213-12__ Heider, Hermann August Carl, wegen Rechtsbeugung und Mitwirkung an 32 Todesurteilen am Volksgerichtshof in Berlin in der Zeit vom 12.02.1940 bis 08.05.1945 (Staatsanwaltschaft Hamburg 141 Js 629/60), 1942-1964 (Serie)

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Ref. code:213-12__
Title:Heider, Hermann August Carl, wegen Rechtsbeugung und Mitwirkung an 32 Todesurteilen am Volksgerichtshof in Berlin in der Zeit vom 12.02.1940 bis 08.05.1945 (Staatsanwaltschaft Hamburg 141 Js 629/60)
Laufzeit:(1942-1944) 1960-1964
Contains also:Enthält u.a.: Umfang/Inhalt: Hauptakte (22 Bl.), Handakte (ca. 50 Bl.), 4 Dubletten der Einstellungsverfügung. Straftatbestand: Der Beschuldigte war seit 12.02.1940 bis zum 30.09.1942 bei der Reichsanwaltschaft als sog. Hilfsarbeiter beim Landesverratsdezernat tätig, ab 01.10.1942 bis 08.05.1945 als Hilfsrichter zum 4. Senat des Volksgerichtshofs (zuständig für Landesverrat) abgeordnet. Der Beschuldigte äußerte: "Ich vermag nicht zu sagen, an wieviel Todesurteilen insgesamt ich mitgewirkt habe. Das ist wohl nicht verwunderlich, da es sich um etwa 5 Jahre [Tätigkeit] handelt. Ich vermag auch nicht zu sagen, an wieviel Todesurteilen ich als Anklagevertreter und an wieviel als Hilfsrichter mitgewirkt habe.
Der Volksgerichtshof entstand aufgund des Gesetztes zur Änderung von Vorschriften des Strafrechts und Strafverfahrens vom 24.04.1934. Für die Anklagen war der Oberreichsanwalt zuständig; eine Zweigstelle der Reichsanwaltschaft war im Volksgerichtshof untergebracht. Mitglieder des Volksgerichtshofs waren ausschließlich ausgewiesene Nationalsozialisten. Die Verfahren des Volksgerichtshof sind größtenteils verloren gegangen; etwa 2700 Verfahren aus dem Handaktenlager des Oberreichsanwalts beim Volksgerichtshof (etwa 10 bis 15% aller Verfahren) sind erhalten geblieben. Von anderen Vorgängen existieren nur Teilüberlieferungen. Etwa 600 Urteile wurden Ende 1960 aufgefunden. Bezüglich der Beteiligung des Beschuldigten an Todesurteilen wurden 29 (nicht 32) Urteile bekannt, in denen 43 oder 42 Personen zum Tod verurteilt wurden. Der Beschuldigte war entweder Vertreter des Oberreichsanwalts (Hilfsarbeiter der Reichsanwaltschaft) oder Beisitzer (Hilfsrichter).
1. Urteil vom 03.03.1942 gegen Richard Parsch wegen Landesverrats.
2. Urteil vom 07.12.1942 gegen Hermann Reinel wegen Landesverrats.
3. Urteil vom 21.01.1943 gegen Zygmund Seidemann wegen Landesverrats.
4. Urteil vom 28.01.1943 gegen Paul Schliwa u.a. wegen Landesverrats.
5. Urteil vom 18.02.1943 gegen Anton Michel wegen Verrats militärischer Geheimnisse.
6. Urteil vom 25.02.1943 gegen Johann Ciches, Karl Domogalla (Todesurteil) und August Domogalla wegen Landesverrats.
7. Urteil vom 08./09.04.1943 gegen Hermann Schlafke wegen Landesverrats.
8. Urteil vom 24.05.1943 gegen Theodor Franssen (Todesurteil), Elisabeth Franssen und Wilhelmine Wiggers wegen Landesverrats.
9. Urteil vom 02.07.1943 gegen Julius Scheidl wegen Wehrkraftzersetzung.
10. Urteil vom 16.09.1943 gegen Friedrich Schnabel wegen Wehrkraftzersetzung.
11. Urteil vom 07.10.1943 gegen Ladislaus von Jobbahaza wegen Wehrkraftzersetzung.
12. Urteil vom 17.10.1942 gegen Maria Rink wegen Landesverrats.
13. Urteil vom 18.10.1943 gegen Karl Schafhausen und Emma Szaidel wegen Wehrkraftzersetzung und unerlaubten Hörens und Verbreitens ausländischer Rundfunksender.
14. Urteil vom 19.10.1943 gegen Paul Frenczyk wegen fortgesetzten Landesverrats.
15. Urteil vom 11. November 1943 gegen Aribert Kurzweg wegen Wehrkraftzersetzung.
16. Urteil vom 8. Februar 1944 gegen Alois Podvala, Frantisek Slézak, Frantisek Prijal, Jan budik, Josef Strnadel, Josef Smélik wegen Feindbegünstigung und Vorbereitung zum Hochverrat.
17. Urteil vom 10. Februar 1944 gegen Karel Hlobil wegen Feindbegünstigung und Vorbereitung zum Hochverrat.
18. Urteil vom 10. Februar 1944 gegen Vaclav Cap und Josef Svarevsky wegen Feindbegünstigung und Vorbereitung zum Hochverrat.
19. Urteil vom 13. März 1944 gegen Jakub Jurecek, Jiri Stanek, Frantisek Malisek, Vojtech Res, Konrad Vit wegen Feindbegünstigung und Hochverrat.
20. Urteil vom 16. März 1944 gegen Guillerme Reus wegen Feindbegünstigung und Wehrmittelbeschädigung in einem schweren Fall.
21. Urteil vom 17. März 1944 gegen Arnost Hruby, Alois Kenvalinka, Dohumil Slama (Todesurteile)und Ladislav Klimes wegen Feindbegünstigung und Vorbereitung zum Hochverrat.
22. Urteil vom 23. Mai 1944 gegen Vladimir Brus (Todesurteil), Vilem Sramek, Josef Obsadny, Kvetuse Svidrnochova-Brus wegen Feindbegünstigung und Vorbereitung zum Hochverrat.
23. Urteil vom 12. Juni 1944 gegen Antonin Culek und Vlastimil Mrazek wegen Feindbegünstigung und Vorbereitung zum Hochverrat.
24. Urteil vom 17. Juni 1943 gegen Johannes Riedel wegen Wehrkraftzersetzung.
25. Urteil vom 21. Juni 1944 gegen Josef Zemlicka (Todesurteil), Klementine Zemlicka und Frantisek Dvorak (Todesurteil) wegen Feindbegünstigung und Vorbereitung zum Hochverrat bzw. wegen Unterstützung einer reichsfeindlichen Handlung.
26. Urteil vom 21. Juli 1944 gegen Josef Funek (Todesurteil), Rudolf Cemerka, Arnost Kremar wegen Feindbegünstigung und Vorbereitung zum Hochverrat.
27. Urteil vom 14. August 1944 gegen Vojtech Krejcir (Todesurteil) und Rudolf bursa wegen Feindbegünstigung und Vorbereitung zum Hochverrat.
28. Urteil vom 18. August 1944 gegen Ladislav Kvapil wegen Feindbegünstigung und Vorbereitung zum Hochverrat.
29. Urteil vom 11. November 1944 gegen Paul Hilt (Todesurteil), Viktor Domairon, Ernst Mellinger und Emil Thil wegen Feindbegünstigung und Vorbereitung zum Hochverrat.
In den Fällen 17, 18 und 24 ist das Todesurteil nachweislich vollstreckt worden; für die anderen Fälle liegen keine Vollstreckungsmeldungen vor. Möglicherweise wurde im Fall 28 das Urteil im Wiederaufnahmeverfahren aufgehoben.
Der Beschuldigte räumte ein, an Todesurteilen mitgewirkt zu haben, bestritt aber die Möglichkeit der Rechtsbeugung. Eine Strafverfolgung ist durch Verjährung des Straftatbestands Totschlag (15 Jahre Verjährungsfrist) ausgeschlossen. Mordqualifizierende Merkmale liegen nicht vor. Eine vom Amtsrichter am 05.05.1960 getätigte Verfügung zur Ladung des Beschuldigten wurde nicht als Verjährungsunterbrechung gewertet, da sie sich auf keine konkrete Tat des Beschuldigten bezog.
Staatsanwalt:Tegge
Alte Aktenzeichen staatsanw. Ermittlungsverfahren:Staatsanwaltschaft Hamburg 141 Js 629/60.
Former reference codes:213-12_0104
Angeklagte / Beklagte:Heider, Hermann August Carl, geb. am 20.04.1901 in Hamburg, Angeh. Volksgerichtshof, Landgerichtsdirektor ab 10.06.1943.
Date of birth:4/20/1901
 

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End of term of protection:12/31/1994
Permission required:Keine
Physical Usability:Uneingeschränkt
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