213-12__ Fuge, Heinrich Louis Wilhelm, u.a., wegen Teilnahme an angeblichen grausamen Tötungen von Kindern im Polen-Jugendverwahrlager der Sicherheitspolizei in Litzmannstadt zwischen 1943 und Januar 1945 (Staatsanwaltschaft Hamburg 147 Js 10/70), 1942-1980 (Serie)

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Title:Fuge, Heinrich Louis Wilhelm, u.a., wegen Teilnahme an angeblichen grausamen Tötungen von Kindern im Polen-Jugendverwahrlager der Sicherheitspolizei in Litzmannstadt zwischen 1943 und Januar 1945 (Staatsanwaltschaft Hamburg 147 Js 10/70)
Laufzeit:(1942-1944) 1968-1980
Contains also:"Damit die Jugend erfährt, was für eine Hölle hier war." in: Die Tat, 12.06.1971
Enthält u.a.: Umfang / Inhalt: 14 Bde. Hauptakten 2209 Bl. (fehlend Bd. 6, der bei Dienstreise nach Polen gestohlen wurde), 5 Bde. Dokumente (Einweisungen ins Lager, Sterbeurkunden, Lagerbetrieb), Handakt 236 Bl.-
Straftatbestand: Das Verfahren wurde aufgrund eines Aufsatzes mit dem Titel "Das Konzentrationslager für Kinder in Lodz" von Maria Szuskiewicz in der "Presseagentur West" in Warschau vom Juni 1966 eingeleitet. Bis 1973 stellte die Hauptkommission zur Untersuchung von NS-Gewaltverbrechen in Polen keine Beweismittel zur Verfügung. Mangels hinreichenden Tatverdachts mußte das Verfahren aufgrund von Ermittlungen in der Bundesrepublik Deutschland und Israel eingestellt werden. Als von Polen Beweismittel (Zeugenaussagen) zur Verfügung gestellt wurden, wurde das Verfahren wieder aufgenommen. - Das Polenjugendverwahrlager Litzmannstadt wurde gemäß Runderlaß des RSHA vom 28.11.1942 zur Unterbringung "krimineller" oder "verwahrloster" junger Polen beiderlei Geschlechts eröffnet. Erster Lagerkommandant war der Beschuldigte Camillo Friedrich Ehrlich, der dem Reichskriminalpolizeiamt im Berlin unterstand. Der erste Lagerleiter war der Beschuldigte Heinrich Louis Fuge, später der Beschuldigte Arno Bernhard Emil Wruck, zuletzt der Beschuldigte Karl Enders. Die Lebensverhältnisse im Lager waren sehr schwierig, die schlechte Ernährung, sanitäre Bedingungen und Typhusepidemien führten zur Schwächung der Häftlinge. Von September 1943 bis November 1944 wurden 63 Todesfälle gemeldet.
Folgende Straftaten sollen im Jugendverwahrlager begangen worden sein:
1) Der Beschuldigte Heinrich Louis Fuge soll im Juli oder August 1943 einem Jungen den Schädel zerschmettert haben. Zu dem Zeitpunkt war der Beschuldigte Heinrich Louis Fuge als Lagerleiter bereits abgelöst; Einstellung mangels Beweises.
2) Tötung eines Jungen namens Jerzy während eines Appells durch den Beschuldigten August im April 1944. Einstellung mangels begründeten Tatverdachts.
3) Tötung eines Jungen, weil er aus der Reihe trat, durch den Beschuldigten Heinrich Louis Fuge. Einstellung mangels Beweises.
Die Ermittlungen erstreckten sich ferner auf den Arbeitsbetrieb Dzierzazna, der dem Jugendverwahrlager angegliedert war. Der Beschuldigte Heinrich Louis Fuge war Lagerleiter in Dzierzazna Ermittlungen ergaben, daß vom 15.03.1943 bis zur Befreiung kein Häftling starb, da die kranken Häftlinge ins Hauptlager zurückgebracht wurden. Ein Nachweis, daß der Beschuldigte Heinrich Louis Fuge Lebensmittel veruntreute und damit in Kauf nahm, daß Häftlinge an Unterernährung starben, kann nicht geführt werden. Auch dem Beschuldigten Arno Bernhard Emil Wruck konnte eine Tötung von Häftlingen nicht nachgewiesen werden. Eine nachweisbare Tötung war die Tötung der Ursula Kaczmarek am 09.05.1943 durch weibliches Aufsichtspersonal. Es soll ferner 15 weitere Tötungen gegeben haben, die weibliche und männliche Jugendliche sowie einen Säugling betrafen. Außerdem sollen mindestens drei Häftlinge bei Fluchtversuchen erschossen worden sein.
Staatsanwalt:Seebaß; Fehse; Duhn
Alte Aktenzeichen staatsanw. Ermittlungsverfahren:147 Js 10/70 (Staatsanwaltschaft Hamburg).-
Former reference codes:213-12_28
213-12_00028
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Angeklagte / Beklagte:Fuge, Heinrich Louis Wilhelm, geb. am 19.08.1904, Egesdorf am Deister, Lagerleiter ab 01.12.1942 bis 15.03.1943, Kriminalsekretär
August, unbekannt, unbekannt, hingerichtet, Aufseher
Augustin, Oskar, geb. am 10.06.1915, Lodz, gest. 04.12.1951 tödlich verunglückt, Polizeibeamter, SS-Angehöriger
Bayer, Sydona, unbekannt, nach 06.09.1945 in Polen hingerichtet, Aufseherin
Buchholtz, unbekannt, unbekannt, Aufseher in der Sattlereiwerkstatt
Ehrlich, Camillo Friedrich, geb. am 23.02.1893, Lössnitz, gest. 06.06.1974 in München, Leiter Kripo Lodz, Lagerkommandant, Kriminalrat, Regierungsrat
Fischer, unbekannt, unbekannt, Aufseherin im Mädchenlager
Hausch, Alfred, geb. am 15.04.1899, Lodz, gest. 02.11.70, Verwaltungsangestellter bei Pol.präs. Lodz
Kasper, Oskar, 01.05.1913, Lodz, +, Kriminalangestellter, Aufseher
Kijos, Josef, unbekannt, Sanitätsgehilfe
Menzel, unbekannt, unbekannt
Milnikel, Herbert, unbekannt, Aufseher
Nerger, unbekannt, unbekannt, Kriminalassistent
Pohl, Eugenia, geb. am 23.02.1923, Ozorkow/Kreis Leczyca/Polen, Oberaufseherin
Reichelt (oder: Reichert), Olga, unbekannt, Aufseherin
Schneider, unbekannt, unbekannt, Aufseherin im Mädchenlager
Schulz, unbekannt, unbekannt, Aufseher
Weiss, unbekannt, unbekannt, Aufseher
Wenzel, Gerhard Kurt, geb. am 15.06.1906, Leopoldshall, bei/Straßfurt, gest. am 29.05.1945 in Blesen, Kreis Schwerin an der Warthe, Polizeiinspektor
Wruck, Arno Bernhard Emil, geb. am 24.11.1904, Leipzig, gest. am 11.03.1977 in Hannover, Lagerleiter ab Anfang 1943 bis 1944, Kriminalsekretär
Enders, Karl, geb. am 23.09.1908, Frankfurt/Main, gest. 06.11.1962 in Wuppertal, Lagerleiter 1944 bis Jan. 45
Kirchhoff, Richard, 02.08.1896, Lodz, Wachmann, Aufseher
Linke, unbekannt, unbekannt, Aufseher
Linke, unbekannt, unbekannt, Aufseherin im Mädchenlager
Date of birth:2/23/1923
 

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End of term of protection:12/31/2013
Permission required:Keine
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Accessibility:Öffentlich
 

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