Ref. code: | 213-12__ |
Title: | Schwinck, Paul, u.a., wegen der Teilnahme an Aussonderungen und Tötungen russischer Kriegsgefangener in Simferopol und Umgebung im Zeitraum 1941/1942 (Staatsanwaltschaft Hamburg 147 Js 31/68) |
Laufzeit: | (1941-1942) 1968-1974 |
Contains also: | Enthält u.a.: Umfang/Inhalt: 7 Bde. Hauptakten 1301 Bl. ; 2 Bde. Handakten ca. 400 Bl.; Lichtbildmappe (Fotos fehlen!), 1 Bd. Kartei Zeugen; 4 Bde. Dokumente 690 Bl.; 3 Bde. Beiakten WASt-Auskünfte; Erkennungsmarkenverzeichnisse, Aufenthaltsermittlungen; Kostenbd., Kartenbd.; 1 Ordner Materialsammlung.- Straftatbestand: Der Einsatzbefehl Nr. 8 vom 17.07.1941 ordnete kleinere Kommandos des Einsatzkommandos der Einsatzgruppen zum Zweck der sog. Aussonderung von sog. untragbaren Kriegsgefangenen (Politkommissaren der Roten Armee, Intelligenzlern, Juden) ab. Der jeweilige Ic-Offizier im Kriegsgefangenenlager suchte dabei nach Absprache mit dem SD die Auszusondernden aus. Das Stalag 370 traf im April 1942 in Cherson ein, wo es ein Dulag übernahm. Insgesamt betreute das Stalag 370 etwa 25.000 Kriegsgefangene, die auch in Außenlagern wie Sewastopol, Dshankoj, Kertsch und Feodosia inhaftiert waren; das Hauptlager befand sich ab 02.07.1942 in Cherson/Simferopol, wo es im Gebäude des ehemaligen GPU-Gefängnisses nahe dem Bahnhof untergebracht war. Das Außenlager Sewastpol befand sich am Stadtrand von Sewastopol, in Dshankoj gab es auch größeres Kriegsgefangenenlazarett und in Kertsch war neben einem Lager für die arbeitsfähigen Kriegsgefangenen auch eine Krankensammelstelle. Über das Lager in Feodosia ist nicht weiteres bekannt. Von August 1943 bis Oktober 1943 wurde das Stalag 370 aufgelöst, ein Teil des Personals wurde in das Dulag 181 integriert. Verantwortlich für das Stalag 370 war der Kgfg.-Bezirkskommandant Kirowogograd, der dem Kommandeur der Kriegsgefangenen bei dem Wehrmachtsbefehlshaber Ukraine unterstand. Die Bewacher waren russische Hiwis. In Simferopol war auch das Landesschützenbataillon (LSB) 623 mit der Bewachung befaßt außerdem in Sewastopol das LSB 836. Die Beschuldigten waren als Offiziere, Dolmetscher und Ärzte Angehörige des Stalag 370 und seiner Nebenlager gewesen. Ermittlungen ergaben, daß es zu Aussonderungen sog. untragbarer Kriegsgefangener kam. Zeugen gaben an, im Hauptlager in Cherson seien in der ersten Jahreshälfte 1942 Juden selektiert und gesondert untergebracht worden. Andere gaben an, regelmäßig Listen mit Namen russischer Kriegsgefangener zum Abschreiben erhalten zu haben. Auch im Nebenlager Sewastopol kam es zu Selektionen, insbesondere von Juden. Dagegen wurden Aussonderungen in den Nebenlagern Dshankoj, Kertsch und Feodosia nicht bekannt. Zeugen berichteten auch von Erschießungen von Zivilpersonen (eventuell Juden), die nichts mit den Kriegsgefangenelagern zu tun hatten. |
| Aufgrund seiner Stellung als Ic-Offizier wurde der Beschuldigte Paul Schwinck verdächtigt, Selektionen durchgeführt zu haben. Der Beschuldigte Louis Böttjer soll auf Befehl von Paul Schwinck Befragungen von Kriegsgefangenen durchgeführt haben, die der Aussonderung dienten. Schwinck behauptete, es habe in Simferopol keinen Abwehroffizier gegeben, er habe diese Funktion nicht besessen, sondern lediglich Verwaltungsaufgaben hinsichtlich der Kriegsgefangenen wahrgenommen. Abgesondert worden seien lediglich Offiziere von Mannschaftsdienstgraden. Die Kenntnis des Kommissarbefehls bzw. des Einsatzbefehls Nr. 8 bestritt er. In einer späteren Befragung gab er zu, Abwehroffizier gewesen zu sein, bestritt jedoch weiterhin die Teilnahme an Aussonderungen. Ob zu den Aufgaben Schwincks auch die Aussonderungen im Nebenlager Sewastopol gehörten, konnte nicht ermittelt werden. Sonstige Verantwortliche konnten nicht eruiert werden. Eine Überführung des Beschuldigten bezüglich der Aussonderungen in Simferopol ist nicht möglich. Eigene niedrige Beweggründe (Beihilfe zum Mord) waren ihm nicht nachweisbar. Es ist auch nicht bekannt, ob die Kriegsgefangenen unter grausamen Umständen erschossen wurden. Nur wenn die Mordmerkmale vorlägen und dem Beschuldigten die Kenntnis davon nachzuweisen wäre, käme Beihilfe zum Mord in Betracht. Der Beschuldigte Werner Rodde leitete das Nebenlager Sewastopol, bestritt aber die Aussonderung von Gefangenen und ihre Übergabe an den SD. |
Staatsanwalt: | Kuhlbrodt, Dr.; Reitmann |
Alte Aktenzeichen staatsanw. Ermittlungsverfahren: | Staatsanwaltschaft Hamburg 147 Js 31/68.- Parallelverfahren: München I 112 Js 11/65. |
Former reference codes: | 213-12_0242 |
Angeklagte / Beklagte: | Schwinck, Paul, geb. am 15.02.1894 in Hamburg, Ic-Offizier Stalag 370, Hauptmann |
| Böttjer, Louis, geb. am 27.07.1890 in Grasdorf/Landkreis Osterholz, Angeh. Stalag 370 ab 01.01.1942; Ic-Offizier, Hauptmann |
| Laube, Heinrich, geb. am 06.12.1896 in Spandau, Angeh. Stalag 370 ab 04.11.1941, Hauptmann |
| Liebig, Albert, geb. am 29.09.1885 in Bremen, Adjutant; im Stalag 370 ab 04.11.1941, Hauptmann |
| Meyer, Rudolf, geb. am 14.11.1895 in Leipzig, Kommandant Stalag 370; ab 05.11.1941, Oberst |
| Müller-Jürgens, Georg, Dr.iur., geb. am 04.05.1883 in Dresden, Kommandant im Nebenlager Sewastpol, |
| Nothaft, Johannes Sebastian, geb. am 17.03.1908 in Hamburg, Angeh. Stalag 370 ab 05.11.1941, Kriegsverwaltungsinspektor |
| Peters, Adolf, geb. am 19.06.1898 in Hamburg, gest. am 01.12.1965 in Hamburg, Angeh. Stalag 370 ab 01.11.1941, Stabsintendant |
| Rodde, Werner, geb. am 26.08.1903 in Groß-Hansdorf, Angeh. Stalag 370 ab 04.11.1941, Oberleutnant |
| Seifarth, Ulrich, geb. am 25.05.1897 in Wurzbach, Kommandant im Nebenlager Sewastopol, Oberleutnant |
| Kornhuber, Erich August Adelberg, geb. am 01.07.1900 in Libau/Kurland, Angeh. Stalag 370 ab 18.11.1941, Sonderführer; Dolmetscher |
| Kracke, Wilhelm, geb. am 13.12.1894 in Bilm/Burgdorf, gest. am 25.08.1944 in Barlad, Rumänien, Kommandant im Nebenlager Sewastopol, Oberleutnant, zuletzt Hauptmann |
| Luchs, unbekannt, geb. am 14.04.1896, Angeh. Stalag 370 ab 18.11.1941, Oberleutnant, Sonderführer K und Dolmetscher |
| Reuter, Eduard, geb. am 12.02.1900 in Moskau, Angeh. Stalag 370 ab 02.03.1942, Leutnant, Sonderführer, Dolmetscher |
| Schröder, Heinrich, geb. am 25.09.1920 in Holzen/Landkreis Lüneburg, Angeh. Stalag 370 ab 02.03.1941-11.07.1942, Hauptmann |
| Stieb, Reinhold, Dr. med., geb. am 26.04.1912 in unbekannt, Angeh. Stalag 370, |
| Thurau, Johannes, geb. am 28.07.1896 in Neustadt/Holstein, Angeh. Stalag 370 ab 15.11.1941, Hauptfeldwebel; Spieß der Wachmannschaft; Uffz. |
| Wolter, unbekannt, Dr. med., geb. am 16.11.1913 in Kiel, Unterarzt |
| Gürtler, Wilhelm, geb. am 08.07.1874 in Schweidnitz/Kreis Breslau, gest. am 01.05.1964 in Oldenburg, Kommandant Stalag 370, Oberstleutnant |
Date of birth: | 9/25/1920 |
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Usage |
End of term of protection: | 12/31/2010 |
Permission required: | Keine |
Physical Usability: | Uneingeschränkt |
Accessibility: | Öffentlich |
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URL for this unit of description |
URL: | https://recherche.staatsarchiv.hamburg.de/ScopeQuery5.2/detail.aspx?Id=1352636 |
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