213-12__ Goerbig, Hans-Joachim Hermann Ernst, u.a., wegen Erschießungen von Juden in den Jahre 1941 bis 1943 in mehreren Fällen in Odessa als Angehörige des Sonderkommandos "R" der Volksdeutschen Mittelstelle (Staatsanwaltschaft Hamburg 147 Js 35/67), 1941-1968 (Serie)

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Title:Goerbig, Hans-Joachim Hermann Ernst, u.a., wegen Erschießungen von Juden in den Jahre 1941 bis 1943 in mehreren Fällen in Odessa als Angehörige des Sonderkommandos "R" der Volksdeutschen Mittelstelle (Staatsanwaltschaft Hamburg 147 Js 35/67)
Laufzeit:(1941-1943) 1967-1968
Contains also:Enthält u.a.: Umfang/Inhalt: 8 Bde. Hauptakten (1519 Bl.); 3 Sonderbde. Besch. zu 3) (I: (125 Bl.), II: (156 Bl.), III: (193 Bl.)), Sonderbd. BDC-Unterlagen; 1 Bd. Kopien aus Berliner Ermittlungen; Ordner Ermittlungen zu Angeh. Volksdeutsche Mittelstelle "Volksdeutschen-Befragung", Lichtbildmappe Täterfotos in Odessa (vor allem Geselligkeiten u. Portraitfotos); Kostenheft; Kopien Dok. zu Vomi; Aufenthaltsermittlungen; Kopien aus Bundesarchiv, Kornelimünster/WASt-Unterlagen; Handakt (266 Bl.), Beiakt "Verschiedenes" (ca. 15 Bl.).- Straftatbestand: Zur Betreuung der Volksdeutschen in den eroberten russischen Gebieten wurde das Sonderkommando "R" der Volksdeutschen Mittelstelle (die ein Hauptamt des RSHA war) entsandt. Führer des Sonderkommandos "R" war der SS-Brigadeführer Hoffmeyer (verstorben). Er besaß zwei Dienstsitze, nämlich in Kiew und Landau in Transnistrien (Gebiet zwischen Dnjestr und Bug). Das Sonderkommando "R" bildete eine der wenigen Reste deutscher Präsenz in Transnistrien, das im Vertrag von Tighina am 30.08.1941 unter rumänische Herrschaft gestellt worden war, wonach deutsche Truppen bis auf wenige Ausnahmen das Gebiet räumen mußten. Transnistrien hatte etwa 130.000 Volksdeutsche in 228 Gemeinden. Im südlichen Transnistrien war die Mehrheit der Volksdeutschen ansässig, während der Norden Transnistriens nur wenige Deutsche aufwies. Das Sonderkommando "R" war für die Umsiedlung dieser Deutschen vom Norden in den Süden Transnistriens zuständig. Die deutschen Gemeinden in Transnistrien waren in 18 Bereiche gegliedert. Jedem Bereich (in etwa Landkreis) stand ein Bereichskommandoführer vor, der über alle Volksdeutschen unumschränkte Gewalt hatte. In den Bereichen wurden Einheiten des Selbstschutz gebildet, die bei Rechtsbrüchen dem SS- und Polizeigericht unterstanden. Insgesamt waren am 18.12.1942 in Transnistrien 160 Angehörige der Volksdeutschen Mittelstelle, 200 NSKK-Leute und deutsche Fachleute und Wirtschaftsberater anwesend. Neben der Betreuung der Volksdeutschen in Transnistrien übernahm das "Sonderkommando R" auch die Verantwortung für die Vernichtung der Juden. Schon bei der Eroberung des Gebietes hatten Einsatzkommandos der Sipo und des SD zahlreiche Juden getötet, angesichts der Tatsache, daß Transnistrien Rumänien zugeschlagen wurde, hatten die Einsatzkommandos für ihr Morden jedoch nur eine kurze Zeitspanne zur Verfügung gehabt. So hatten viele Juden überlebt. Da keine Sipo- und SD-Kommandos unter rumänischer Oberherrschaft agieren durften, wurde die Aufgabe des Judenmordes an das Sonderkommando "R" der Volksdeutschen Mittelstelle übertragen. Kommandos der Volksdeutschen Mittelstelle suchten nun nach Juden, die dann von den Bereichskommandos der Volksdeutschen Mittelstelle ermordet wurden. Das Sonderkommando "R" ermordete im Gebiet Beresowka - Mostovoj - Lichtenfeld - Rastatt massenweise Juden. Nach Angaben eines Bearbeiters im Auswärtigen Amt wurden im Frühjahr 1942 28.000 Juden in den deutschen Dörfern ermordet. Es handelte sich dabei um aus Rumänien über den Bug abgeschobene Juden, die vom Sonderkommando "R" getötet wurden.
Der Beschuldigte Hans-Joachim Hermann Ernst Goerbig war Leiter des Bereichskommandos XXV der Volksdeutschen Mittelstelle in Odessa; er wurde vertreten durch den Beschuldigten Erich Meinert Claasen. Der Beschuldigte Herbert Erich Adolf Kirschstein war Leiter der Rechtsabteilung im Bereichskommando XXV. Neben der Betreuung der Volksdeutschen stand dem Bereichskommando XXV auch die Polizeigewalt über Volksdeutsche zu. (Vertrag Zivilgouverneur Transnistrien und Volksdeutsche Mittelstelle vom 14.08.1942). Der Beschuldigte Kirschstein, der wegen Geisteskrankheit in stationärer Behandlung gewesen war, äußerte sich zu den Vorwürfen gegen ihn, die Beschuldigten Goerbig und Claasen verweigerten die Aussage.
1. Erschießung eines ca. 40 Jahre alten Russen durch den Beschuldigten Kirschstein im November 1941. Der Russe wurde der Sabotage und Spionage verdächtigt.
2. Erschießung einer 40-45 Jahre alten Frau, die Partisanen, die in den Katakomben Odessas lebten, mit Lebensmitteln versorgt hatte, durch den Beschuldigten Kirschstein im Sommer 1942. Befehl zu Erschießung kam vom Hauptstab der Vomi in Landau durch SS-Brigadeführer Hoffmeyer und Obersturmbannführer Müller (beide verstorben). Möglicherweise handelte es sich bei der Frau um eine Jüdin. Die Feldgendarmerie soll ihm vor der Erschießung zugerufen haben: "Nicht erschießen, die Frau ist Rumänin!" Für die rumänischen Staatsangehörigen waren rumänische Behörden zuständig.
3. Erschießung von zwei Russen im Herbst 1942 durch den Beschuldigten Kirschstein auf Befehl des Beschuldigten Goerbig. Die Opfer sollen Einbrüche, Diebstähle und Vergewaltigung begangen haben.
4. Erschießung einer Frau mit zwei Jungen im Sommer 1942 oder 1943 durch den Beschuldigten Kirschstein; später widerrief er das Geständnis.
5. Befehl zur Erschießung von zwei Russen im Jahr 1943. Die Russen sollen Gewaltverbrecher gewesen sein.
Die Taten (Fälle 1, 2, 3 und 5) sind als Totschlag zu werden; für Fall 4 liegen keine Beweise vor. Weitere Ermittlungen sind aussichtslos.
Das Verfahren entstand, weil sich der Beschuldigte Kirschstein der Tötung von Juden 1941 und 1942 in Odessa gebrüstet hatte. Ein Zeuge erstattete Anzeige bei der Jüdischen Gemeinde in Berlin, diese leitete die Anzeige an den Generalstaatsanwalt in Berlin weiter.
Staatsanwalt:Below, von
Alte Aktenzeichen staatsanw. Ermittlungsverfahren:Staatsanwaltschaft Hamburg 147 Js 35/67, früher 141 Js 44/63; früher 141 Js 1519/62.- Parallelverfahren: Dortmund 45 Js 26/62.
Former reference codes:213-12_0589
Angeklagte / Beklagte:Goerbig, Hans-Joachim Hermann Ernst, geb. am 04.02.1911 in Aschersleben, Bereichskommandoführer der Vomi, SS-Obersturmführer
Claasen, Erich Meinert, geb. am 06.01.1916 in Westerland/Sylt, Stellvertr. Bereichskommandoführer Odessa der Vomi, SS-Untersturmführer
Kirschstein, Herbert Erich Adolf, geb. am 02.11.1904 in Bartenstein/Ostpreußen, Angeh. Bereichskommando Odessa der Vomi, SS-Oberscharführer
Date of birth:1/6/1916
 

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End of term of protection:12/31/2006
Permission required:Keine
Physical Usability:Uneingeschränkt
Accessibility:Öffentlich
 

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