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213-12__ Schlüter, Karl, u.a., wegen Tötung von Fremdarbeitern bei Pölitz bei Stettin, die auf dem Dampfschiff " Bremerhaven " und in anderen Lagern wohnten und bei den Hydrier- Werken Pölitz AG arbeiteten (Staatsanwaltschaft Hamburg 2100 Js 5/84), 1939-1985 (Serie)
Archive plan context |
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Ref. code: | 213-12__ |
Title: | Schlüter, Karl, u.a., wegen Tötung von Fremdarbeitern bei Pölitz bei Stettin, die auf dem Dampfschiff " Bremerhaven " und in anderen Lagern wohnten und bei den Hydrier- Werken Pölitz AG arbeiteten (Staatsanwaltschaft Hamburg 2100 Js 5/84) |
Laufzeit: | (1939-1945) 1984-1985 |
Contains also: | Enthält u.a.: Umfang/Inhalt: Hauptakten (350 Bl.); Handakte (16 Bl.).- Straftatbestand: Tötung von Fremdarbeitern bei Pölitz bei Stettin, die auf dem Dampfschiff "Bremerhaven" und in anderen Lagern wohnten und bei den Hydrier- Werken Pölitz AG arbeiteten. Evakuierung am 26.02.1945. Die Wachmannschaft auf der "Bremerhaven" soll dem Werkschutz des Hydrierwerkes Pölitz angehört haben. Nahe Pölitz bestanden von 1939 bis 1945 große Arbeitslager mit mehreren tausend Fremdarbeitern. Bekannt sind 1. das Lager auf dem Dampfschiff Bremerhaven, das aus einem Arbeits- und einem Straflager bestand; 2. Pommernlager; 3. Nordhydrierwerk-Lager; 4. Tobruklager; 5. Baulager; 6. AEL Hägerwelle (unterstand der Staatspolizeileitstelle Stettin). Weitere Lager hießen Dürrfeldlager und Wullenweverlager. Die meisten Fremdarbeiter waren im Hydrierwerk beschäftigt, wo Kohle zu Benzin umgewandelt wurde. Andere mußten Schiffe entladen, Metall sortieren und Antriebsgase für Kfz herstellen. Die Arbeit war durchweg sehr hart, die Verpflegung der Fremdarbeiter schlecht, wobei es in den einzelnen Lagern Unterschiede gab. Das Pommernlager durften die Fremdarbeiter beispielsweise zeitweise verlassen, ebenso erhielten sie einen relativ hohen Arbeitslohn. Dagegen waren das Straflager auf dem Dampfschiff Bremerhaven und das AEL Hägerwelle berüchtigt für die schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen. Das Dampfschiff Bremerhaven war ursprünglich ein Handelsschiff, wurde aber ab Januar 1940 bis Sommer 1943 als Wohnschiff für Fremdarbeiter eingesetzt. Dort sollen 2000 Menschen gelebt haben, 300 davon waren im Straflager im Heck des Schiffes untergebracht. 1943 wurden sowohl Arbeits- und Straflager aufgelöst und auf Lager bei Pölitz verteilt. Lagerführer war Reinhold Pust, geb. 20.10.1911 in Stettin, gefallen am 05.10.1943 an der Ostfront. Kommandant des Straflagers war vermutlich Erich Raschke, geb. 18.10.1913, verstorben 16.01.1975 in Lünen. (1934 war Raschke wegen Mißhandlungen aus der SS ausgestoßen worden.) Die Wachmannschaft auf der "Bremerhaven" waren Angehörige des Werkschutzes des Hydrierwerkes Pölitz, Leiter war der Kriminaloberassistent Alois Hummel, geb. 15.06.1905 in Rosshaupten, Allgäu, gefallen. Gegen einen anderen Werkschutzangehörigen war das Verfahren Itzehoe 3 Js 1612/66 anhängig. Straftaten, die vorgeworfen wurden: Erschießung erschöpfter Häftlinge und Mißhandlungen mit Todesfolge sowie Exekutionen polnischer Arbeiter. Das AEL Hägerwelle wurde für "arbeitsscheue" Personen eingerichtet und unterstand des Abt. I der Staatspolizeileitstelle Stettin (Polizeirat Helmuth Dobran, geb. 13.01.1887 in Groß Zwicker, Kreis Rügen). Erster Lagerleiter war ein Polizeiinspektor Müller, der wegen seiner Beziehungen zu weiblichen Häftlingen seines Postens enthoben und zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt wurde. Seine Nachfolger waren SS-Obersturmführer und Polizeiinspektor Alfred Heise, geb. 26.02.1907 in Neuruppin, verstorben 25.03.1972 in Berlin-Charlottenburg (siehe auch Schweinfurt 1a Js 1455/69) und Rudolf Schienke, geb. 10.11.1911 in Neuteich, verstorben 24.02.1968 in Northeim (siehe Göttingen 4 Js 1018/67). Straftaten im AEL Hägerwelle: Tod von ca. 7 Personen täglich aufgrund der allgemeinen Lebensbedingungen. 60 Personen sollen durch als Rattengift verwendete Dorschköpfe, die sie gegessen hatten, verstorben sein. 50 sowjetische Kriegsgefangene sollen erschossen worden sein. Am 10.04.1942 wurde der polnische Arbeiter Maks Golombiewski wegen illegaler Beziehungen zu einer deutschen Frau exekutiert. Weitere Exekutionen auch 1943 und 1944. |
| Das Pommernlager soll angeblich von Richard Adamik, geb. 15.01.1912 in Pölitz, verstorben 17.07.1956 in Schopfheim, geführt worden sein. Er soll Selektionen durchgeführt haben, woraufhin die Selektierten im AEL Hägerwelle exekutiert wurden. Außerdem wurden 1941 und 1943 je ein Mensch erhängt. Das Nordhydrierwerk wurde von einem unbekannten SS-Mann geführt. Angehörige der SS-Wachmannschaften sollen Häftlinge totgeschlagen, erschossen und erhängt haben. Die Erhängungen erfolgten meist wegen illegaler intimer Beziehungen zu deutschen Frauen. Die Entscheidung über die Exekution fällte das Polenreferat im RSHA. Leiter der Staatspolizeileitstelle Stettin war von 1941 bis 1943 der SS-Obersturmbannführer und Oberregierungsrat Bruno Müller, geb. 13.09.1905 in Straßburg, verstorben 01.03.1960 in Oldenburg. Seine Stellvertreter waren Regierungsrat und Sturmbannführer Dr. Kurt Hafke, geb. 02.06.1903 in Grünlinge, Wehlau, verstorben 07.03.1981 in Holzminden und Regierungsrat und SS-Sturmbannführer Willi Wolter, geb. 14.11.1907 in Kleve, erstorben 18.05.1969 in Porz. Nachfolger Müllers war Oberregierungsrat Fritz Liphardt, geb. 03.05.1905 in Stettin, verstorben 17.05.1947 in Stettin. Leiter der Abt. II war der Beschuldigte Karl Schlüter. Die meisten Straftaten konnten nicht identifizierbaren Tätern zugeordnet werden; Ermittlungen sind damit aussichtslos. Ein Beschuldigter namens Reischke oder Raschke, der Häftlinge auf dem Dampfschiff Bremerhaven aufhängte und erschoß, ist vermutlich Erich Raschke, geb. 18.10.1913 in Puttangow, verstorben 16.01.1975 in Lünen, Westfalen. Dafür spricht die Tatsache, daß er zwar eine SS-Uniform trug, aber keinerlei Abzeichen, da er bereits 1934 wegen Schädigung der SS ausgestoßen worden war. Sein Einsatz auf dem Dampfschiff diente womöglich der "Bewährung". Im Hydrierwerk soll der Beschuldigte Alois Hummel, geb. 15.06.1905 in Rosshaupten, Allgäu, vermutlich verstorben, Häftlinge wegen behaupteter Vergehen zum Tod verurteilt haben, die daraufhin erhängt wurden. Möglicherweise wurden die Todesurteile auch von einer vorgesetzten Stelle verordnet. Daher ist kein Ermittlungsverfahren einzuleiten. Der Lagerführer Adamik im Pommernlager soll Häftlinge zu Hinrichtungen ausgesondert und Erhängungen geleitet haben. Seine Identität ist unbeklärt, da er nicht sicher mit der oben erwähnten Person identisch ist. Gegen den Beschuldigten Schlüter besteht aufgrund seiner Dienststellung ein allgemeiner Verdacht. Bezüglich der Erhängung des Maks Golombiewski, der wegen illegaler Beziehungen zu einer deutschen Frau erhängt wurde, wurde der Exekutionsbefehl vom 07.04.1942 vom Leiter der Staatspolizeileitstelle Stettin, Bruno Müller, unterzeichnet, die Federführung hatte die Abt. II. Es war jedoch nicht nachweisbar, daß der Beschuldigte an dem Tötungsbefehl Anteil hatte und daß die Exekution tatsächlich durchgeführt wurde. |
Staatsanwalt: | Duhn |
Alte Aktenzeichen staatsanw. Ermittlungsverfahren: | Staatsanwaltschaft Hamburg 2100 Js 5/84 |
Angeklagte / Beklagte: | Schlüter, Karl, geb. am 12.10.1901 in Hamburg, Leiter der Abt. II der Stapoleitstelle Stettin, Kriminalrat |
| unbekannt, unbekannt, unbekannt, Angeh.Stapoleitstelle Stettin Fremdarbeiterreferat |
Date of birth: | 10/12/1901 |
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Usage |
End of term of protection: | 12/31/2015 |
Permission required: | Keine |
Physical Usability: | Uneingeschränkt |
Accessibility: | Öffentlich |
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URL for this unit of description |
URL: | https://recherche.staatsarchiv.hamburg.de/ScopeQuery5.2/detail.aspx?Id=1364559 |
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