621-1/106 Deutsche Dokumentarfilm Gesellschaft, 1936-1992 (Bestand)

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Ref. code:621-1/106
Title:Deutsche Dokumentarfilm Gesellschaft
Laufzeit:1936-1992
Level:Bestand

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Number:111
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Administration history:Heinrich Klemme wurde am 28. Januar 1920 in Berlin-Friedenau geboren. Nach der mittleren Reife des Realgymnasiums absolvierte er eine Lehre der Feinmechanik und Optik bei den Askania-Werken im Objektiv- und Kamerabau. Danach arbeitete bei der TOBIS Filmkunst als Kameramann in insgesamt 12 Spiel und diversen Kultur- und Werbefilmen mit, bevor er mit einem Regiestudium in einem Schauspiel-studio der Reichstheaterkammer begann. Zwischen Anfang 1939 und Mitte 1945 leistete er zusammen etwa 14 Monate Wehrdienst ab. Erste selbstinszenierte Werke waren "Der Segler" (1942), "Das Gesicht des Krieges" (1943) und "Frühling am Kynast" (1944). Bei der KOMOS-Film in Hamburg-Wandsbek fand er ein halbes Jahr als Produktionsleiter und Regisseur Anstellung, bis diese Firma im Oktober 1944 ihre Tätigkeit einstellte. 1945 gründete er das Kleinkunst-Ensemble "Die Lampenputzer" in Berlin-Wilmersdorf und arbeitete danach bei der Firma "Berliner Photo-Gesellschaft/Hegewald-Film".

Im Februar 1948 wurde Klemme Geschäftsführer der Atlantis-Film GmbH in Hamburg, die mit Lizenz-erteilung im Juli 1948 in "Deutsche Dokumentarfilm Gesellschaft mbH" umgetauft wurde. Zusammen mit dem Regisseur Rudolf Kipp entstanden unter seiner Leitung mehrere Kulturfilme, darunter "Lebensadern" (1949), "Bergung der New York" (1948), "Asylrecht" (1949), "Hamburg glaubt an seine Zukunft" (1949) und "Pulsschlag der Zeit" (1949). Im Dezember 1949 musste die Firma Konkurs anmelden. Klemme gründete daraufhin 1950 die "Heinrich Klemme Filmproduktion und -synchronisation", die im Juli 1951 in "Deutsche Dokumentarfilm Gesellschaft Heinrich Klemme & Co." umbenannt wurde. Während dieser Zeit konnte er erste Auftragsfilme herstellen und übernahm im Herbst 1951 die Aufbau und Leitung der Abteilung Betriebswerbung an den Hamburger Kammerspielen. Zeitgleich bereitete er mit dem Regisseur und Schauspieler Volker von Collande, den er bereits während seiner Zeit bei der TOBIS kennen gelernt hatte, im Mai 1952 die Gründung der "Deutschen Spielfilm Gesellschaft mbH" vor. Die Firma hatte nacheinander in Hamburg ihren Sitz am Großen Hahntrapp, der Ferdinandstraße, der Großen Theaterstraße und der Oberstraße. Die Zweigstelle der Firma in Göttingen produzierte in den folgenden Jahren die Spielfilme "Ich warte auf Dich" und "Die spanische Fliege". Da der letztere Film nur mit mäßigem Erfolg in den Kinos lief, wurde die Produktion eines weiteren Films ("Die schwebende Jungfrau") 1954/55 abgebrochen. Auch der seit 1954 bestehende Plan, das bekannte Bühnenstück "Die schöne Lügnerin" zu verfilmen, wurde aufgegeben und die Lizenzrechte an die REAL-FILM in Hamburg verkauft. Von 1957 bis 1962 stand Klemme als Herstellungsleiter im festen Vertrag der Universum Film AG (UFA) in Berlin-Tempelhof, für die er zusammen mit Collande eine Fernsehfilm-Staffel schuf; darüber hinaus entstand unter seiner Leitung eine Kino-Dokumentation der Fußball-Weltmeisterschaft 1958 in Schweden ("Hinein!").
1958/59 ließ sich Klemme bei der UFA mehrere Monate beurlauben, um ein bereits länger gehegtes Projekt zu realisieren, dass sich mit dem Segelschulschiff "Pamir" der Hamburger Schliewen-Reederei befasste. Aus Material des UFA-Kameramanns Willy Bloch, dass dieser 1952 an Bord gedreht hatte, entstand unter Hinzufügung von Fremdmaterial in Zusammenarbeit mit einer schwedischen Produktionsfirma eine abendfüllende Dokumentation über die letzten Großsegler auf den Weltmeeren. Dieser Film kam 1959 in die deutschen Kinos und wurde von Klemme als sein Lebenswerk betrachtet. In der folgenden Zeit betätigte sich Klemme als freier Filmkaufmann, baute seine Geschäftskontakte in die USA aus und veröffentlichte Bücher über Segelschiffe. Zudem produzierte er für die Bayer AG Lehrfilme über die Verwendung von Schädlingsbekämpfungsmitteln und arbeitete mit Zeitverträgen für die Deutsche Welle, die Windrose-TV GmbH und als Nachkalkulator für Ullstein AV. Ein letztes 1988 geplantes Spielfilm-Projekt mit Volker von Collande kam wegen Ablehnung durch die Filmförderungsgremien nicht mehr zustande. Heinrich Klemme, der sich 1959 von seiner Frau, der Zahnärztin Dr. Eva Salewsky, scheiden ließ, starb am 20. Oktober 1992 kinderlos in Reinbek.
Archival history:Der Bestand spiegelt umfassend das Schaffen eines selbständigen Filmkaufmanns in Hamburg über mehrere Jahrzehnte wieder. Zum Bestand gehören typische Geschäftsunterlagen wie Rechnungen, Schriftwechsel des Firmeninhabers, Manuskripte, Drehbücher, Promotion- und Fotomaterial, Negative sowie Zeitungsausschnitte. Darüber hinaus sind die meisten der von ihm im Laufe der Zeit hergestellten Filme als 35-mm Filmkopien oder VHS-Videokassetten erhalten. Besonders umfassend ist insbesondere die Herstellung eines Filmes über das 1957 gesunkene Segelschulschiff "Pamir" dokumentiert.

Das zunächst vom langjährigen Freund und Geschäftspartner Klemmes, dem Notar Arno Kröber, übernommene Firmenarchiv ging nach dessen Tod im Frühjahr 1999 an Eggert Woost vom Verein "Film- und Fernsehmuseum Hamburg e.V." über, der die Akten wiederum als Schenkung an das Staatsarchiv gab. Eine Studentin der Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW), Fachbereich Bibliothek und Information, ordnete den Bestand im Sommer 2002 im Rahmen einer Diplomarbeit unter fachlicher Anleitung. Durch Kassation von Durchschriften, Steuerbelegen und nicht relevantem Pressematerial wurde das ursprünglich rund 20 Meter umfassende Archivgut um etwa Dreiviertel reduziert.

gez. Lisa Joos/Volker Reißmann

Hinweis:
Der Nachlass von Klemmes langjährigem Geschäftspartner Rudolf W. Kipp wird von der "Gesellschaft für Filmstudien e.V./Kulturarchiv an der Fachhochschule Hannover" verwahrt (hier sind u.a. auch 3 Akten zur Deutschen Dokumentarfilm Gesellschaft vorhanden)

Der Bestand ist wie folgt zu zitieren: Staatsarchiv Hamburg, 621-1/106 Deutsche Dokumentarfilm Gesellschaft, Nr. ...
Kommentierte Beständeübersicht:Dokumentar- und Spielfilmgesellschaft;
Geschäftsleitung; Abbildungen, Zeichnungen, Pläne; Drehbücher; zum Bestand gehören auch Filmspulen, die im Landesmedienzentrum lagern

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Access regulations:Benutzung nach HmbArchG. Keine weiteren Spezialvorschriften oder Genehmigungsvorbehalte.
Finding aids:Scope
Findbuch (Papier)
Signierung:Numerus currens

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Publications:Joos, Lisa: "Der Bestand der Deutschen Dokumentarfilm Gesellschaft im Staatsarchiv Hamburg: Darstellung der Firmengeschichte und archivarische Bearbeitung", Diplomarbeit an der Hochschule für angewandte Wissenschaften (2003)
 

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