213-12__ Verfahren gegen unbekannt, wegen Häftlingstötungen in der Zeit von 11.02.1945 - Mai 1945 im Nebenlager Wöbbelin-Reiherhorst bei Ludwigslust (Staatsanwaltschaft Hamburg 147 Js 10/76 U), 1945-1978 (Serie)

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Title:Verfahren gegen unbekannt, wegen Häftlingstötungen in der Zeit von 11.02.1945 - Mai 1945 im Nebenlager Wöbbelin-Reiherhorst bei Ludwigslust (Staatsanwaltschaft Hamburg 147 Js 10/76 U)
Laufzeit:(1945) 1976-1978
Contains also:Enthält u.a.: Umfang/Inhalt: 6 Bde. Hauptakten (1052 Bl.), Handakte (26 Bl.).- Straftatbestand: Das Lager Wöbbelin-Reiherhorst entstand als Auffanglager, um Häftlinge aus evakuierten Lagern aufzunehmen. In einem kleineren Lager waren Häftlinge untergebracht, die am Bau eines größeren Lagers arbeiteten. Noch bevor die Bauten beendet wurden, kamen Evakuierungstransporte mit tausenden von Häftlingen, die zur völligen Überbelegung des Lagers führten. Die Angaben zu Häftlingszahlen differieren: zwischen 3.000 und 12.000 Häftlinge, männliche und in geringeren Anteilen auch weibliche Gefangene, waren in Wöbbelin untergebracht. Ihre Herkunftsländer waren Polen, die Sowjetunion, Frankreich, Belgien, Holland, Spanien, Ungarn, Griechenland, Tschechoslowakei, Deutschland und andere europäische Länder. Die Häftlinge kamen aus dem Hauptlager Neuengamme und den Außenlagern Kaltenkirchen, Porta Westfalica, Lerbeck über Fallersleben, Porta Westfalica über Schandelah, Beendorf-Helmstedt, Außenlager Stahlwerke Braunschweig, Nebenlager Barkhausen und aus dem KZ Ravensbrück. Überfüllung und Improvisation führten zu äußerst schlechten Lebensbedingungen. Die Baracken waren unbeheizt, das Wasser verseucht, die Nahrung unzureichend. Der Arbeitseinsatz hörte vor der Auflösung des Lagers auf, nachdem anfangs Häftlinge noch bei Ausschachtungs- und Waldarbeiten eingesetzt gewesen waren. Auf Evakuierungsmärschen wurden Häftlinge nach Schwerin gebracht und von dort weiter, um in der Lübecker Bucht auf die Schiffe "Deutschland", "Thielbeck", "Cap Arcona" verladen zu werden.
Die Wachmannschaften stammten aus den "Restbeständen" anderer, aufgelöster Lager, insbesondere dem KZ Stutthof. Lagerführer von Wöbbelin war der SS-Sturmbannführer Paul Werner Hoppe, geb. 28. Februar 1910 in Berlin, früher KZ-Kommandant von Stutthof. (siehe diesbezüglich Bochum 17 Ks 1/55), verstorben am 15. Juli 1974 in Bochum. Weitere Angehörige der SS-Mannschaft waren der SS-Untersturmführer und frühere Verwaltungsführer im KZ Stutthof, Engelbert Raimund Sylvester von Bonin, geb. 13. Dezember 1892 in Danzig, Verwaltungsführer auch in Wöbbelin, verstorben 28. Mai 1949 in Hamburg. Gegen den SS-Hauptscharführer Erich Meisel, geb. 22. Januar 1912, Rapportführer in Wöbbelin, war ein Verfahren (unbek. Ort, unbek. Az.) wegen Verbrechen im KZ Sachsenhausen anhängig. Verurteilt wurde er in Aurich 2 Ks 13/50 wegen Straftaten im KZ Wewelsburg. Ein weiteres Ermittlungsverfahren Aurich 2 Js 686/68 wurde eingestellt, da der Beschuldigte verstorben ist.
Die Ermittlungen waren durch die Tatsache erschwert, daß viele Häftlinge das Lager nur als Durchgangslager erlebten, Lagerführer, SS-Wachmannschaften und Funktionshäftlinge blieben damit eher vage Begriffe. Eine vollständige Ermittlung der Kommandantur war daher nicht möglich.
Folgende Taten wurden bezeugt: 1. Der Rapportführer von Bonin wurde damit belastet, den Befehl gegeben zu haben, bei der Evakuierung auf Häftlinge zu schießen.
2. Ein Funktionshäftling namens Heinz oder Hans soll Mithäftlinge so hart auf den Kopf geschlagen haben, daß die Schädel brachen. Ob die Opfer starben ist unbekannt. Der Beschuldigte wurde nicht ermittelt, es ist nicht anzunehmen, daß er die Tat zugeben würde.
3. Ein Lagerarzt soll Häftlingen eine rote Flüssigkeit injiziert haben, woraufhin diese verstarben. Dabei soll ein gewisser Harry, angeblich der Lagerführer, anwesend gewesen sein. Weder "Harry" noch der Lagerarzt konnten ermittelt werden.
4. Hermann, ein Funktionshäftling, soll sich am Totschlagen von Häftlingen beteiligt haben.
5. SS-Hauptsturmführer Theodor Konrad Jakob Meier, geb. 06.11.1904 in München, in Polen am 31.10.1947 hingerichtet, soll einer der "Hauptschuldigen" von Wöbbelin gewesen sein.
Es wurden dank der Hilfe des Rijksinstituuts voor Oorlogsdocumentatie vor allem niederländische ehemalige Häftlinge ermittelt; ob die Niederländer tatsächlich einen großen Teil der Lagerbevölkerung bildeten, muß dahingestellt bleiben.
Staatsanwalt:Duhn
Alte Aktenzeichen staatsanw. Ermittlungsverfahren:Staatsanwaltschaft Hamburg 147 Js 10/76 U
Former reference codes:213-12_0420
Angeklagte / Beklagte:Unbekannt
 

Usage

End of term of protection:12/31/2008
Permission required:Keine
Physical Usability:Uneingeschränkt
Accessibility:Öffentlich
 

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