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213-12__ Eßig, Karl, u.a., wegen Tötungen polnischer Partisanen und Juden und Vergeltungsmaßnahmen, u.a. standgerichtliche Verurteilung zum Tode von Skucinski am 01.06.1944 in Kielce (KdS Radom) sowie Tötung von etwa 40 Einwohnern am 06.06.44 aus Checiny, Kreishauptmannschaft Kielce (Staatsanwalts
Ref. code: | 213-12__ |
Title: | Eßig, Karl, u.a., wegen Tötungen polnischer Partisanen und Juden und Vergeltungsmaßnahmen, u.a. standgerichtliche Verurteilung zum Tode von Skucinski am 01.06.1944 in Kielce (KdS Radom) sowie Tötung von etwa 40 Einwohnern am 06.06.44 aus Checiny, Kreishauptmannschaft Kielce (Staatsanwaltschaft Hamburg 147 Js 8/73) |
Laufzeit: | (1943-1944) 1972-1978 |
Contains also: | Enthält u.a.: Umfang / Inhalt: 6 Bde. Hauptakten, (875 Bl.); Handakten: (150 Bl.); 2 Sonderbde. Ermittlungen d. ZStdLJV Ludwigsburg zu Mniow + Kielce; Fotos (des Stabes und KdS-Dienststelle Radom), Landkarten, Stadtpläne, Kostenband.- Straftatbestand: Vorliegendes Verfahren wurde abgetrennt von dem Verfahren Hamburg 147 Js 27/68, in dem dem Beschuldigten Mord an 4 Polen zur Last gelegt wurde; diesbezüglich wurde der Beschuldigte außer Verfolgung gesetzt, da nach der Voruntersuchung kein hinreichender Tatverdacht mehr gegeben war. Gegenstand der vorliegenden Ermittlungen waren Tötungsverbrechen in den Jahren 1943 und 1944 in Kielce, die der Beschuldigte teils gemeinsam mit Angehörigen der KdS-Außendienststelle Kielce verübt haben soll. Kielce gehörte zur Zeit des Generalgouvernements zu dem von der deutschen Verwaltung geschaffenen Distrikt Radom. Von den etwa 80.000 Einwohnern Kielces waren mindestens 20.000 Juden. Auf Befehl des Stadt- und Kreishauptmanns Dr. Drechsel (verstorben) wurde nach dem 31.03.1941 ein Ghetto gebildet. Den Räumungsaktionen im August 1942 und Mai/Juni 1943 fielen mindestens 18.000 Menschen zum Opfer, die meisten von ihnen wurden in Treblinka ermordet. Viele wurden auch an Ort und Stelle erschossen. Die Sicherheitspolizei in Kielce, die durch eine Außenstelle der Dienststelle des Kommandeurs der Sicherheitspolizei und des SD (KdS-ADS Kielce) in Radom vertreten und deren Ziel die Bekämpfung aller Gegner des Nationalsozialismus, war, war an den Ghettoräumungen beteiligt. (Siehe dazu Darmstadt 2 Ks 1/67). Die zurückgebliebenen Juden waren in den ZAL Ludwikow (Eisenwerk) und Henrykow (Holzwerk) zur Zwangsarbeit eingeteilt. Ende Juli/Anfang August 1944 wurden die ZAL Ludwikow und Henrykow aufgelöst, die Juden nach Auschwitz deportiert und von dort in andere Lager im Reichsgebiet gebracht. Nachdem sich kaum mehr Juden in Kielce befanden, bildete die Partisanenbekämpfung die Hauptaufgabe der KdS-ADS Kielce. Der umgebende Landkreis Kielces war dünn besiedelt und unwegsam, weswegen sich 1943/1944 Partisanentätigkeit entwickelt. Ebenfalls beteiligt waren Einheiten der Truppenpolizei, der Schutzpolizei und der Gendarmerie. Der Beschuldigte Karl Eßig soll mit Angehörigen seiner Dienststelle folgende Straftaten zu verantworten haben: 1. Erschießung von 10 polnischen Bewohnern eines unbekannten Dorfes in der Nähe der Stadt Kielce im Spätsommer 1943. Dabei soll ein V-Mann 10 Polen ausgesucht haben, die erschossen worden sein sollen, 50-60 weitere soll der Beschuldigte Karl Eßig in ein Lager gebracht haben. Kein hinreichender Tatverdacht. |
| 2. Erschießung von 5 Juden im Oktober 1943 in einem Waldgelände etwa 5 Kilometer außerhalb der Stadt Kielce. Die Juden - ein älterer Mann, eine ältere Frau und drei kleine Kinder - waren im Gefängnis inhaftiert, wurden dann in den Wald gefahren und sollen an einer Grube erschossen worden sein. Kein Beweis, daß der Beschuldigte Karl Eßig den Befehl zur Erschießung gab. 3. Tötung des Polen Kusinski während einer Vernehmung im Gefängnis der Sicherheitspolizei im September 1943. Kusinski sei - u.a. von dem Beschuldigten Karl Eßig - so mißhandelt worden, daß er an den Folgen seiner Verletzungen nach wenigen Tagen gestorben sei. Kein Beweis. 4. Erschießung des Polen Jan Toporek am 11.05.1943 in Kielce. Jan Toporek soll während der Flucht vor einer Festnahme angeschossen worden sein und später im Gefängnis der Sipo verstorben sein. Der Beschuldigte Otto Büsing ist verstorben, weitere Täter nicht ermittelbar. 5. Tötung von mindestens 10 Polen in Kielce im Mai 1943. Im Vorort Kielce-Herby soll ein Haus, in das sich ein Partisan geflüchtet hatte, von SS- und Gendarmerie umstellt worden sein und angezündet worden sein. Der Beschuldigte Karl Eßig soll die Aktion am Tatort geleitet haben. Totschlag, nicht Mord, daher Verjährung. 6. Erschießung von mindestens 20 Juden im Waldstadion von Kielce im Sommer 1943. Kein Tatzeuge, Tat nur vom Hörensagen bekannt. 7. Erschießung der Angehörigen der Familie Sas im Winter 1943/1944. Die Familie, die möglicherweise einen Juden als Angehörigen hatte, soll von Gestapoleuten erschossen worden sein. Kein Tatnachweis, da keine Tatzeugen. 8. Erschießung einer unbekannten Anzahl von Polen auf einem Hinterhof in der Mickiewicza-Straße im Jahr 1943 durch SS und Gendarmen. Möglicherweise handelte es sich um Vollstreckung von Standgerichtsurteilen. 9. Erschießung der Polin Maria Kosierkiewicz am 15.06.1943 in Kielce durch den Beschuldigten Karl Eßig. Kein hinreichender Tatverdacht. 10. Erschießung des Polen Stanislaw Skucinski am 05.06.1944 in Kielce und die Hinrichtung weiterer vom Standgericht zum Tod verurteilter Personen. Skucinski wurde von einem Standgericht der KdS-ADS Kielce unter Vorsitz des Beschuldigten Karl Eßig sowie den Beisitzern (Beschuldigte August Stenkamp und Wolfgang Rehn wegen Zugehörigkeit zur "A.K." (vermutlich Heimatarmee) zum Tod verurteilt. Kein Nachweis, daß Todesurteil aus materiell-rechtlichen Gründen als "Unrechtsurteil" anzusehen sei. Der Beschuldigte Karl Eßig gab an, nur solche Personen zum Tod verurteilt zu haben, denen ein todeswürdiges Verbrechen nachzuweisen war. Totschlag, Verjährung eingetreten. |
| 11. Tötung von mindestens 30 Bewohnern des im Bezirk Kielce gelegenen Dorfes Checiny. Am 02.06.1944 wurde das Dorf Checiny von Polizei und Wehrmacht umstellt, die Dorfbewohner wurden auf den Marktplatz getrieben. Etwa 40 Männer wurden anhand einer Liste ausgesucht und ins Gefängnis Kielce gebracht. 5 der 40 wurden später freigelassen, die anderen wurden vermutlich getötet. Ein öffentlicher Anschlag soll ihre Erschießung verkündet haben. Keine weitere Aufklärung möglich, ggf. nur Totschlag, da möglicherweise Standgerichtsurteil vor Hinrichtung. 12. Erschießung des Polen Nowak auf der Bahnhofstraße in Kielce im Herbst 1943 durch den Beschuldigten August Stenkamp . Möglicherweise widersetzte sich das Opfer einer Festnahme, daher war das Tatgeschehen als bereits verjährter Totschlag zu werten. 13. Erschießung von zwei Polen und mindestens 9 Juden in dem ZAL der Hasag-Werke in Kielce 1944. Der Beschuldigte Karl Eßig bestritt, Tötungen angeordnet zu haben oder an ihrer Ausführung beteiligt gewesen zu sein. 14. Erschießung von vier Juden in der Ludwikow-Hütte in Kielce im Sommer 1944. Werkschutzangehörige sollen vier versteckte Juden entdeckt haben. KdS-ADS-Kielce-Angehörige hätten die Juden daraufhin erschossen. Täter nicht ermittelbar, da möglicherweise Gestapo oder Polizei beteiligt. 15. Verbrennung von mindestens 20 Menschen in einem Haus in Barwinek im Jahr 1943; Erschießung des Polen Edward Kowalski am 06.08.1943 in Bieliny; Erschießung des Polen Franziszek Dudek in Bieliny; Erschießung mehrerer Bewohner des Dorfes Bieliny im März 1944; Tötung einer unbekannten Anzahl Polen nahe Bieliny im Jahr 1943; Tötung von Zivilpersonen in den Orten Mniow, Chyly und Raszowka Ende Mai 1943. Die Ermittlungsverfahren betreffen Zivilpersonen als Opfer, siehe dazu Ermittlungen Darmstadt und Freiburg, Az. unbekannt. |
Staatsanwalt: | Käselau |
Alte Aktenzeichen staatsanw. Ermittlungsverfahren: | Staatsanwaltschaft Hamburg 147 Js 8/73 (aus Hamburg 147 Js 27/68).- Parallelverfahren: Hamburg 14 Js 717/47; Darmstadt 2 Js 1047/58; Bremen 10a Js 162/58; Darmstadt 2 Ks 1/67; Darmstadt 2 Js 357/73. |
Former reference codes: | 213-12_0054 |
Angeklagte / Beklagte: | Eßig, Karl, geb. am 04.10.1908, in Weißenburg/Bayern, Leiter KdS-ADS Kielce, SS-Hauptsturmführer |
| Amann, Johann, geb. am 15.08.1892, in St. Blasien, gest. am 14.05.1968, Angeh. KdS-ADS Kielce, SS-Oberscharführer |
| Büsing, Otto, geb. am 06.12.1905, in Hornerkirchen, gest. am 30.05.1950, Angeh. KdS-ADS Kielce, SS-Oberscharführer |
| Czok, Franz, geb. am 22.09.1908, in Königshütte, gest. am vermißt, Angeh. KdS-ADS Kielce, Dolmetscher |
| Hempel, Alfred, geb. am 15.12.1903, in Hamburg, gest. am 17.11.1953, Angeh. KdS-ADS Kielce, SS-Untersturmführer |
| Hintze, Rudolf, geb. am 03.06.1914, in Hamburg, gest. am 05.07.1948, Angeh. KdS-ADS Kielce, SS-Scharführer |
| Kautzky, Franz, geb. am 08.02.1910, in Ritschka/Kreis Grulich/Sudetenland, gest. am 04.03.1972, Angeh. KdS-ADS Kielce, SS-Oberscharführer |
| Linz, Daiman, geb. am 06.07.1914, in Ückingen, Angeh. KdS-ADS Kielce, SS-Unterscharführer |
| Rehn, Wolfgang, geb. am 23.10.1914, in Wittenberg, Angeh. KdS-ADS Kielce, SS-Sturmscharführer |
| Stenkamp, August, geb. am 02.12.1912, in Bockum-Hövel, Angeh. KdS-ADS Kielce, SS-Oberscharführer |
| Sybiller, unbekannt, unbekannt, Angeh. KdS-ADS Kielce, SS-Angehöriger |
| Thomalla, unbekannt, unbekannt, Angeh. KdS-ADS Kielce, Dolmetscher |
| Voß, Otto, geb. am 22.07.1906, in Preußisch-Stargard, gest. am 1947, Angeh. KdS-ADS Kielce, SS-Unterscharführer |
| Votsch, Hans Friedrich Wilhelm, geb. am 08.01.1909, in Delitzsch, Angeh. KdS-ADS Kielce, SS-Untersturmführer |
| Weber, Engelbert, geb. am 14.01.1912, in Nürnberg, gest. am 01.10.1952 für tot erklärt, Angeh. KdS-ADS Kielce, SS-Scharführer |
| Weinbub, Heinrich, geb. am 01.10.1902, in Frauendorf/Österreich, vermißt seit 21.12.1944, Angeh. KdS-ADS Kielce, SS-Oberscharführer |
Date of birth: | 10/23/1914 |
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Usage |
End of term of protection: | 12/31/2008 |
Permission required: | Keine |
Physical Usability: | Uneingeschränkt |
Accessibility: | Öffentlich |
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URL for this unit of description |
URL: | https://recherche.staatsarchiv.hamburg.de/ScopeQuery5.2/detail.aspx?Id=1316146 |
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