.
Nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes wurde Hoffmann 1946 für die Sozialdemokratische Partei Deutschlands Mitglied der ersten Hamburger Bürgerschaft; auch später nahm er aktiv am Parteileben (u.a. als Kreis- und Landesdelegierter sowie als Distriktsvorsitzender) und der Selbstverwaltung (u.a. als Mitglied der Deputation für Wirtschaft und Verkehr) teil. Nach dem von ihm geäußerten Motto: "Die Wiedergutmachung von NS-Unrecht ist eine Ehrenpflicht des deutschen Staates!" kümmerte er sich um Flüchtlinge, Heimkehrer und NS-Verfolgte. So gründete er 1945 die "Notgemeinschaft der durch die Nürnberger Gesetze Betroffenen" und später den bundesweiten "Zentralverband der durch die Nürnberger Gesetze Betroffenen" sowie den "Arbeitsausschuß der Organisationen ehemals Verfolgter in Hamburg" (getragen von der "Arbeitsgemeinschaft ehemals verfolgter Sozialdemokraten", der Jüdischen Gemeinde Hamburg und der "Notgemeinschaft"); auch die "Arbeitsgemeinschaft deutscher Verfolgtenorganisationen" (getragen von der "Arbeitsgemeinschaft der Organisationen der ehemals rassisch, politisch und religiös Verfolgten in Berlin", der "Arbeitsgemeinschaft ehemals politisch verfolgter Sozialdemokraten, Zentralstelle Bonn", dem "Zentralverband", dem "Zentralrat der Juden in Deutschland" in Düsseldorf und dem "Zentralverband der Widerstandskämpfer und Verfolgtenorganisationen" in Beuel) geht wenigstens teilweise auf seine Initiative zurück. Im Rahmen der Verfolgtenorganisationen nahm er maßgeblich an den Verhandlungen über die Formulierung von Wiedergutmachungs- und Entschädigungsgesetzen auf Bundesebene teil und gehörte als stellvertretender Vorsitzender des "Hilfswerks für die durch die Nürnberger Gesetze Betroffenen nicht jüdischen Glaubens (HNG)" dem Beirat des Bundesfinanzministeriums für den HNG-Fonds an.
Schon 1948 zählte er zu den Mitbegründern und ersten Vorstandsmitgliedern des "Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit"; auch bei der Gründung der Hamburger "Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit" war er dabei. Sein Engagement für die jüdischen Mitbürger und den Staat Israel führte ihn zur Mitbegründung der "Gesellschaft zur Förderung eines deutschen Beitrages zum Aufbau Israels - Pro Israel" und 1966 der "Deutsch-Israelischen Gesellschaft", deren Präsidiumsmitglied er wurde und in deren Koordinierungsrat er mitwirkte, sowie zur Gründung der Gesellschaft "Freunde der Hebräischen Universität Jerusalem" in Hamburg und der deutschen Förderergesellschaft für ein israelisches Kinderheim ("AHAVAH-Kinderhilfe").
Die Errichtung der Gedenkstätte Neuengamme, die Erweiterung der Gedenkstätte Bergen-Belsen und die Errichtung der Gedenkstätte Bergen-Hohne wären ohne das Engagement Konrad Hoffmanns nur schwer vorstellbar. |
| Auch zahlreiche andere karitative und kulturelle Aktivitäten wurden von Hoffmann in führender Position begleitet und gefördert, so unter anderem die von Rudolf Petersen gegründeten "Deutsche Hilfsgemeinschaft Hamburg", die "Hamburgische Gesellschaft" und die "Geschwister-Scholl-Stiftung". Im Arbeits- und Hauptausschuß der "Freiwilligen Selbstkontrolle der deutschen Filmwirtschaft" wirkte er über Jahre mit. Zeitweilig war er auch Vorsitzender des "Kulturrates" der Hansestadt, der über 60 kulturelle Vereinigungen vertrat. Der "Deutsch-französischen Gesellschaft Cluny" gehörte er über lange Jahre in führender Stellung an.
Für sein Engagement erhielt er zahlreiche Ehrungen, so 1959 das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 1965 die Hamburgische Medaille für treue Arbeit im Dienste des Volkes in Silber und für Verdienste um den Wiederaufbau in Hamburg, 1969 die Ehrenmedaille der Amicale Française de Neuengamme, 1975 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und 1979 die silberne Ehrenmedaille des Magen David Adom in Israel; 1972 ernannte ihn der französische Staatspräsident zum Officier de l'Ordre National du Mérite de la France.
Privat arbeitete er als Finanzkaufmann und Wirtschaftsberater. Politisch blieb er der SPD verbunden, zeitweilig als Bezirksvorsitzender.
Konrad Hoffmann starb am 10. August 1989 in Hamburg. |
Archival history: | Der hier verzeichnete Nachlaß gelangte zunächst an das Institut für die Geschichte der Deutschen Juden, bevor er 1994 auf Wunsch des Sohnes des Nachlassers als Depositum in das Staatsarchiv gelangte, wo er 2003/2004 vom Unterzeichneten geordnet und verzeichnet wurde. Nur das ebenfalls im Nachlaß befindliche "Totenbuch Neuengamme" (herausgegeben vom Freundeskreis e.V.) wurde zur Bibliothek genommen, da es keinerlei Notizen oder anderweitige Eintragungen Hoffmanns enthielt.
August 2004, gez. Dr. Lorenzen-Schmidt
Hinweis: Registraturgut der "Notgemeinschaft" befindet sich in der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH) Der private Nachlaß von Konrad Hoffmann befindet sich im Besitz seines Sohnes Berthold Hoffmann. |
Kommentierte Beständeübersicht: | Konrad: Bankkaufmann; u.a. Notgemeinschaft der durch die Nürnberger Gesetze Betroffenen, Deutsch-Israelische Gesellschaft, Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit |
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Conditions of access and use |
Access regulations: | Benutzung nach HmbArchG. Keine weiteren Spezialvorschriften oder Genehmigungsvorbehalte. |
Finding aids: | Findbuch (Papier) |
Signierung: | Numerus currens |
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Containers |
Number: | 1 |
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Related units of description |
Related units of description: | siehe auch: 614-1/48 Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, 1951-1955 (Bestand)
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Usage |
End of term of protection: | 12/31/2015 |
Permission required: | Keine |
Physical Usability: | Uneingeschränkt |
Accessibility: | Öffentlich |
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URL for this unit of description |
URL: | https://recherche.staatsarchiv.hamburg.de/ScopeQuery5.2/detail.aspx?Id=6993 |
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